Dienstag, 30. Januar 2018

Den Tod im zweiten Akt des Lebens sehen

"Ein Seher kennt die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vor alters wurde ein Prophet oft ein Seher genannt. ... Die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf (werden) als Propheten, Seher und Offenbarer bestätigt." (https://www.lds.org/scriptures/gs/seer?lang=deu&letter=S) -S gehe zu Seher-
Präsident Russel M. Nelson
Was liegt näher, als nach der Berufung von Russel M. Nelson zum Präsidenten der Kirche sein Buch "Das Tor, das wir Tod nennen"(1) für die Besprechung auszuwählen. Ich habe es wieder mit großem Gewinn an Einsicht gelesen und diesmal zunehmend die Aufgabe eines Sehers begriffen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Blick zu behalten.
Im Vorwort lesen wir, wie Präsident Nelson beim Tor des Todes vom Tor zur Niederlage eines Arztes zu dem der Unsterblichkeit  aus der Sicht eines Sehers geführt wird. So kann er seine Ausführungen über den Tod letztlich unter die Verheißung stellen: "Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit - die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen." (KP, Mose 1:39; https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/1.39?lang=deu#38)

In elf Kapiteln belegt Präsident Nelson sein profundes an Heiligen Schriften orientiertes Wissen über die Bedeutung des Todes für das menschliche Leben:
Der Zweck des Lebens, Todes und der Trauer;
Wenn ...
... der Tod ohne Vorwarnung kommt (z.B. Unfalltod),
... Kinder, Jugendliche oder Erwachsene (besonders Menschen im hohen Alter) sterben,
Entscheidungskriterien für ein langes Leben,
Leben nach dem Tod und dem dünnen Schleier zwischen Lebenden sowie Verstorbenen.
Das abschließende Kapitel gibt einen Ausblick für uns die Lebenden.

Wir sollten unser Leben als einen Dreiakter sehen, der uns Glück beschert.
Immer sollten wir versuchen, unsere vorirdische, irdische und nachirdische Zeit in ihrer jeweiligen Bedeutung besser verstehen zu lernen. So würde uns auch bewusst werden, dass es ein Vorrecht ist, einen irdischen Körper zu bekommen.
Stundenglas
Dazu würden wir das Stundenglas der Sterblichkeit begreifen. Nach Paulus leben wir, um zu sterben und sterben, um wieder zu leben (NT, 2. Korinther 6:9; wir sind wie Sterbende und siehe, wir leben). Das Sterben ist wie Geburt und Taufe von zentraler Bedeutung für den zweiten Akt des Lebens. Dabei liegt der körperliche Tod nicht in unseren Händen, dagegen aber der geistige. "Kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Frommen." (AT, Psalm 116:15; https://www.bibleserver.com/text/EU/Psalm116)
Ich habe gelernt, die Trauer als eine der Ausdrucksformen reiner Liebe zu begreifen, aber auch deren Grenzen zu erkennen. Wir haben als Gläubige nicht das Recht, aus Trauer Gott, dem Herrn über Leben und Tod, Rat zu erteilen, uns in Selbstmitleid zu ergehen und beleidigt unsere Dienstbereitschaft im Todesfall eines geliebten Menschen aufzukündigen.
Die Kapitel über den Tod in den verschiedenen Lebensaltern enthält viel an Erfahrung aus langem Dienst in der Kirche. Besonders angerührt haben mich in meinem Alter die Antworten auf die Frage: "Wer sorgt für mich, wenn ich alt bin?"
Sehr hilfreich könnte das Kapitel sein, welche Kriterien es für ein langes Leben gibt. Die größte Gabe ist das Leben selbst. Die Entscheidungsfreiheit als sittliche Selbständigkeit mit Rechenschaftspflicht folgt ihr nach. In diesem Zusammenhang erläutert Präsident Nelson seine Haltung zu Selbstmord, Sterbehilfe und Lebensverlängerung durch die Apperatemedizin.
Entsprechend der Gesamtschau folgt dann das erhellende Kapitel zum Leben nach dem Tod mit seinen Stationen Paradies, Auferstehung, Herrlichkeit, Unsterblichkeit und ewigem Leben.
Präsident Nelsons Zeugnis dazu belegt er mit Erfahrungen, die er als Arzt von Patienten gemacht hat, die dem Tor des Todes sehr nahe gekommen und seine Vorgänger im Präsidentenamt waren.
Abschließend der Ausblick für uns die Lebenden. Für mich, Leiter des Zentrums für Familiengeschichte in Dortmund, heben sich Sätze heraus, die uns dazu auffordern, den Geist des Elija zu suchen und ihm zu folgen. Unsere eigene Erretung ist auch von derjenigen unserer Vorfahren abhängig. Wir können nicht ohne unsere Verstorbenen vollkommen gemacht werden. (LuB, 128:15; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/128?lang=deu)
Schade, dass ich dieses Buch nicht schon öfter zu Rate gezogen habe. Ich hätte es als Vorbereitung auf Besuche bei Todkranken, Hinterbliebenen und für Traueransprachen mehr nutzen können.


