Donnerstag, 4. Januar 2018

Was uns Böses lehrt

Liest man im Buch Mormon, dann gerät man öfter in die Versuchung, einige Kapitel zu überschlagen, weil darin so viel von Streitigkeiten und Kriegen steht. Was können sie einem schon lehren?
"Üble Kerle" vom Jugendbuchautor Dennis Gaunt (1) hat mich da eines Besseren belehrt.
Dennis Gaunt
Üble Kerle sind hier zunächst Laman und Lemuel, die ältesten Brüder von Nephi, dem treuen Gottesmann. Sie erlebten genauso wie er die Flucht des Vaters und Propheten Lehi aus Jerusalem mit, dem dort nach dem Leben getrachtet wurde. Während die jüngeren Söhne Sam und Nephi ihrem Vater willig folgten, raunzten und quengelten die älteren. Gaunt sieht drei Gründe für dieses üble Verhalten: Unverständnis für das Walten Gottes, Glaubens- durch Gefühlverlust und zunehmende Opfermentalität.
Er folgert daraus, was üble Menschen nicht lernen wollen, sich mit Heiliger Schrift zu befassen, denn das würde ja niemals weiterhelfen.
Gutwillige können aber Dreifaches lernen:
a) wie das Walten Gottes beim Erfahren eigener Wildnis helfen,
b) wie man durch Lesen Heiliger Schrift den Geist öfter verspüren und
c) wie man vergeben und Schuldzuweisung vermeiden kann.
Üble Kerle prägen auch die feine Gesellschaft in dem geräumigen Gebäude jenseits des Flusses in Lehis Traum, sind der ach so kluge Anti-Christ Scherem, die ersten vier Autoren des Buches Omni, König Noa mit seinen falschen priesterlichen Freunden, der gewiefte Priester Nehor, der gerissene Politiker Amlissi sowie der mit egoistischen Argumenten atackierende Korihor. Zuletzt sind es die drei Gegenspieler von Hauptmann Moroni: Zerahemnech, Amalikkja und dessen rachsüchtiger Bruder Ammoron. In welcher Stärke könnte Moroni erscheinen, hätte er nicht diese Gegenspieler? Am Ende eines jedem Kapitels wird festgestellt, was üble Menschen nicht lernen wollen und was eine besonders junge und gutwillige Leserschaft aus den angeführten und auf die Gegenwart bezogenen Beispielen lernen kann.
Jehuda Bacon
Paralell dazu las ich das mir zu Weihnachten geschenkte Buch:"Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden - Leben nach Ausschwitz" von Manfred Lütz (2), der darin ein Interview mit Jehuda Bacon wiedergibt, einem der letzten Überlebenden staatlich angeordneter Judenvernichtung. Bei solcher Lektüre bestätigt sich die Begründung für den Kanon der heiligen Schriften im Buch Mormon und der dazu gehörenden Kriegskapitel. Es sollte für uns in den letzten Tagen als Warnung geschrieben sein, aus der wir außerordentlich viel für eigenes gegenwärtiges Glaubensverhalten lernen können. Tun wir das, so bleibt uns die Hoffnung, dass aus so manchem "üblen Kerl", der ja auch in einem jeden von uns steckt, ein Jünger Christi werden kann, so wie einst Saulus zum Paulus wurde.

(1) deutschsprachige Ausgabe im LDS BOOKS Verlag, Bad Reichenhall, 2013
(2) 7. Auflage, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen