Dienstag, 29. August 2017

Anstand lernen

Axel Hacke
Das Titelthema der ZEIT vom 24 August "Plädoyer für den Anstand" ist Anregung für einen erneuten Leserbrief. Mir fehlen mögliche Maßnahmen, die den mir sympathischen Einsatz für Anstand umsetzbar machen. Im berufspädagogischen Studium hatte ich für ein Proseminar das Buch "Einfache Sittlichkeit" zu beschaffen, von dem aktuell zu lesen ist: < Im Antiquariat finde ich Otto Friedrich Bollnow, Einfache Sittlichkeit, Göttingen 1957. „Das liest heute keiner mehr. Und auch die Universität hat ihn vergessen. Auch die Philosophen und Pädagogen.“ > Soll es dem Essayisten Axel Hacke mit seiner Schrift "Über den Anstand" bald ähnlich gehen? Das wäre bedauerlich, denn wie der Autor richtig schreibt, "schwappt seit einer Weile nicht bloß eine Woge der Anstandslosigkeit um die Welt - es tobt ein Ozean. Das ist mehr als ein moralisches Problem. Auf dem Spiel steht das Funktionieren unserer Gesellschaft." 
Evangelisch erzogen, stellte sich mir schon sehr bald die Frage, was die Urkirche so stark wachsen ließ. Zwar entwickelte sie sich unter der römischen Herrschaft weiter, verlor aber die den Einzelmenschen als Kind Gottes fördernde Struktur, was schließlich zum Glaubensabfall und damit zum dunklen Mittelalter führte. -
Ich bin Mitglied in der 1830 durch den Propheten Joseph Smith wiederhergestellte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und erlebe in ihr ähnliches Wachstum wie zu Christi Zeiten. Entscheidend für den Anstand ist dabei das persönliche Wachstum in einem Erfahrungsraum, der sich von Familie und Kirchengemeinde aus erschließt.
Familienfeier in Dossenheim
Das können beispielhaft Beobachtungen im Zusammenhang mit einem Familienfoto belegen, das am letzten Sonntag entstand. Wir feierten den 12. Geburtstag
unseres zweitältesten Enkelsohns und damit verbunden die Übertragung des Aaronischen Priestertums auf ihn sowie seine Ordinierung darin zum Diakon. Letztlich feierten wir seinen Übergang vom Kind zum Jugendlichen. Zunächst waren alle zwar sommerlich, aber doch nach unserem Verständnis anständig d.h. sonntäglich gekleidet. Auffallend sind die weißen Hemden und die Krawatten, die Priestertumsträger in der Kirche tragen, wenn sie dort amtieren
der junge Diakon
Von den Sonntagsversammlungen zurück, sehen wir Sohn und Vater sowie die beiden Großväter, dazu Mutter und Großmütter sowie die vier weiteren Geschwister. Wie wichtig uns dieses Familienereignis war, lässt sich vielleicht daran ablesen, dass meine Frau und ich den Urlaub in Dänemark, einen Tag früher als mit Freunden gebucht, abschlossen und mit dem Auto etwa 1000 km Anfahrtsweg hatten, während die beiden anderen Großeltern etwa 600 km mit der Bahn anreisten. 

Mit 8 Jahren, dem Alter der Verantwortlichkeit, werden Kinder getauft. Die damit verbundene Bündnisverpflichtung lautet: den Namen Christi auf sich zu nehmen und fortan als Christ zu handeln. Schulische Zeugnisvermerke beschreiben, dass sich alle schulpflichtigen Enkelkinder anständig benehmen und in die Klassengemeinschaft einfügen können sowie bemerkenswerte Bereitschaft zeigen, ihren Mitschülern zu helfen. Auch belegen überdurchschnittlichen Zensuren ihre Leistungsbereitschaft. Anstatt eines "täglichen Lebensgewurstel", wie Hacke das nennt, hat sich in Ansätzen schon ein Ideal als Maxime entwickelt, als Kind Gottes den Ansprüchen von Bürgern und Hausgenossen Gottes gerecht werden zu wollen. 
Das Aaronische Priestertum kennt die vier Ämter Diakons, Lehrer, Priester und Bischof. Keiner nimmt sich selbst die Ehre, sondern wird zu seinem Amt berufen und durch bevollmächtigte Priestertumsträger eingesetzt. In jedem Amt arbeitet er in der Regel zwei Jahre (der Bischof 5 Jahre). Der Diakon hat Aufgaben im Rahmen der Gemeinde zu erfüllen (z. B. Abendmahl austeilen, Anwesenheit zählen und Bote des Bischofs zu sein). Der Lehrer beteiligt sich als Juniorpartner an den monatlichen Heimlehrbesuchen, die er terminlich und inhaltlich vorbereiten darf. Er hat über die Kirche (ihre Lehre) zu wachen. Der Priester bereitet sich auf seine zweijährige Mission vor. Er darf in der Gemeinde das Abendmahl segnen und Täufer sein. Jede Altersgruppe bildet ein sich selbst fürsorglich verwaltendes Kollegium. Über das Priesterkollegium präsidiert der Bischof. So wird in konzentrischen Bahnen beständig eingeübt, was Hacke richtig formuliert: "Es geht, wenn wir von Anstand reden, um ... das Zusammenleben als Einzelner mit anderen - und dieses Zusammenleben bedeutet nicht, gegen andere anzukämpfen, sondern (zielführend, d.h. in die Gegenwart Gottes zurückführend) etwas für sie zu tun." Alles wird ehrenamtlich getan und ist mit Opfer an Zeit und Aufmerksamkeit für den Nächsten, der  "Bruder" oder "Schwester" ist, verbunden. Geschwister sind im Gegensatz zu Freunden nicht auswählbar. Der Nächste werden "alle Arten von Menschen sein." 
Nützlich ist hier ein absicherndes Nachschlagen in den Heiligen Schriften. Dort steht: "Ihre Stellung im Dienst des Hauses des Herrn an der Seite der Söhne Aarons verpflichtet sie vielmehr zur Aufsicht über die Höfe und Kammern, zur Reinigung alles Heiligen, zum Dienst im Haus Gottes." (AT, Chronik 23:28; https://www.bibleserver.com/text/EU/1.Chronik23) Es nimmt sich keiner selbst die Ehre. (NT, Hebräer 5:4; https://www.bibleserver.com/text/EU/Hebr%C3%A4er5)
Die Übertragung des Priestertums in der Neuzeit und der Vollmachtslinie von Johannes dem Täufer geschah, wie in der Lebensgeschichte  von Joseph Schmidt beschrieben: KP, JSLG 1:69; https://www.lds.org/scriptures/pgp/js-h/1?lang=deu)
Im Zusammmenhang mit dem Anstand ist besonders die Wirkung des priesterlichen Dienstes herauszustellen: "Und er (Jesus Christus) wird sitzen wie einer, der Silber schmilzt und reinigt, und er wird die Söhne Levi rein machen und sie wie Gold und Silber läutern ..." (BM, 3. Nephi 24:3; https://www.lds.org/scriptures/bofm/3-ne/24?lang=deu)
Ich möchte abschließend eine mir nicht aus dem Kopf gehende Frage auf einem alten Missionblättchen in Erinnerung bringen: "Warum gehst Du nicht am Sonntag mit Deiner Familie in Deine Kirche?" Wo könntest Du besser, wenn sie richtig aufgebaut ist und alle als Gemeinde in ihren jeweiligen Berufungen zusammenarbeiten, auch heute noch Anstand lernen? Ohne Glauben daran, dass alle Menschen Kinder Gottes sind, die sich später einmal vor ihm für ihr irdisches Leben rechtfertigen müssen, könnte ich nur schwerlich Anstand bewahren. 
p.s.  Auf einen kritischen Kommentar hin habe ich erklärend geschrieben: "Ich hatte das ZEIT-Essay gelesen und vermisste den Aspekt, Anstand zu üben. Meiner Meinung nach gibt es heute vor allem in der Kirchengemeinde mit einer Fülle von Kontakten in vertrautem Umfeld Gelegenheit, ihn zu üben. ... Als Familien besuchen wir uns heute nicht mehr so oft wie früher, als ich selbst noch Kind war. Diese Zusammenkünfte sind selbstverständlich auch Übungsfeld für Anstand. Wie aufmerksam begrüßt z.B. die Familie ihren Besuch besonders auch dann, wenn mehrere kommen? Ich beobachtete z. B. beim Eintreffen des zweiten Großelternpaars, dass die Kinder mit einem Computerspiel beschäftigt waren und deshalb nicht aufstanden um sich zum Wohnungeingang zu bewegen. Es genügte aber meine kurze Erinnerung: "Ihr solltet doch jetzt Eure Großeltern begrüßen", um sie in Bewegung zu setzen."

 

Montag, 21. August 2017

Die Macht des Buches Mormon (BM)


Präsident Thomas S. Monson
Heute ist der 90. Geburtstag von Präsident Monson. Er hat in der letzten Frühjahrs-Generalkonferenz  die Mitglieder inständig aufgefordert, jeden Tag gebeterfüllt im Buch Mormon zu lesen, darüber nachzudenken und seine Lehren im täglichen Leben anzuwenden (https://www.lds.org/liahona/2017/05/sunday-morning-session/the-power-of-the-book-of-mormon?lang=deu). Wenn wir den Leseauftrag noch nicht angenommen haben, wäre dazu heute eine schöne Gelegenheit. Präsident Monson verheißt uns  dafür ein starkes Zeugnis von unserm Erretter Jesus Christus sowie seinem Evangelium und größeren Schutz vor Sünde und Bösem. 
Öfter wird von Außenstehenden gefragt, warum wir das Buch Mormon überhaupt brauchen. Als Christen sollten wir doch mit der Bibel auskommen können.
Schlussstein eines Deckengewölbes
Als gelernter Maurer antworte ich dann gern, wie schon früher einmal ausgeführt, mit dem Bild eines Hauses, zu dem man Fundament (AT), Eckstein und damit Wände (NT), Decke oder Gewölbe und damit Schlussstein (BM), Dachsteine (LuB) sowie Fliesen für den Ausbau (KP) braucht. Geht es nur um das zusätzliche Buch Mormon, dann würde ich eher mit der Notwendigkeit zweier Zeugen antworten. Das BM wird als zweiter Zeuge für Jesus Christus bezeichnet. 

