Mittwoch, 5. Juli 2017

Umkehrwillig oder bußfertig werden

Als jüngster von fünf Brüdern habe ich mich oft gefragt, warum alles Ungemach auf mir abgeladen wurde und wieso ich immer den ganzen Frust der anderen zu spüren bekam? Als junger Vater erzog ich dann alllerdings zuweilen selbst noch nach den überkommenen Verhaltensmustern.
Sohn Christian, 5 Jahre alt
Sohn Christian strafte aber derartigeses Verhalten mit Verachtung, indem er mich klaglos und ohne Geheul stehen ließ. Durch ihn wurde mir bewusst, wie ich mich früher öfters ungerecht behandelt fühlte. So mied ich fortan, Unangenehmes auf andere abzuladen oder auch einmal bei entsprechender Gelegenheit körperlich zu strafen.
Joy D. Jones, PV-Präsidentin
Die Ansprache "Eine Generation, die der Sünde widersteht" von Joy D. Jones auf der letzten Generalkonferenz hat mich zum Nachdenken bewegt, was Christian damals vielleicht zu seiner Haltung geführt haben könnte. Als WDR-Pilot (Klassen der 4 bis 7-Jährigen) hatte er schon gelernt, ein Sohn Gottes zu sein. Entsprechend respektvoll sollte ihn auch sein Vater behandeln. Schwester Jones sagte in diesem Zusammenhang: "Es ist (schon für die Kinder) absolut notwendig, die Lehre von der Umkehr zu verstehen. ... es impliziert, dass man beständig umkehrwillig, wachsam und tapfer ist." (https://www.lds.org/liahona/2017/05/sunday-morning-session/a-sin-resistant-generation?lang=deu)
Weiter entnahm ich der Rede König Benjamins, dass "der natürliche Mensch ein Feind Gottes ist" (BM, Mosiah 3:19; https://www.lds.org/scriptures/bofm/mosiah/3?lang=deu). Nach dem Schriftenführer bezeichnet man als "natürlich" jemanden, "der sich entscheidet, lieber von den Leidenschaften, Wünschen, Neigungen und Sinnen des Fleisches beeinflusst zu werden als von den Eingebungen des Heiligen Geistes. So jemand kann Physisches verstehen, aber nicht Geistiges." (https://www.lds.org/scriptures/gs/natural-man.html?lang=deu&letter=N)
Ich habe hier an einem einfachen Beispiel Umkehr oder Buße  beschrieben. Dabei merke ich, dass Gefühle des Selbstmitleids sich wandeln können. Was würde ich heute dafür geben, wenn ich meinen schon verstorbenen Eltern und Brüdern die damals als Last empfundene Dienste als Gefälligkeiten leisten könnte! Auch brauche ich keine Schuldgefühle mehr, um auf den richtigen Weg zurückzukehren. Ich verspüre einfach meine natürlichen Schwächen und versuche ihnen zu widerstehen. Geht man wie selbstverständlich davon aus, dass der andere sich zu ändern habe, so lernt man durch den Geist, dass Umkehr immer bei einem selbst beginnen sollte.
Befreit fühle ich mich vom Joch der Erbsünde. Auch wenn sich viele in dieser Sache auf Paulus berufen, so schrieb er doch den Korinthern: "Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden." (NT, 1. Korinther 15:22; https://www.bibleserver.com/text/EU/1.Korinther15) Auch Evas Entscheidung, von dem Baum zu essen (AT, 1. Mose 3:6; https://www.bibleserver.com/text/EU/1.Mose3) begreife ich heute zum Glück besser. Die Bedeutung der Umkehr für einen jeden von uns als zweiten Grundsatz nach dem Glauben ist mir sehr bewusst (KP, GA 1:4; https://www.lds.org/scriptures/pgp/a-of-f/1?lang=deu). So wie sich der Vater über jede Seele freut, die umkehrt (LuB 18:13;, https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/18.13?lang=deu#p12), können wir Umkehr auch als eine uns glücklich machende Segnung begreifen. Sie ist für mich heute ein meinen tiefsten Wünschen entsprechender fortdauender Lernprozess.

Anmerkungen: PV     = Primarvereinigung/Kinderorganisation der Kirche
                         WDR = Wähle das Rechte

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