Mittwoch, 23. Dezember 2015

Weihnachtsstimmung / Thoughts of Christmas

An einem der letzten Tage erwachte ich morgens und geriet sehr bald in eine für mich ungewöhnlich glückliche Vorweihnachtsstimmung. Woher wurde sie gespeist?
Meine Frau ist Lehrerin in der Frauenhilfvereinigungs unserer Gemeinde und hatte mit einem Thema "Mache Deine Pfähle stark" (ein Pfahl besteht aus etwa 12 Gemeinden, vegleichbar einem Kirchenkreis) ihre Schwierigkeiten. Ich empfahl ihr, sich auf den Hauptgedanken zu konzentrieren: "sich vereinen und vervollkommnen" (vereinfacht: kommt zusammen und werdet eins!). Es ist eine meiner Lebenserfahrungen, dass aus dem Zusammensein und der -arbeit mit vielen Menschen Motivation und Kraft ensteht. Dazu gab es in letzter Zeit zwei sicher etwas nachvollziehbare Beispiele:
1. Die Weihnachtsandacht der Ersten Präsidentschaft (https://www.lds.org/broadcasts/archive/christmas-devotional/2015/12?cid=HP_SU_12-6-2015_dPFD_fMLIB_xLIDyL1-C_&lang=deu) wurde im Gemeindehaus aus dem Konferenzzentrum in SLC übertragen, wo der Tabernakelchor und das Orchester am Tempelplatz die festliche Andacht mit gestalteten. Im Chor mitzusingen oder im Orchester mitzuspielen, lässt erkennen, dass gemeinsames Musizieren zur Vervollkommnung jedes einzelnen Musikanten beiträgt. Wenn ich mich also mit Gleichgesinnten vereine, dann vervollkommne ich mich weiter. Das gilt mit Einschränkung auch für die Zuhörer. In SLC bekam man sicher schon seit Wochen keine Eintrittskarten mehr für die Weihnachtsandacht im 21 000 Besucher fassenden Konferenzzentrum. Bei der hiesigen Übertragung waren leider nur einige verstreute Besucher. Eine, wie ich meine, zumindest für Mitglieder verpasste Gelegenheit zur eigenen Vervollkommnung. -
2. Parallel dazu hatte der BVB ein Heimspiel in der mit mehr als 81 000 Zuschauern ausverkauften Arena. Es ist sicher bekannt, welche Kraft von einer heimischen Tribüne ausgeht. -

Der Tabernakelchor sang ein mir unbekanntes Weihnachtslied "Carols of the bells" und Präsident Uchtdorf sprach dann über den Hintergrund dieses ursprünglich ukrainischen Neujahrsliedes. Die Großzügigkeit Gottes im Jahresablauf soll darin zum Klingen gebracht werden und dem Chor gelang dieser Lobpreis nahezu vollkommen.
Großzügigkeit im Zusammenhang mit Weihnachten hatte ich bis dahin noch nie bedacht, doch erinnerte ich mich sofort an meine Zimmerwirtin während des Studiums. Sie schenkte in ihrer großen Menschenliebe nicht nur mir alles, was sie selbst in der Not der Nachkriegszeit geschenkt bekommen hatte. -
Apostel Bednar hatte zuvor in seiner Ansprache die Weihnachtsgeschichte im Zusammenhang mit dem damaligen Geschehen in der Neuen Welt dargestellt (https://www.lds.org/scriptures/bofm/hel/14?lang=deu). Wir sollten uns in die Lage des Propheten Samuel versetzen, wie er, vielleicht zehnjährig, die Verheißung von der Geburt Christi erfuhr, die er dann als 15-Jähriger in Erfüllung gehen sah und etwa 30 Jahre später mit dem Kreuzestod Christi wohl auch die dreitägige absolute Dunkelhei miterlebte, aus der dann der Erlöser den Versammelten auf dem Tempelplatz erschien. Niemals vorher wurde mir dieses Hervortreten Christi als befreiendes und Hoffnung spendendes Licht der Wahrheit bewusster.
Wahrscheinlich trug dazu auch ein kürzlich stattgefundener Austellungsbesuch bei (https://www.google.de/search?q=zurbaran+d%C3%BCsseldorf&newwindow=1&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwia46OSsPXJAhXGD3IKHd8NDjgQ7AkINA&biw=1440&bih=699). Die raumhohen Apostel- und Heiligenfiguren des spanischen Barockmalers Zurbarán, die er aus dunkelstem Hintergrund hervortreten lässt, hatten mich innerlich berührt und wirkten nach. -
So spielten an jenem Morgen mehrere meiner Sinne zusammen und verursachten dieses noch nicht allzu häufig erlebte Glücksgefühl. Es wird mich weiter tragen und mich in der Absicht bestärken, mit der Familie und allen Menschen guten Willens vereint, Weihnachten und Jahreswechsel zu feiern sowie weiterhin auf die Verheißung vollkommenen Glücks zu hoffen, das uns Weihnachten erahnen lässt.