(1) LDS BOOKS Schubert & Roth OHG, Bad Reichenhall 2005
Originaltitel: The Gateway We Call Death, Deseret Book, SLC 1995

Donnerstag, 25. Januar 2018

Aus üblen Stürmen lernen


(durch meine Buchbesprechung „Was uns Böses lehrt“ angeregt, erhielt ich folgenden Beitrag von Dona Hessling aus Münster)
Kyrillschäden
Am 19. Januar 2018 fegte der Orkan Friederike genauso wie 11 Jahre früher Kyrill mit bis zu 200 km/h übers Land und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Er hat nicht nur Schäden an Gebäuden und Autos, sondern auch in Wäldern und Parkanlagen verursacht. In NRW fielen dem ersten Orkan z.B. 25 Millionen Bäume, davon alleine 12 Tausend in Münster, zum Opfer.
Schäden durch Sturmtief Friederike
Majestätische Giganten aus dem Altbestand knickten um oder wurden entwurzelt.
Die Wälder durften für eine lange Zeit nicht betreten werden. Viele beschädigte Bäume mussten später gefällt werden. Die Promenade am Hindenburgplatz in Münster bot ein Bild der Verwüstung.
Gleichnishaft drängten sich mir Gedanken auf:                               Wie geht es uns Menschen im Sturm der Zeit?
Was führt dazu, dass ein Baum oder Mensch stürzt?

Ein Baum, der nicht tief verwurzelt ist, hat wenig Halt.
Einem Menschen, im Glauben nicht verwurzelt, fehlt notwendiger Halt.
Ein allein stehender Baum ist stärker gefährdet.
Einem alleinstehenden Menschen drohen mehr Gefahren.
Ein Baum am Waldrand ist dem Wind mehr ausgesetzt.
Ein Mensch am Rande der Gesellschaft verspürt mehr Druck abzustürzen.
Ein Baum, der direkt im Wind steht, neigt sich stärker.
Ein Mensch, der einer Versuchung direkt ausgesetzt ist, gibt eher nach.
Ein Baum, der fällt, reißt leicht andere mit.
Ein Mensch, der jammert , sucht Gesellschaft.
Ein Baum, der krank ist, fällt leichter.
Ein Mensch, der Sünde verfallen, gibt leichter nach.
Ein Baum mit großer Krone, stürzt gewaltig.
Einem Menschen, der stolz und hochmütig ist, droht tiefer Fall.

Was können wir tun, um tiefere Wurzeln im Glauben zu schlagen, im Zeugnis zu wachsen und im Dienst mehr Demut zu üben?
So einfach die folgenden Empfehlungen auch klingen mögen, so nützlich sind sie doch:
Besuche die Kirche regelmäßig und pflege die Gemeinschaft in ihr!
Faste und bete beständig!
Studiere (lies ... aufmerksam) die Heiligen Schriften!
Bewehre Dich im Dienst am Mitmenschen!

Passend dazu finde ich die Sturmwarnung, die Paulus an die Korinther richtete:
„Wer also zu stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt.“ (NT, 1. Korinther 10:12; https://www.bibleserver.com/text/EU/1.Korinther10)

p.s. Ich schrieb Dona Hessling zurück:
Dir danke ich für den Gedankenaustausch.
Er ist eine Premiere und wurde von mir von Anfang an gewünscht.
Viele lesen zwar schon meine Beiträge, eine Resonanz kommt aber nur vereinzelt zurück.
Du hast ein aktuelles Anwendungsbeispiel gefunden.
Ich bin Dir dankbar, dass ich es in meinen BLOG übernehmen darf.

