Dienstag, 30. Januar 2018

Den Tod im zweiten Akt des Lebens sehen

"Ein Seher kennt die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vor alters wurde ein Prophet oft ein Seher genannt. ... Die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf (werden) als Propheten, Seher und Offenbarer bestätigt." (https://www.lds.org/scriptures/gs/seer?lang=deu&letter=S) -S gehe zu Seher-
Präsident Russel M. Nelson
Was liegt näher, als nach der Berufung von Russel M. Nelson zum Präsidenten der Kirche sein Buch "Das Tor, das wir Tod nennen"(1) für die Besprechung auszuwählen. Ich habe es wieder mit großem Gewinn an Einsicht gelesen und diesmal zunehmend die Aufgabe eines Sehers begriffen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Blick zu behalten.
Im Vorwort lesen wir, wie Präsident Nelson beim Tor des Todes vom Tor zur Niederlage eines Arztes zu dem der Unsterblichkeit  aus der Sicht eines Sehers geführt wird. So kann er seine Ausführungen über den Tod letztlich unter die Verheißung stellen: "Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit - die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen." (KP, Mose 1:39; https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/1.39?lang=deu#38)

In elf Kapiteln belegt Präsident Nelson sein profundes an Heiligen Schriften orientiertes Wissen über die Bedeutung des Todes für das menschliche Leben:
Der Zweck des Lebens, Todes und der Trauer;
Wenn ...
... der Tod ohne Vorwarnung kommt (z.B. Unfalltod),
... Kinder, Jugendliche oder Erwachsene (besonders Menschen im hohen Alter) sterben,
Entscheidungskriterien für ein langes Leben,
Leben nach dem Tod und dem dünnen Schleier zwischen Lebenden sowie Verstorbenen.
Das abschließende Kapitel gibt einen Ausblick für uns die Lebenden.

Wir sollten unser Leben als einen Dreiakter sehen, der uns Glück beschert.
Immer sollten wir versuchen, unsere vorirdische, irdische und nachirdische Zeit in ihrer jeweiligen Bedeutung besser verstehen zu lernen. So würde uns auch bewusst werden, dass es ein Vorrecht ist, einen irdischen Körper zu bekommen.
Stundenglas
Dazu würden wir das Stundenglas der Sterblichkeit begreifen. Nach Paulus leben wir, um zu sterben und sterben, um wieder zu leben (NT, 2. Korinther 6:9; wir sind wie Sterbende und siehe, wir leben). Das Sterben ist wie Geburt und Taufe von zentraler Bedeutung für den zweiten Akt des Lebens. Dabei liegt der körperliche Tod nicht in unseren Händen, dagegen aber der geistige. "Kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Frommen." (AT, Psalm 116:15; https://www.bibleserver.com/text/EU/Psalm116)
Ich habe gelernt, die Trauer als eine der Ausdrucksformen reiner Liebe zu begreifen, aber auch deren Grenzen zu erkennen. Wir haben als Gläubige nicht das Recht, aus Trauer Gott, dem Herrn über Leben und Tod, Rat zu erteilen, uns in Selbstmitleid zu ergehen und beleidigt unsere Dienstbereitschaft im Todesfall eines geliebten Menschen aufzukündigen.
Die Kapitel über den Tod in den verschiedenen Lebensaltern enthält viel an Erfahrung aus langem Dienst in der Kirche. Besonders angerührt haben mich in meinem Alter die Antworten auf die Frage: "Wer sorgt für mich, wenn ich alt bin?"
Sehr hilfreich könnte das Kapitel sein, welche Kriterien es für ein langes Leben gibt. Die größte Gabe ist das Leben selbst. Die Entscheidungsfreiheit als sittliche Selbständigkeit mit Rechenschaftspflicht folgt ihr nach. In diesem Zusammenhang erläutert Präsident Nelson seine Haltung zu Selbstmord, Sterbehilfe und Lebensverlängerung durch die Apperatemedizin.
Entsprechend der Gesamtschau folgt dann das erhellende Kapitel zum Leben nach dem Tod mit seinen Stationen Paradies, Auferstehung, Herrlichkeit, Unsterblichkeit und ewigem Leben.
Präsident Nelsons Zeugnis dazu belegt er mit Erfahrungen, die er als Arzt von Patienten gemacht hat, die dem Tor des Todes sehr nahe gekommen und seine Vorgänger im Präsidentenamt waren.
Abschließend der Ausblick für uns die Lebenden. Für mich, Leiter des Zentrums für Familiengeschichte in Dortmund, heben sich Sätze heraus, die uns dazu auffordern, den Geist des Elija zu suchen und ihm zu folgen. Unsere eigene Erretung ist auch von derjenigen unserer Vorfahren abhängig. Wir können nicht ohne unsere Verstorbenen vollkommen gemacht werden. (LuB, 128:15; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/128?lang=deu)
Schade, dass ich dieses Buch nicht schon öfter zu Rate gezogen habe. Ich hätte es als Vorbereitung auf Besuche bei Todkranken, Hinterbliebenen und für Traueransprachen mehr nutzen können.


(1) LDS BOOKS Schubert & Roth OHG, Bad Reichenhall 2005
Originaltitel: The Gateway We Call Death, Deseret Book, SLC 1995

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