One day I awoke and had some thoughts that brought me closer to Christmas. I became happy. Where did it come from?
My wife had to give a lesson in the Relief Society with the topic: „Strengthen our Stakes“.
which was difficult for her to prepare. So I suggested to concentrate on the main thought: „come together to become perfekt“. It is an experience of my life coming and working together adds motivation and power. Here are two examples from last week that will help to explain what I mean.
1.     Christmas devotional of the First Presidency (https://www.lds.org/broadcasts/watch/christmas-devotional/2015/12?lang=eng&vid=4649217759001)in which the Tabernacle Choir and the Orchestra on Temple Square were involved was broadcasted to our Stake center. Whenever musicians of a choir or an orchestra come together, they combine their talents to create something bigger than they could achieve on their own. So it motivates us to come together with people of the same interest to work on our own perfection. This could even be said, to some degree, for the audience. I’m sure that in SLC the 21000 tickets for the devotional were gone long before the event. In our Stake building there were only very few who took the opportunity to benefit from coming together and being uplifted.
2.     In contrast to those few people in our congregation we could see hundreds of cars of soccer fans parked outside that visited the soccer arena close to our stake building. If you ask a real fan, there is nothing that can be compared to the feeling of being united as fans in the arena to cheer for your team.
The Tabernacle Choir sang “Carols of the bells” that was unknown to me as a Christmas carol. Elder Uchtdorf talked about the background of this originally Ukrainian new years song. The generosity of God throughout the year is supposed to be brought to sound in this song and the Choir perfected this praise.
Generosity in connection with Christmas was somewhat new to me, but I had to think back to my years as a student. My landlady always showed great generosity towards me when she freely shared the few things she possessed in those past war time years with me and other people around us.
In Elder Bednars talk (https://www.lds.org/scriptures/bofm/hel/14?lang=eng) we heard about the Christmas Story in connection with the events in the new world. We were supposed to think back to Samuel the lamanite, who had heard of the prophecy about the coming of Christ at the age of around 10. When he was 15 he saw the prophecies come true and he must have also experienced the three days of darkness when Christ was crucified 30 years later. Those who were gathered around the temple were saved from the darkness by Christ’s appearance among the Nephites. Never before have I understood the role of Christ as the light of truth and hope better than in this talk.
Maybe this new impression was also influenced by a Zurbarán-Exhibition I just had visited (https://www.google.de/search?q=zurbaran+d%C3%BCsseldorf&newwindow=1&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwia46OSsPXJAhXGD3IKHd8NDjgQ7AkINA&biw=1440&bih=699) . The Spanish Baroque artist painted room height Apostles and other Saints emerging from a deep dark background which gave them a characteristic holy flair. These paintings deeply touched me and inspired my feelings when I heard Elder Bednar’s talk.
 On that morning more than one sense worked together creating this feeling of happiness I haven’t felt too often in my life. This emotion will carry me further on and reinforce my intention to celebrate Christmas and to believe in the future of a new year hoping for a perfect happiness as promised by Christ. Christmas can already give us a glance of it now.

p.s. Thanks to my daughter Anike who helped me with the translation

Donnerstag, 16. Juli 2015

Gerechtigkeit, Gnade und Kinder

Am letzten Wochenende waren wir zu einem Konzert der Musikfreunde nach Heidelberg gefahren. Unsere Tochte Anike spielt in diesem Orchester mit.
aus einem Brief des Orchesterleiters
Das Konzert stand unter dem Thema "Skandinavischer Sommer" und erinnerte auch mit drei Kinderliedern an den 70. Geburtstag von Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf. Die Kinder der Sinfoniker waren eingeladen worden, ihr ein Geburtstagsständchen zu singen und drei  unserer Enkelkinder Lasse (11), Okke (9) und Emma (6) waren mit Begeisterung dabei. Selbst die Großeltern aus Neumünster waren zu diesem Ereignis angereist. In dem Lied "Sommersågen" hieß es zum Schluss: "Im Sommer singt man Lieder, sonst ist man taub und blind, doch ich bin immer wieder des Sommers liebstes Kind!" Für Kinder, die mit Begeisterung so singen können, stellt sich die Frage nach Gerechtigkeit (nach Schuld und Sühne) nicht. Sie dürfen einfach genießen und dabei wachsen. So lehrt es uns auch das wiederhergestellte Evangelium im Buch Mormon: "Menschen sind, damit sie Freude haben können" (2. Nephi 2: 25; https://www.lds.org/scriptures/bofm/2-ne/2?lang=deu). Christus wollte, dass diese Entwicklungsbedingung grundsätzlich für alle Menschen gilt und brachte deshalb das Sühnopfer, mit dem er der Gerechtigkeit Genüge tat und uns von der Erbsünde befreite.
Überdies kennen wir die Bitte: "Gott sei mir Sünder gnädig." Wenn Kinder nun nach unserem Verständnis nicht sündigen können, stellt sich die Frage, ob sie Gnade brauchen. Hier tauchen bei mir Kindheitserinnerungen auf, als noch die Prügelstrafe rechtens war. Wie oft habe ich besonders dann auf Gnade gehofft, wenn ich einsah, dass ich Strafe verdient hatte.
Präs. Dieter F. Uchtdorf
Die Konferenzansprache von Präsident Uchtdorf (Die Gabe der Gnade; https://www.lds.org/liahona/2015/05/sunday-morning-session/the-gift-of-grace?lang=deu) hat mir da die Augen weiter geöffnet. Schon die Grundaussage, dass Gnade Ausdruck der göttlichen Liebe ist, lässt mich sie besser verstehen und bestätigt meine kindliche Hoffnung, sie zu brauchen. Elder Uchtdorf sagt dann, dass Gnade sowohl die Pforten als auch die Fenster des Himmels öffnet.
An der Pforte des Himmels soll Petrus stehen. Ihn zitiert Präsident Uchtdorf, wenn er davon spricht, dass Gnade die Pforten des Himmels öffnet (2. Petrus 1:3-11; http://www.bibleserver.com/text/LUT/2.Petrus1). Er stellt fest: Weil Christus das Sühnopfer brachte, "gibt es für uns einen Eingang in sein immerwährendes Reich. Die Pforte wird geöffnet."
Durch die geöffneten Fenster des Himmels ergießt sich aller Segen auf uns. "Unser ganzes Leben lang erhalten wir durch die Gnade Gottes irdische Segnungen und geistige Gaben, durch die unsere Fähigkeiten vergrößert werden und unser Leben bereichert wird. Durch seine Gnade entwickeln wir uns weiter. Durch seine Gnade können wir das Beste aus uns machen." (Uchtdorf, a.a.O.)
Wir sehen, dass diese Sichtweise meinen kindlichen Wunsch nach gnädiger Strafzumessung weiter fasst. Sie führt uns auf Astrid Lindgren und ihre Pippi Langstrumpf zurück. Wie gesegnet sind doch die Kinder von Bullerbü, deren Leben von Liebe und Verständnis getragen wurde und ihnen durch das Licht der Sommersonne reiche Entwicklungsmöglichkeiten gab.


Samstag, 4. Juli 2015

Das zweite Kommen Christi (Teil 2)

Die frohe Botschaft (= das Evangelium) mit anderen teilen
Als ich in der vorigen Woche mit Missionaren zu einer älteren Untersucherin fuhr, fragte ich die Elders nach dem geplanten Thema der Belehrung. Sie wollten es ganz von deren Fragen abhängig machen. An ihrer Stelle hätte ich fragen können, wie der zweite Teil von Mathäus 24 in dieser beunruhigenden Zeit, die sich aktuell in der Griechenlandfrage oder vielleicht auch in der ungewöhnlichen Sommerhitze zeigt, auf uns heute zu beziehen sei. Ich wunderte mich, dass wir in dem späteren Belehrungsgespräch genau darauf zu sprechen kamen. Warum sollte sich auch ein älterer Mensch motivieren lassen, den Bund der Taufe auf sich zu nehmen oder was bewegt einen wie mich, der auch zu den älteren gehört, über geistige Dinge nachzudenken und darüber zu posten?
Liedstrophe als Unterichtshilfe
Wir glauben an den wahren Christus und lassen uns durch seinen Propheten führen. Wenn wir das tun und uns durch das Taufbündnis als Heilige der Letzten Tage zu den Auserwählten zählen dürfen, dann brauchen uns die Zeichen der Zeit nicht beunruhigen. Ezra Taft Benson (Präsident der Kirche von 1985 bis 1994) riet , dem lebenden Propheten zu folgen und sah in dieser Empfehlung den Schlüssel für eine  christlich ausgerichtete Lebensführung. So kann man Matthäus 24:23,24 in der revidierten Fassung von Vers 21-23 als Zuspruch verstehen: "Seht zu, dass ihr euch nicht beunruhigt." (https://www.lds.org/scriptures/pgp/js-m/1?lang=deu)
 Für die Auserwählten wandelt sich auch das Bild vom Blitz (Matthäus 24:27) zum Licht des Morgens (in der revidierten Fassung Vers 26). Der Blitz kommt überraschend, das Licht des Morgens voraussehbar.
Befremdlich ist für mich das Bild vom Aas, zu dem die Geier finden. Es taucht auch in der revidierten Fassung auf, wird dort aber aufgefangen durch die erneute Zusicherung, zu den Auserwählten zu sprechen, die errettet werden, wenn sie sich nicht  überwinden lassen sowie die Erinnerung daran, dass vor dem 2. Kommen Christi das Evangelium erst in aller Welt verkündet werden wird (vgl. Matth. 24: 28 und revidierte Fassung Verse 27-32)
Bilder zum Evangelium, Nr. 238
Auffallend ist dann, dass im Neuen Testament das Kommen des Menschensohns nur in drei Versen 29-31 beschrieben wird, während die revidierte Fassung der Beschreibung dieses Ereignis fünf Verse (33-37) einräumt.
Ein Engel mit Posaune ist den "Auserwählten" vertraut, findet er sich doch auf jedem Tempel der Kirche und kündet von der Sammlung Israels.
Aus den Mahnungen in Hinblick auf das Ende ist vielleicht eine Korrektur der revidierten Fassung wesentlich. Mit dem Bild vom grünenden Feigenbaum ist die Mahnung verbunden, dass das Ende der Welt vor der Tür steht (Matthäus 24:33), Joseph Smith übersetzt aber, dass dann der Menschensohn vor der Tür stehen wird (Vers 39). 
Am Schluss des Kapitels über das zweite Kommen Christi finden wir dann zwei Gleichnisse: Vom wachsamen Hausherrn (revidiert: Hausvater) sowie vom treuen und schlechten Knecht. Bezeichnend ist für mich die familiäre Komponente. Zu allererst sollen wir  für das Wohl unserer Lieben sorgen, nicht in Herrschaftsmanier, sondern in wachsamerer Fürsorge sowie im Bewusstsein eines Knechtes oder Dieners. -
Wie so oft entdecke ich hier Parallelen zu mich prägenden Lebeserfahrungen. Schon als Junge wunderte ich mich über den "christlichen" Brauch vieler Hausherren in meinen Jugendjahren, nach dem Besuch des Sonntagsgottedienstes zum Frühschoppen zu gehen, während die Frauen nach Hause gingen, um das Mittagessen vorzubereiten. Um die Dorfkirche herum, wo ich aufwuchs, befanden sich mehrere Gaststätten. Niemals hat mein Vater diesen Brauch übernommen und deshalb auch nicht an seine Söhne weitergegeben, wofür ich ihm sehr danke.
Insgesamt lässt mich dieses Kapitel aus dem Matthäusevangelium in seiner revidierten Fassung besser verstehen, warum das Evangelium auch dann, wenn uns schwerer Zeiten bevorstehen oder wir diese schon erleben, eine frohe Botschaft auch für ältere Menschen ist oder werden kann. Alles lässt sich besser ertragen, wenn man weiß, dass zwar Schweres droht, dass es aber als notwendiger Bestandteil in jedes Leben eingebettet ist, welches sich letztlich in Herrlichkeit vollenden kann.
Jesus Christus sprach im Vertrauen zu seinen Jüngern über die Zerstörung des Tempels, die ja im übertragenen Sinn auch ihn selbst betraf. Dann sprach er zu uns von den Zeichen der Zeit vor seinem zweiten Kommen und stärkte die "Auserwählten" in dem Bewusstsein, sich durch Schweres nicht beunruhigen zu lassen.







Samstag, 27. Juni 2015

Das Zweite Kommen Christi (Teil 1)

Dirndl-Sonntag
Freud und Leid miteinander teilen
Ist es etwas Schönes, dann löst es auch beim Gegenüber Freude aus und verdoppelt sich damit. So war es auch in der letzten Woche, als wir die Missionarinnen bei uns zu Besuch hatten und uns dabei Schwester Nielson von ihrem Dirndl erzählte. Da beschlossen meine Frau, die schon lange nicht mehr eines ihrer Dirndl angezogen hatte, und sie, am Sonntag im Dirndl zur Kirche zu kommen.
Ist es aber etwas Leidvolles, dann halbiert sich der Schmerz, wenn es zwei gemeinsam tragen. So muss der Prophet Joseph Smith gedacht haben, als er in Matthäus 24 von den Begleitumständen las, die für die Zerstörung des Tempels und das zweite Kommen Christi vorhergesagt wurden. Es ist das einzige Kapitel des Neuen Testaments, das in seiner Übersetzung mit in die Köstliche Perle aufgenommen wurde. Der Sonntagsschulunterricht beschäftigte sich mit diesen beiden Fassungen und ich wurde bewegt über ihr warum nachzudenken.
Im ersten Teil geht es vor allem um die Zerstörung des Tempels:
Zunächst wird in der Einleitung in der wiederhergestellten Fassung deutlicher, dass Jesus tatsächlich zu dem engen Kreis seiner Jünger (den Aposteln) von seinem Leben, Sterben und Auferstehen und damit auch von seinem zweiten Kommen spricht und sie verstanden ihn ( JS-Matth. 24:1 "Da verstanden seine Jünger, dass er wieder auf die Erde kommen würde, nachdem er zur rechten Hand Gottes verherrlicht und gekrönt worden sei"https://www.lds.org/scriptures/pgp/js-m/1?lang=deu ). Wie wichtig ist es doch, dass man auch bei drohendem Ende eng zusammenrückt und dabei dessen eigentlichen Sinn versteht.
Die Bibelfassung setzt dagegen in Matthäus 23:38 mit der Ankündigung ein, dass Gott, der Herr, sein Haus verlässt und es damit der Zerstörung preisgibt. Im Vers 39 setzt er eine Bedingung für seine Rückkehr. Die Menschen müssen bereit sein, Christus mit den Worten zu empfangen: "Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!"
Die Mitglieder der wiederhergestellten Kirche Christi erhalten den Hinweis, wo sie sich in bedrohlichen Zeiten möglichst oft aufhalten sollen, um geborgen zu sein und Mut zu schöpfen : a.a.O, Vers 12  "dann sollt ihr an heiliger Stätte stehen".
Houston Tempel
Hier kann ich meinen Gedanken aus der Vorwoche ein kürzlich erschienenes Foto vom Tempel in Houston hinzufügen, das ihn unter einem Regenbogen zeigt. Dieser ist ja Symbol für das Versprechen des himmlischen Vaters, niemals wieder eine Sintflut über die Erde kommen zu lassen. So ist der Tempel, wie ich letzte Woche schon schrieb, auch ein Symbol für die stets notwendige Reinigung der sündigen Menschen geworden (Genesis 9:13 - http://www.bibleserver.com/text/EU/1. Mose 9 -; aber auch KP, Mose 7:44 u 45 - https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/7?lang=deu -). Die letzte Schriftstelle zeigt aber auch, was uns im Tempel gelingen kann: Gott, unseren Vater zu preisen und das Hosianna auszurufen:
"Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!"
Die Bibelfassung sagt dagegen in Vers 15 und 16, dass im Höhepunkt der Not ein unheilvolles Greuel den Tempel füllen wird und deshalb die Bewohner Judäas von ihm weg in die Berge fliehen sollen (Wenn ihr dann am heiligen Ort den unheilvollen Gräuel stehen seht, der durch den Propheten Daniel vorhergesagt worden ist - der Leser begreife - dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen)

Beide Fassungen stimmenen dann im Vers 20 bzw. 22 wieder überein, dass die verheerenden Zeichen der Zeit dank des Bundesvolks verkürzt werden wird (20 Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, dann würde nichts von ihrem Fleisch errettet werden; aber um der Auserwählten willen, gemäß dem Bund, werden jene Tage verkürzt werden; 22 Und wenn jene Zeit nicht verkürzt würde, dann würde kein Mensch gerettet; doch um der Auserwählten willen wird jene Zeit verkürzt werden). In allem Leid zeigt sich mit der Verkürzung und damit Endlichkeit der Leidenszeit ein erfreuliches weil hoffnungsfrohes Zeichen. Die Freude darüber kann sich verdoppeln, dennTod und Auferstehung (Zerstörung und Wiederherstellung des physischen Tempels Christi) sind sowohl für das Bundesvolk als auch für die übrigen Erdenbewohner Voraussetzung ihrer Erlösung.
 