Montag, 22. Januar 2018

Wunder vollkommener wahrnehmen

Nach meiner Augen-OP bewundere ich die Kunst des Arztes, mir ohne spürbare Komplikationen eine neue Linse einsetzen zu können. In beide Augen fällt jetzt wieder etwa gleich viel Licht. Jedoch habe ich festgestellt, dass die küstliche Linse mehr Anteile des warmen Lichts herausfiltert. So habe ich den Arzt gebeten, mit der OP des zweiten Auges noch so lange zu warten, bis sich auch dort der Lichteinfall durch den grauen Star merklich eingetrübt hat. Hätte ich nun zwei künstliche Linsen, müsste ich mich fragen, ob ich die Wunder dieser Welt noch vollständig sehen könnte.
Siebziger Donald L. Hallstrom
Was ich hier augenoptisch vordergründig feststelle, war überraschender Weise auch im sonntäglichen Unterricht eine Frage. Wir sprachen über Elder Hallstroms letzte Konferenzansprache "Hat der Tag der Wundertaten aufgehört?" (https://www.lds.org/liahona/2017/11/sunday-morning-session/has-the-day-of-miracles-ceased?lang=deu)
Nach dem Eingangsbeispiel eines Bergwanderungsunglücks, bei dem das Leben des tief Abgestürzten gerettet werden konnte, und dem Zitat aus dem Daniel-Buch mit der Rettung der drei Todeskandidaten aus dem Feuerofen hat die Frage meine Gedanken bewegt, ob wir nur dann von Wundern sprechen, wenn das Geschehen offensichtlich gut ausgegangen ist. "Was ist (aber tiefergründig gefragt) mit denen, die große Bedrängnisse erleiden und das über Jahre, Jahrzehnte oder ihr ganzes Leben Lang? Hat (für sie) der Tag der Wundertaten aufgehört?"
Elder Hallstrom schlussfolgert, dass wir vielleicht nicht verstehen, was ein Wunder ausmacht. Wenn wir es als Ereignis beschreiben, das sich tatsächlich zuträgt, obgleich es durch göttliche Macht zustande kommt oder obwohl es aus menschlicher Erkenntnis heraus nicht verstanden wird, dann erweitern wir unsere Sichtweise und lernen die Rolle des Glaubens bei einem Wunder verstehen.
Die drei Jünglinge, die im Feuerofen sterben sollten, hatten dem König Nebukadnezar zu verstehen gegeben, dass sie seine Götter nicht verehren werden, auch wenn sie zu sterben hätten. Sie würden weiter voll und ganz ihrem Gott und seinem Plan des Lebens vertrauen. Auch den Angehörigen des Unfallopfers am Berg attestiert Hallstrom, dass sie ohne Hadern aus vollem Glauben heraus auch einen unglücklichen Ausgang des Geschehens angenommen hätten. Darin sähe er das eigentliche Wunder. Wäre dann die Rettung selbst kein Wunder mehr? -
Mir ist bewusst geworden, dass Wunder sowohl physischer als auch geistiger Natur sind, wobei der  geistige Aspekt letztlich entscheidend ist. Will ich Wunder wirklich wahrnehmen, dann muss ich Glauben haben. In ihm können wir uns vervollkommnen.
Neal A. Maxwell (1926-2004)
Das zeigt mir beispielhaft die letzte Konferenzansprache des 2004 an Krebs verstorbenen Apostels Neal A. Maxwell (https://www.lds.org/liahona/2004/05/remember-how-merciful-the-lord-hath-been?lang=deu). Er hielt sie knapp drei Monate vor seinem Tod, wie er einleitend selbst sagt, zwanglos und dankerfüllt. Es war ein Zeugnis für die wundervolle Barmherzigkeit Gottes, die sich rückblickend auf sein Leben in unspektakulären Ereignissen darstellte:
beim Abendmahlsdienst in seiner Heimatgemeinde und im Schützengraben an der Front,
bei der Auswahl von Kinderliedern in der Kirche früher und heute,
bei der Fürsorge um Kinder in Armut und Wohlstand,
bei der Reaktion auf Zurechtweisung von Kindern und Erwachsenen,
bei der Bewältigung des Lebens durch Behinderte und Vollsinnige,
bei ungestümer Wunscherfüllung und bedachter Entscheidung,
bei Reaktionen eines jungen Vaters seinen Kindern gegenüber,
beim Verhalten von Kirchenmitgliedern, die ihren Glauben verloren,
bei dem Rat eines einfachen Hoteldieners an durchreisende Kirchenautoritäten
sowie dem seiner Ehefrau die berufliche Kariere betreffend und schließlich
bei der Erwartung eines Enkels an seinen überraschend zu Besuch kommenden Apostelopa.
Meine Überschrift zu diesen Gedanken sollte zuerst sein: "Können wir heute noch Wunder sehen?"
Nach den obigen Gedanken habe ich sie wie folgt geändert: "Wunder vollkommener wahrnehmen." Es liegt an dem Stand des eigenen Glaubens, Wunder zunächst als spektakuläre Ereignisse zu sehen, um sie dann entsprechend dem sich heranbildenden Vertrauen als Walten eines fürsorglichen Gottes wahrzunehmen.


