Montag, 24. Juli 2017

In alle Welt gehen oder schleichend verschwinden

Die auch von mir schmerzlich empfundene hohe Zahl von Kirchenaustritten war ein Hauptthema der Wochenendausgabe unserer Tageszeitung. Über eine halbe Millionen Mitglieder verloren in Deutschland 2016 die evangelische und die katholische Kirche zusammen. Was dagegen nicht in der Zeitung stand war, dass weltweit im gleichen Jahr die Mitgliederzahl der Kirche Jesu Christi der Heilgen der Letzten Tage um über eine viertel Millionen anstieg. 1830 wurde die Kirche Jesu Christi mit 6 Mitgliedern wiederhergestellt. Etwas mehr als ein Jahrhundert später (1947) erreichte sie trotz anfangs massiver staatlicher Ausrottungsversuche die Millionengrenze. Schon 25 Jahre später (zur Zeit meiner Taufe 1962) zählte die Kirche 2,6 und aktuell (Juli 2017) wird sie die Zahl von 16 Millionen Mitglieder bereits überschritten haben. Deshalb wird es wohl nicht stimmen, dass der Grund für "das schleichende Verschwinden" christlicher Kirchenmitglieder nach dem Religionssoziologen Detlev Pollack darin zu finden ist, dass "es... für viele Menschen heute schlicht Wichtigeres als Religion (gäbe)"oder dass nach dem begleitenden Kommentar von Andreas Herholz "der mit der Zeit gehen muss, der nicht mit der Zeit geht." Wenn die Kirche sich nicht nur christlich nennt, sondern seinen Namen trägt und von einem Propheten im Namen Christi geleitet wird, dann hat sie von ihrer ursprünglichen Kraft nichts verloren und gibt ihren Mitgliedern notwendige Lebensorientierung.
Die Sonntagsschule behandelte am gestrigen Sonntag im geschichtlichen Zusammenhang den Missionsauftrag Christi: "geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern." (NT, Matthäus 28:19f; https://www.bibleserver.com/text/EU/Matth%C3%A4us28 und https://www.lds.org/manual/doctrine-and-covenants-and-church-history-class-member-study-guide/lesson-26-go-ye-into-all-the-world-and-preach-my-gospel?lang=deu) Uns wurde wieder bewusst, dass die missionarische Aufgabe gleichrangig neben der sozialen und sakramentalen steht und auch unter größten Opfern schon zu Beginn der Wiederherstellung erfüllt wurde.
G.B. Hinckley (1910-2008)
Kirchenarbeit nach G. B. Hinckley
In Salt Lake City, Bundesstaat Utah, USA,  ist der Hauptsitz der Kirche. Dort fanden 2002 die olympischen Winterspiele statt. Der damalige Prophet und Präsident der Kirche, Gordon B. Hinckley, fasste in einer anschließenden Konferenzansprache die Erfahrungen mit dem weltweit beachteten Großereignis wie folgt zusammen: " Als unsere Mitglieder vor 155 Jahren in diesem Tal ankamen, sahen sie mit prophetischer Vision eine großartige Zukunft. Aber ich frage mich manchmal, ob sie wirklich ahnten, in welchem Ausmaß ihr Traum Wirklichkeit werden sollte."  Er zitierte in dieser Ansprache auch  die Journalistin  Georgie Anne Geyer, die ihren Bericht über die Kirche, wie sie sich während der Spiele darstellte, mit folgenden Worten schloss: " Es ist einfach die Mischung aus einer ernsthaften und aufrechten Religion, aus Familien, die sich um den höchsten Grad an Kultur und gleichzeitig modernste Technologie bemühen und darauf bestehen, dass dafür Vorsorge getroffen wird, und aus einer allgemein vernünftigen Organisation und Regierung. Kurz gesagt, es ist eine moderne Mischung des alten Amerikas."  (Die Kirche geht vorwärts; https://www.lds.org/liahona/2002/07/2?lang=deu

 Nun besteht allerdings der Missionsauftrag schon von Adam und Evas Zeiten an. Bei Mose heißt es: "Und so fing das Evangelium an, von Anbeginn gepredigt zu werden." (KP, Mose 5:58; https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/5?lang=deu) Auch da ist er schon an das Bild vom guten Hirten gekoppelt. (AT, Hesekiel 34:11; https://www.bibleserver.com/text/EU/Hesekiel34). Wie Paulus wurden auch die Apostel nach der Wiederherstellung zu diesem Werk berufen. (LuB 18:9; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/18?lang=deu) Unsere große Verantwortung in dieser Arbeit macht uns Jakob, der Bruder Nephis, bewusst. (BM, Jakob 1:19; https://www.lds.org/scriptures/bofm/jacob/1?lang=deu). 
Wie ernst diese Aufgabe in der Kirche genommen wird, kann man an der Anzahl der Vollzeitmissionare ablesen, die Ende 2016 weltweit etwa 71 Tausend junge Erwachsene beiderlei Geschlechts betrug. Hinzu kamen noch  etwa 34 Tausend meist ältere Missionare im Kirchendienst, die mit entsprechendem Fachwissen die Kircheorganisationen überall auf der Welt ehrenamtlich unterstützen. Ein schleichendes Verschwinden aktiver Kirchenmitglieder ist nirgends feststellbar.
Die Verfasser der Zeitungsberichte vom letzten Wochenende schrieben, dass die christlichen Kirchen den Rückhalt besonders unter den jungen Menschen verlieren. Auch hier möchte ich noch einmal Präsident Hinckley zitieren, der nach seiner Mission festhielt: "Wie dankbar bin ich doch für das, was ich auf Mission erlebt und erfahren habe! ...  Meine Zufriedenheit rührte von der Gewissheit her, dass ich das tat, was der Herr von mir erwartete, und dass ich ein Werkzeug in seiner Hand war, um seine Ziele zu erreichen. Im Laufe dieser Erfahrung verankerte sich tief in meinem Wesen die Überzeugung und Erkenntnis, dass dies tatsächlich das wahre und lebendige Werk Gottes ist, wiederhergestellt durch einen Propheten zum Segen aller, die es annehmen und nach seinen Grundsätzen leben wollen." (https://www.lds.org/manual/teachings-of-presidents-of-the-church-gordon-b-hinckley/chapter-21-the-latter-day-miracle-of-missionary- work?lang=deu)
Wir, meine Frau und ich, haben dankbar die Erfahrung machen können, dass unsere Kinder der Kirche treu geblieben sind und sich auch die Enkelgeneration so verhält, obwohl immer viel Arbeit zu verrichten war und ist. 
 

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