Donnerstag, 18. Juni 2015

Tempelreinigung

Der erste Tempelbesuch, bei dem ich zwei Jahre nach der standesamtlichen Trauung meine Frau auch für Zeit und alle Ewigkeit heiratete, war meine eigentliche Bekehrung. Eigene Vorstellungen von den Tempelriten des Alten Testaments belasteten mich. Würde ich in eine Mystik hineingezogen, die mir fremd war? Was ich dann im Tempel erlebte, machte mich glücklich und sicher, meine religiöse Heimat gefunden zu haben.
Den Haag Tempel
Am vorigen Wochenende nahmen meine Frau und ich an der jährlich einmal stattfindenden Gemeindetempelfahrt teil, bei der wir erstmals den niederländischen Tempel in Den Haag besuchten. Auch von ihm hatte ich eine falsche Vorstellung und wurde deshalb von der Wirklichkeit angenehm überrascht. Als wir mit dem Bus nach Holland hineinfuhren, fielen mir besonders die architektonisch klar gegliederten und transparent gestalteten Industrie- und Handelsgebäude auf, die sich insgesamt in eine sauber wirkende Kulturlandschaft einfügten. Zwar hatte ich gehört, dass der dortige Tempel im Vergleich zu dem in Friedrichsdorf klein sei, doch wirkte er für mich vom Bild her trotzdem mächtig wie eine Burg mit seinem aus der Mitte aufsteigenden Burgfried. Aber er liegt in dem östlichen Vorort Zoetermeer, einem relativ spät eingemeindetem Dorf, und fügt sich in die beobachtete holländische Architektur genauso ein, wie der ganz anders erscheinende Frankfurter Tempel in die deutsche.
Unvorstellbar wäre für mich ein Basar im Vorhof des Tempels oder um ihn herum. Genau gegen solche Vermarktungstendenzen wandte sich Jesus, als er den Tempel in Jerusalem reinigte (vgl. Matthäus 21:12-17;http://www.bibleserver.com/text/EU/Matth%C3%A4us21). Für mich gilt dieses zunächst untypische Verhalten Christi als Bestärkung meiner Ansicht, dass auch ein Christ sich zur Wehr setzen darf. Er braucht sich nicht ausnutzen oder respektlos behandeln zu lassen, sondern darf sich dort behaupten, wo man ihn wegen seiner christlichen Grundhaltung mißachtet oder mißbrauchen will.
Betreten kann man den Tempel nur mit einem Empfehlunsschein, auf dem zuständige Priestertumsführer die Würdigkeit eines Mitglieds bestätigen. Damit soll gewährleistet werden, dass sich in seinen geweihten Räumen nur Menschen aufhalten, die Grundsätze und Verordnungen des Evangeliums befolgen  und damit im weiteren Sinne "reinen Herzens" sind (vgl. Psalm 24:4-6; http://www.bibleserver.com/text/EU/Psalm24). Im engeren Sinn wird sich kein Mensch als "rein" bezeichnen können, da wir allzumal Sünder sind. Aber der Tempel hilft uns, unsere Gedanken zu reinigen und immer wieder auf unsere Bündnisverpflichtungen auszurichten. Eine solche Reinigung verschafft uns inneren Frieden, nach dem wir uns letztlich sehnen.
Präsident Monson hat auf der letzten Frühjahrsgeneralkonferenz das Bemühen der Kirche dargestellt, die Tempel in die Nähe der Mitglieder zu bringen, damit sie bei zumutbarer Belastung an Zeit und Mitteln ihn besuchen können. Er stellt fest:"Wenn wir in den Tempel gehen und an die Bündnisse denken, die wir dort schließen, sind wir besser dazu imstande, diese Versuchungen zu überwinden und unsere Prüfungen zu ertragen. Im Tempel können wir Frieden finden." (https://www.lds.org/liahona/2015/05/sunday-morning-session/blessings-of-the-temple?lang=deu) Wenn ich einen Tempel betrete, dann bewegt mich ein Gefühl der Dankbarkeit und Freude, eine heilige Zufluchtsstätte zu haben, in der lichte Schönheit und wohltuende Ordnung herrscht. Dort finde ich Ruhe, Frieden und die Gewissheit, einmal mit meinen Lieben in die Gegenwart unseres himmlischen Vaters zurückkehren zu können. Der erste Besuch in dem für uns noch neuen Tempel in Den Haag hat dieses Gefühl und auch die Freude besonders verstärkt. Wie gesegnet wir doch sind, dass mit dem Evangelium auch die Tempelverordnungen wiederhergestellt worden sind, die eine besondere Kraft haben, uns zu reinigen!