Dienstag, 9. Januar 2018

Weltliche und geistige Bildung

- Gedanken aus der Silvesteransprache von Bruder Thomas Oelkrug, die mich ins neue Jahr begleitet und mein Zeugnis von der Wahrheit des wiederhergestelten Evangeliums Jesu Christi gestärkt haben -

"Der Herr (hatte) mir, Abraham, die Intelligenzen gezeigt, die geformt wurden, ehe die Welt war." (KP, Abraham 3:22; https://www.lds.org/scriptures/pgp/abr/3?lang=deu) "Der Mensch war auch im Anfang bei Gott. Intelligenz oder das Licht der Wahrheit wurde nicht erschaffen oder gemacht und kann es auch gar nicht." (LuB 93:29; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/93?lang=deu Da wir Intelligenzen sind und wir so wie Gott werden wollen, ... ist es für uns entscheidend in diesem Leben Bildung und Wissen sowie Weisheit und Fertigkeiten auf weltlichen und geistigen Gebieten in uns zu vereinigen.
Was sollen wir uns also lehren, womit sollen wir uns beschäftigen? Der Herr antwortet darauf in einer Offenbarung an Joseph Smith:
Joseph Smith (1805-1844)
"
Lehrt eifrig, und meine Gnade wird mit euch sein, damit ihr noch vollkommener unterwiesen seiet in Theorie, in Grundsätzlichem, in der Lehre, im Gesetz des Evangeliums, in allem, was das Reich Gottes betrifft und was ratsam ist, daß ihr es versteht; in dem, was sowohl im Himmel als auch auf der Erde und unter der Erde ist; dem, was gewesen ist, dem, was ist, dem, was sich in Kürze begeben muß; dem, was daheim ist, dem, was in der Fremde ist; den Kriegen und den Verwirrungen der Nationen und den Strafgerichten, die auf dem Lande lasten; und auch einer Kenntnis von Ländern und von Reichen." (LuB 88, auch Olivenblatt genannt, Vers 78 f.; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/88?lang=deu)

Der Herr fordert von uns also geistiges und weltliches Wissen. Letzten Endes unterscheidet er aber gar nicht so strikt zwischen weltlichem und geistigem Wissen, da Wahrheit, Wissen sowie Erkenntnis ... ewig und unveränderlich sind. Auch kann uns weltliches Wissen, richtig angewandt, zur geistiger Erkenntnis führen. 
 Gordon B. Hinckley hat dazu gesagt:
Gordon B. Hinckley (1910-2008)
"Das Leben, auf das wir uns tatsächlich vorbereiten, ist das ewige Leben. Weltliches Wissen hat für uns ewige Bedeutsamkeit. Wir sind davon überzeugt, dass Gott, unser Vater im Himmel, möchte, dass wir ein Leben führen, das dem seinen gleich ist. Alles, was wir hier in diesem Leben lernen können – und was wahr ist –, wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen. Außerdem befähigt uns alles, was wir lernen können, unseren Mitmenschen noch besser zu dienen. Das ist etwas, was nicht nur den Genies vorbehalten ist oder denen, die am schnellsten lernen und die angesehensten Berufe ausüben. Es wird denen zuteil, die demütig und rechtschaffen sind, die Gott lieben und ihm mit all ihren Fähigkeiten dienen, wie eingeschränkt diese auch sein mögen – und im Vergleich zu Gott sind alle unsere Fähigkeiten eingeschränkt.
"   
Weltliche Bildung: Zur weltlichen Bildung sind mir immer noch die Worte von Gordon B. Hinckley im Gedächtnis: „Es ist so wichtig, dass ihr jungen Menschen euch die bestmögliche Ausbildung gönnt. Der Herr hat klar und deutlich gesagt, dass sein Volk sich Wissen von Ländern und Reichen und allem, was die Welt betrifft, aneignen muss, und zwar durch Lerneifer und durch Glauben.“ Gordon B. Hinckley, Generalkonferenz April 1999) In Ländern, die nicht über ein Bildungssystem wie in Deutschland verfügen hat Präs. Hinckley den ständigen Ausbildungsfond ins Leben gerufen.  
In dieser zunehmend komplexen Welt gehören Bildung und Ausbildung mit zum Wichtigsten, was man im Leben erwerben kann. Zwar geht eine bessere Ausbildung im Allgemeinen auch mit höherem Einkommen Hand in Hand, doch was wichtiger ist: Durch größeres Wissen können wir auch mehr dazu beitragen, die Absichten des Herrn zu verwirklichen. In der Broschüre "Für eine starke Jugend" sagt Russel M. Nelson, dienstältester Apostel und damit Präsident des Apostelkollegiums:
Russel M. Nelson (1924)
„Der Bildung kommt im Plan des Vaters im Himmel große Bedeutung zu. Sie soll euch helfen, ihm ähnlicher zu werden. Er möchte, dass ihr euren Verstand schult und eure Fähigkeiten und Talente entfaltet, damit ihr euren Aufgaben gut nachkommt und immer mehr Freude am Leben habt.“ 
 

Als Russel M. Nelson Pfahlpräsident war, wurde er oft von jungen Leuten befragt, denen es um ihre Ausbildung ging. Manche fragten ihn, wie lange es dauerte, bis man Arzt sei. „Normalerweise braucht man ein achtjähriges Studium", antwortete er. „Und wenn man sich spezialisieren will, kann das noch weitere fünf Jahre oder länger dauern, je nachdem, was man werden will." Manchmal kam dann die folgende Reaktion: „Das sind ja dreizehn Jahre oder noch mehr! Das ist mir zu lang!" „Das kommt ganz darauf an", lautete seine Antwort. „Die Vorbereitung auf den Beruf ist einem nicht zu lang, wenn man weiß, was man mit seinem Leben anfangen will. Wie alt wirst du denn in dreizehn Jahren sein, auch wenn du nichts für deine Ausbildung tust? Genauso alt, egal ob du das geworden bist, was du wolltest, oder nicht!"
Geistige Bildung:  Die wichtigste Bildung, die wir uns aneignen können, ist aber, ein eigenes Zeugnis vom Herrn und von der Wahrheit des Evangeliums zu haben. „Trachte nicht nach Reichtum, sondern nach Weisheit, und siehe, die Geheimnisse Gottes werden sich dir enthüllen, und dann wirst du reich gemacht werden. Siehe, wer ewiges Leben hat, ist reich." (LuB 6:7; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/6?lang=deu)   Abraham hatte diesen Wunsch nach geistiger Bildung und einem Zeugnis. Ja er hatte den Wunsch das Priestertum Gottes zu erlangen, was ihm alle diese Segnungen aufschließen würde: "und da ich gewahr wurde, dass mir mehr Glück und Frieden und Ruhe beschieden sein würde, trachtete ich nach den Segnungen der Väter und dem Recht, wozu ich ordiniert sein mußte, um in ihnen zu walten; da ich selbst ein Nachfolger der Rechtschaffenheit war und auch wünschte, jemand zu sein, der viel Erkenntnis besaß, und ein besserer Nachfolger der Rechtschaffenheit zu sein und mehr Erkenntnis zu besitzen und ein Vater vieler Nationen zu sein, ein Fürst des Friedens, und wünschte, Belehrungen zu empfangen und die Gebote Gottes zu halten, wurde ich ein rechtmäßiger Erbe, ein Hoherpriester, der das Recht innehatte, das den Vätern zugehörte." (KP, Abraham 1:2; https://www.lds.org/scriptures/pgp/abr/1?lang=deu) Für ein Zeugnis ist wie bei Abraham der Wunsch wichtig. Wir müssen uns selber die Fragen beantworten wer wir sind, warum wir hier auf der Erde sind, dass es wirklich einen Gott gibt und das er einen Plan für uns hat. Wir können hier auch die Belehrung von Alma bzgl. des Samenkorns anwenden. Wir müssen dem Samenkorn Raum in unserem Herzen geben und damit einen Versuch machen. Wenn es zu sprossen beginnt müssen wir es nähren mit Schriftstudium und Gebet und Dienst am Nächsten. Dann können wir die Frucht des Zeugnisses und der Erkenntnis ernten, diese Frucht, die köstlicher ist als alles andere. Das Erlangen von geistigem Wissen und Erkenntnis geht nicht von heute auf Morgen, sondern verlangt Studium und Ausdauer.                                                                                                                                                                                                            
   