Mittwoch, 10. Juni 2015

Mehr dienen als herrschen

Elder Ringwood
Am letzten Sonntag, dem 7. Juni, war neben dem Unterricht in der Priestertumsklasse und der Sonntagsschule auch Zeugnisversammlung. Da ich Türdienst hatte und deshalb nicht in der Priestertumsklasse sein konnte, habe ich dort meine Gedanken zu dem vorher angekündigten Thema "Wahrhaft gut und ohne Falsch", bezogen auf eine Ansprache von Elder Ringwood auf der diesjährigen Frühjahrsgeneralkonferenz (https://www.lds.org/general-conference/2015/04/truly-good-and-without-guile?lang=deu) nicht äußern können und will sie deshalb hier niederschreiben.  Diese Ansprache bewegte mich, weil sie sich mit meinem Grundverständnis vom Christ sein auseinandersetzt. Ich schätze die Kirche, weil mir durch das wiederhergestellte Evangelium, sobald ich es verstehen lerne, christliche Verhaltensgrundsätze  erneut als wahr bestätigt werden. Will ich wirklich Christ sein, dann sollte mir das Wohl meiner Mitmenschen immer wichtig sein, vielleicht sogar wichtiger als mein eigenes.
Beim Gleichnis vom verlorenen Sohn hatte ich die Position des älteren Sohnes zunächst auch als verloren bezeichnet, weil er bei der Rückkehr seines jüngeren Bruders eigene Ansprüche vor die seines Bruders stellte. So übersah ich damals die Verheißung, die für eine beharrliche, langfristig zuverlässige Lebensführung gilt: "Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein (Lukas 15 :31). "Du bist immer bei mir" ist auch heute noch "wahrhaft gut". "Und ohne Falsch sein" hieße dann in dem Gleichnis: "Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest (für deinen Bruder) feiern."
Ringwood belegt diese Wahrheit mit einem Beispiel aus dem Buch Mormon. Es sind die vergleichsweise wenigen 15 Verse, in denen Alma mit seinem Sohn Schiblon spricht. Mit Korianton dagegen, dessen junges Leben nicht so beständig gut verlaufen war, setzte er sich ausführlicher in 91 Versen auseinander. Ihn fragt Alma: "(Hast) du nicht die Beständigkeit deines Bruders, seine Glaubenstreue und seinen Eifer im Halten der Gebote gesehen?" (Alma 39:1; https://www.lds.org/scriptures/bofm/alma/39?lang=deu).
Nun beschäftigt sich Ringwood mit der Motivation zu so einer als "wahrhaft gut" bezeichneten Lebensführung. Er zitiert in diesem Zusammenhang Spencer W. Kimball (12. Präsident der Kirche; https://www.lds.org/scriptures/gs/kimball-spencer-w?lang=eng): "Den wahrhaft großen Frauen und Männern geht es immer mehr darum, zu dienen als zu herrschen." Solche Menschen befinden sich nicht nur in der Kirche, sondern "in allen Gesellschaftschichten und vielen Glaubensgemeinschaften. Sie aber nennt Ringwood "wahrhaft bekehrt" und er berichtet von einem jungen pflichtbewussten Missionar, der in Korea diente, aber große Schwierigkeit mit der Sprache hatte. Er galt zu Unrecht als erfolglos, doch der Missionspräsident erkannte seinen Wert und beurteilte ihn als erfolgreich, weil er nicht nach Lob, Stellung, Macht, Ehre und Autorität strebte, sondern schlicht seine Pflicht erfüllte.
Eine solche Lebenseinstellung bekommt man in der Regel nicht in die Wiege gelegt, doch entspricht sie der Erfahrung, die ich als jüngster von 5 Söhnen in meiner Familie machte. Ich kann bestätigen, dass es ein lebenslanger Wandlungsprozess ist, der besonders dann wirksam werden kann, wenn man seinen Glauben durch Taten übt und festigt.
 So will ich von meiner Arbeit mit einer meiner Enkeltöchter berichten, der die Mathematik schwer fällt. Als sie noch Kind war,  gestaltete sich meine Nachhilfe mehr autoritär. Ich sagte, was zu tun ist und sie hatte zu folgen. Heute ist sie eine junge Erwachsene mit eigenen Lösungsvorstellungen. Auf sie habe ich zu achten, wenn ich ihr wirklich helfen will. Wenn ich wieder in ein altes Verhaltensmuster zurückfalle und ihren Widerstand spüre, dann entschuldige ich mich. Ich will doch mehr dienen als herrschen. Weil sie diese meine Absicht kennt, ist das Vertrauen zwischen uns gewachsen und überbrückt schwierige Auseinandersetzungen.
Wo es leicht wird, nach dem Prinzip zu leben, mehr zu dienen als zu herrschen, ist auf dem Friedhof. Hier kannte ich eine Glaubensschwester, die sich Sorge um die Pflege des Grabes nach ihrem Tod machte. Ihr versprach ich, mich darum zu kümmern. Dieser Dienst erfüllt mich immer wieder mit Dankbarkeit und Freude.
Grabstelle auf dem Hauptfriedhof


Donnerstag, 4. Juni 2015

Unser tägliches Brot ...