 
      

Donnerstag, 4. Januar 2018

Was uns Böses lehrt

Liest man im Buch Mormon, dann gerät man öfter in die Versuchung, einige Kapitel zu überschlagen, weil darin so viel von Streitigkeiten und Kriegen steht. Was können sie einem schon lehren?
"Üble Kerle" vom Jugendbuchautor Dennis Gaunt (1) hat mich da eines Besseren belehrt.
Dennis Gaunt
Üble Kerle sind hier zunächst Laman und Lemuel, die ältesten Brüder von Nephi, dem treuen Gottesmann. Sie erlebten genauso wie er die Flucht des Vaters und Propheten Lehi aus Jerusalem mit, dem dort nach dem Leben getrachtet wurde. Während die jüngeren Söhne Sam und Nephi ihrem Vater willig folgten, raunzten und quengelten die älteren. Gaunt sieht drei Gründe für dieses üble Verhalten: Unverständnis für das Walten Gottes, Glaubens- durch Gefühlverlust und zunehmende Opfermentalität.
Er folgert daraus, was üble Menschen nicht lernen wollen, sich mit Heiliger Schrift zu befassen, denn das würde ja niemals weiterhelfen.
Gutwillige können aber Dreifaches lernen:
a) wie das Walten Gottes beim Erfahren eigener Wildnis helfen,
b) wie man durch Lesen Heiliger Schrift den Geist öfter verspüren und
c) wie man vergeben und Schuldzuweisung vermeiden kann.
Üble Kerle prägen auch die feine Gesellschaft in dem geräumigen Gebäude jenseits des Flusses in Lehis Traum, sind der ach so kluge Anti-Christ Scherem, die ersten vier Autoren des Buches Omni, König Noa mit seinen falschen priesterlichen Freunden, der gewiefte Priester Nehor, der gerissene Politiker Amlissi sowie der mit egoistischen Argumenten atackierende Korihor. Zuletzt sind es die drei Gegenspieler von Hauptmann Moroni: Zerahemnech, Amalikkja und dessen rachsüchtiger Bruder Ammoron. In welcher Stärke könnte Moroni erscheinen, hätte er nicht diese Gegenspieler? Am Ende eines jedem Kapitels wird festgestellt, was üble Menschen nicht lernen wollen und was eine besonders junge und gutwillige Leserschaft aus den angeführten und auf die Gegenwart bezogenen Beispielen lernen kann.
Jehuda Bacon
Paralell dazu las ich das mir zu Weihnachten geschenkte Buch:"Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden - Leben nach Ausschwitz" von Manfred Lütz (2), der darin ein Interview mit Jehuda Bacon wiedergibt, einem der letzten Überlebenden staatlich angeordneter Judenvernichtung. Bei solcher Lektüre bestätigt sich die Begründung für den Kanon der heiligen Schriften im Buch Mormon und der dazu gehörenden Kriegskapitel. Es sollte für uns in den letzten Tagen als Warnung geschrieben sein, aus der wir außerordentlich viel für eigenes gegenwärtiges Glaubensverhalten lernen können. Tun wir das, so bleibt uns die Hoffnung, dass aus so manchem "üblen Kerl", der ja auch in einem jeden von uns steckt, ein Jünger Christi werden kann, so wie einst Saulus zum Paulus wurde.

(1) deutschsprachige Ausgabe im LDS BOOKS Verlag, Bad Reichenhall, 2013
(2) 7. Auflage, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016