Brotteller mit den frischen Brotlaiben
Die Bitte "Unser tägliches Brot gib uns heute" (http://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us6) aus dem Vaterunser begleitet mich seit Kindertagen. Aus dem Nachlass meiner Schwester habe ich einen Brotteller aufbewahrt, den sich meine Eltern entsprechend dem Muster des in der ostpreußischen Heimat zurückgelassenen Exemplars nach dem Krieg und der Vertreibung neu drechseln ließen.
nach 2 Stunden fertig gebacken
Unser Brot ist seit vielen Jahren selbst gebacken. Heute ist es ein mit Sauerteig gebackenes Vollkorn-Dinkelbrot. Um es backen zu können, besitzen wir einen Dampfbackofen, der das Brot in einem automatischen Vorgang in zwei Stunden backt. Dem eigentlichen Backen geht die Zubereitung voraus.
Das Rezept für ein Kastenbrot: 750 g Weizen/Dinkel; 350 ml H-Vollmilch; 350 ml Wasser; 15 g Salz; 100 g Trockenpflaumem; 25 g Sonnenblumenkerne; je 1 gestr. Teelöffel der Brotgewürze Kümmel, Anis, Fenchel, Koriander, Liebstöckel und Tausendgüldenkraut sowie je ein Beutel Sauerteig und Trockenhefe.
Den Weizen/Dinkel entnehme ich unserem Jahresvorrat, der entsprechend dem Bedarf  immer ergänzt wird. Das Korn wird zusammen mit den Brotgewürzen in unserer elektrisch betriebenen Hausmühle gemahlen (sollte der Strom ausfallen, dann haben wir auch noch eine handbetriebene Mühle). Mit einem Teil des frisch gemahlenen Mehls wird unter Zugabe von H-Milch und Wasser sowie Sauerteig und Trockenhefe einen Vorteig gemischt, der einen Tag Zeit zum Durchsäuern bekommt. Dann wird das Restmehl mit Salz, Milch, Wasser und dem Vorteig angeteigt. Der entstehende Teig soll dann etwa vier Stunden zugedeckt gehen können. Danach werden  Walnuss- und Sonnenblumenkerne sowie Trockenobst dazugegeben. Der entstehende gut geknetete Teig wird portioniert, in die Formen gegeben und gebacken. Das Brot kann dann auch eingefroren werden, hält sich aber mehr als eine Woche auch so.
Der Vorgang des Brot Backens ist aber nur die eine Seite der Medaille. Was mich besonders bewegt, sind die Erinnerungen an die Bedeutung des Brots in meinem Leben. Auch bei uns zu Hause wurde das Brot selbst gebacken. Seine Bedeutung wurde mir aber erstmals bewusst, als wir es nach der Flucht und dem Weltkriegsende kaufen mussten und es als Maisbrot nur auf Marken äußerst knapp zugeteilt bekamen. Da wurde jede Scheibe geröstet, damit wir länger zu kauen hatten. Mutter erlaubte nicht, das verführerisch duftende Frischbrot zu verzehren, weil wir dann zu viel davon essen  und uns den Magen verderben würden. Auch wurde uns das Brot zugeteilt, damit jeder in der Familie von ihm bekam. Sein Schulbrot nicht zu essen oder es wegzuwerfen, ging gar nicht.
"Unser" Brot erinnert an seine soziale Bedeutung. Es ist ein Grundnahrungsmittel. Wir essen es gern in Gemeinschaft beim Frühstück sowie Abendbrot und lernen dabei, es auch miteinander zu teilen.
"Tägliches Brot gib uns heute". Brot ist eine Gabe, ein Geschenk, das auch heute nicht allen Menschen wie selbstverständlich jederzeit zur Verfügung steht. Umgekehrt vergessen wir leicht, für diese Gabe unseren himmlischen Vater zu danken, wenn wir Nahrung im Überfluss haben. Wir werden an das Himmelsbrot "Manna" erinnert, das jeden Tag neu eingesammelt werden musste und den Überdruss der Israeliten, als sie es immer wieder zu essen bekamen. Heute können wir durch das wöchentliche Abendmahl in der Kirche lernen, wie wichtig die ständige Erinnerung an das Sühnopfer Christi ist, in dem Jesus uns als Brot des Lebens bewusst wird. Wie beim Brot kann ich mir nicht vorstellen, dass ich des Evangeliums überdrüssig werden könnte. Von ihm geht eine mich stets belebende Kraft aus. So hat Brot für mich auch eine heilsame Wirkung. Es reguliert mein Wohlbefinden. Dazu tragen sicher auch die Brotgewürze und die Trockenpflaumen bei.
Das Brot ist auch ein Teil unseres Vorratsprogramms, das die Kirche vor 80 Jahren nach der Weltwirtschaftskrise einführte. Danach wurde den Mitgliedern geraten, sich auf Krisenzeiten vorzubereiten und einen Jahresvorrat an lebenswichtigen Gütern anzulegen. Das Brotgetreide ist wegen seiner langen Lagerfähigkeit ein Grundbestandteil dieses Vorrats, zu dem auch Wasser und H-Milch gehören. Um die Vorratsbestände immer wieder zu erneuern. ist es wichtig, sie beständig zu gebrauchen.
Letztlich gehört Brot auch zu unserer Familiengeschichte. Mein Großvater väterlicherseits war Bäcker und sein Vater Müller in Zamaiczen, Kreis Gumbinnen, Ostpreußen. Eine Bäckerei Nabrotzky gab es schon in Tilsit. Sie wurde nach dem Krieg von meinem Onkel in Borkum wieder gegründet und hat sich zur Inselbäckerei entwickelt. Sie ist jetzt schon seit vier Generationen im Familienbesitz. So ist es zu verstehen, dass ich gern selbst Brot backe, den Duft des frischen Brotes rieche und es dankbar täglich genieße.

Montag, 1. Juni 2015

Apostel L. Tom Perry (1922 - 2015)

Apostel L.Tom Perry (1922-2015)
Habe den Nachruf auf Apostel L. Tom Perry (1922-2015) gelesen (https://www.lds.org/prophets-and-apostles/biographies/elder-l-tom-perry?cid=HP_day_date_dPAAST_PERY_xLIDyL1-B_&lang=deu). Er ist ein bemerkenswertes Dokument, das ich empfehle zu lesen. Elder Perry war der Initiator für die Institutszentren, die in deutschsprachigen Universitätsstädten, so auch in Dortmund, an bestehende HLT-Kirchengebäude angebaut wurden. Sie sollen den in der Ausbildung stehenden jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren und deren Freunden in einer zukunftsentscheidendenden Lebensphase eine Stätte der Begegnung und der geistigen Erbauung sein. Sicherlich werden viele ihm für diese Initiative und seinen Einsatz, sie zu verwirklichen, stets dankbar sein.

Montag, 25. Mai 2015

Pfingsten

Mehrfachen Anregungen folgend, möchte ich mit einem privaten Blog beginnen. MOBILE steht für Bewegung, aber auch für drei /vier Standardwerke der Kirche, zu der ich mich bekenne: MO (= Buch Mormon), BI (= Bibel -AT und NT-) sowie LE (= Lehre und Bündnisse -neuzeitliche Offenbarungen-). Der Glaube an Jesus Christus und sein Erlösungswerk für alle Menschen bewegt  mein Leben und dankbar kann ich heute Früchte dieses Glaubens ernten. Ein Beispiel für das, was ich meine, sind meine Gedanken zum Pfingstfest.
Am vorigen Montag besuchten wir mit einem befreundeten Ehepaar die Aufführung des Kästner-Lustspiels "Drei Männer im Schnee" im Schauspielhaus Bochum.
Drei Männer im Schnee ( Programmheft Schausp.-haus Bochum)
Im Programm fand ich die Notiz, dass Erich Kästner zu den unerwünschten und politisch unzuverlässigen Autoren im Dritten Reich gezählt wurde und deshalb seine Werke auf Scheiterhaufen verbrannt wurden. Für das genannte Stück bestand damals Aufführungsverbot. -
Am Donnerstag drauf erfuhr ich, dass wir am Pfingstsonntag in der Kirche über das Gleichnis vom verlorenen Sohn sprechen würden. Dabei sollte sich der Unterricht auf eine Konferenzansprache von Elder Nielson beziehen (https://www.lds.org/general-conference/2015/04/waiting-for-the-prodigal?lang=deu). Einen Tag später wurde ich dann gebeten, am Pfingstsonntag Vertretungsunterricht in der Klasse der "Tapferen" (10-11 jährige Kinder) zum gleichen Thema zu geben (https://www.lds.org/manual/primary-7-new-testament/lesson-19-the-lost-sheep-the-lost-coin-and-the-prodigal-son?lang=deu).
Nun begleitet mich das Gleichnis vom verlorenen Sohn fast schon durch mein ganzes Leben. Als 16-Jähriger leitete ich in der evangelischen Gemeindejugend eine Gruppe, für die ein Name gesucht wurde, der auf den Gruppenwimpel gestickt werden sollte. Ich schlug damals den Namen "verlorene Söhne" vor, der aber vom Pfarrer nicht akzeptiert wurde. Als ich dann nach Beendigung meiner Schulzeit nach Kanada auswanderte, um dort bei meinem ältesten Bruder zu arbeiten und mir dabei Geld fürs Studium zu verdienen, hatte ich das Gleichnis noch immer im Kopf und wollte mit ihm begründen, warum es unnötig sei, sich schon als junger Mensch gläubig zu engagieren. Als "verlorener Sohn" dürfte ich noch im Alter mit der Liebe eines gnädigen himmlischen Vaters rechnen ( = erster Weg). Wenn ich aber auch ein Erbe antreten wollte, so lernte ich damals von meinem Bruder, dann müsste ich schon dem Vorbild des älteren Sohnes so früh wie möglich folgen (= mittlerer Weg). Allerdings wäre es von dem Hoferben unchristlich gewesen, dem jüngeren Bruder die Rückkehr ins Vaterhaus zu verweigern. Solches Verhalten würde auch ihn zu einem "verlorenen Sohn" machen. So sollte ein dritter Weg eingeschlagen werden, der uns durch das Taufbündnis die ständige Begleitung des Heiligen Geistes verspricht.
aus Tim und Struppi, 60 Jahre Abenteuer
Den Kindern habe ich versucht, den Zugang zu dem Gleichnis mit einem Bild aus den Comics des Belgiers Georges Remi (Hergét) zu veranschaulichen. Der Weg zum Schatz sollte zu finden sein, wenn alle drei Karten übereinander gelegt werden und sich somit ergänzen. Auf der ersten Karte wird wohl die Geschichte erzählt. Sie ist bis zum Schluss aufmerksam zu lesen, denn sie endet mit zwei Sätzen, die ich bis dahin leichtfertig überlesen hatte: "Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden" (http://www.bibleserver.com/text/LUT/Lukas15). Auf der zweiten Karte befinden sich wahrscheinlich die Wegmarken eines rechtschaffenen Lebens.  Diese Karte würde aber erst dann zum Ziel führen, wenn neben der Gottesliebe auch die Nächstenliebe tritt. Wir wollen annehmen, dass die dritte Karte dann die Wegsuche mit Hilfe von  Inspiration durch den Heiligen empfiehlt. Letztlich wissen wir, dass ohne Gebete an Weggabelungen Gott kaum zu finden ist. -
Wie locker sich Einsichten dieser Art vermittteln lassen, hat mir unverhofft Kästners Lustspiel "Drei Männer im Schnee" vor Augen geführt. In der Mitte des Schlussbildes steht der schwergewichtige Diener (=Heiliger Geist?) des Hausherrn, der Vater und Sohn (hier: Schwiegersohn) zusammenführt und dadurch auch das Glück der eigenen Tochter vollkommen macht. -
War es Zufall, dass mich das Gleichnis vom "verlorenen Sohn" gleich zweifach zu Pfingsten beschäftigte? Ich glaube jedenfall besser verstanden zu haben, was uns in diesem Festtagen so froh stimmen kann: die Gemeinschaft der Heiligen, auf die der verheißene Heilige Geist fällt und die mit diesem Beistand mutig ihren zukünftigen Aufgaben entgegensehen. Wie stark sind doch durch Pfingsten die Jünger Christi geworden! Sind auch wir es nach dem Pfingstfest?