Unter der gleichen Überschrift stand am letzten Sonntag der Unterricht in den Priestertumsklasssen und der Frauenhilsvereinigung (https://www.lds.org/manual/teachings-of-presidents-of-the-church-gordon-b-hinckley/chapter-16-the-power-of-the-book-of-mormon?lang=deu). Dort erfuhren wir vom verstorbenen Präsidenten Gordon B. Hinckley, welchen Segen es für ihn bedeutete, aus Gewohnheit von seiner Jugend an täglich in den Heiligen Schriten zu lesen: „Als Missionar las ich jeden Abend, ehe ich zu Bett ging, einige Kapitel im Buch Mormon ... und in mein Herz zog eine Überzeugung ein, die mich nie mehr verlassen hat, nämlich dass dies das Wort Gottes ist, das durch die Macht des Allmächtigen wieder auf die Erde gebracht und durch die Gabe und Macht Gottes übersetzt worden ist, um die Juden und auch die Andern davon zu überzeugen, dass Jesus der Christus ist.“
Gemeinsam legen die Bibel und das Buch Mormon machtvoll Zeugnis von Jesus Christus ab. Beispielsweise lesen wir im Neuen Testament: "Und er geriet in Todesangst und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen." (NT, Lukas 22:44; https://www.bibleserver.com/text/LUT/Lukas22). Im Buch Mormon finden wir diese Begebenheit als Prophezeiung des Königs Benjamin: "Und siehe, er wird Versuchungen erleiden und körperliche Pein, Hunger, Durst und Erschöpfung, selbst mehr, als ein Mensch ertragen kann, ohne daran zu sterben; denn siehe, Blut kommt aus jeder Pore, so groß wird sein Schmerz wegen der Schlechtigkeit und der Greuel seines Volkes sein. Und er wird Jesus Christus heißen, der Sohn Gottes, der Vater des Himmels und der Erde, der Schöpfer aller Dinge von Anfang an; und seine Mutter wird Maria heißen. Und siehe, er kommt zu den Seinen, damit den Menschenkindern Errettung zuteil werde, ja, durch Glauben an seinen Namen; aber selbst nach all dem werden sie ihn für einen Menschen halten und sagen, er habe einen Teufel, und werden ihn geißeln und werden ihn kreuzigen." (BM, Mosiah 3:7-9; https://www.lds.org/scriptures/bofm/mosiah/3?lang=deu)
Lebensverändernde Macht des Heilgen Geistes, durch das Buch Mormon angeregt, wird in uns wirken. Am Ende des letzten Kapitels des Buches heißt es: "Und ich möchte euch ermahnen: Wenn ihr dieses hier empfangt, so fragt Gott, den Ewigen Vater, im Namen Christi, ob es wahr ist; und wenn ihr mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz fragt und Glauben an Christus habt, wird er euch durch die Macht des Heiligen Geistes kundtun, daß es wahr ist." (BM, Moroni 10:4; https://www.lds.org/scriptures/bofm/moro/10?lang=deu) Aufrichtig sein, mit dem wirklichem Vorsatz, gläubig eine Lebensveränderung zuzulassen, sind also Voraussetzung. 
Ein mich besonders ansprechendes Beispiel,  das ein Bankangestellter aus Kalifornien erzählt hat, möge das belegen: < Er hat erzählt, dass seine Sekretärin geraucht hat, und zwar permanent. Sie war Kettenraucherin. Sie konnte es einfach nicht lassen. Eines Tages fragte sie ihn: "Wie schaffe ich es nur, aufzuhören?" Er griff in seinen Schreibtisch, nahm ein Buch Mormon heraus und gab es ihr. Er forderte sie auf: "Hier, lies das." Sie entgegnete: "Gut, ich werde es lesen.
Ein paar Tage später kam sie wieder und sagte: "Ich habe 200 Seiten gelesen, aber das Wort rauchen habe ich nirgendwo gefunden. Auch das Wort Tabak habe ich nirgendwo gefunden. Ich habe nichts gefunden, was darauf hindeutet." Er sagte: "Lies weiter."
Ein paar Tage später kam sie wieder zu ihm und sagte: "Ich habe noch 200 Seiten gelesen – es steht da nichts über das Rauchen, nichts über Nikotin, nichts was irgendwie mit Tabak zu tun hat." Er sagte: "Lies weiter." Drei, vier Tage später kam sie erneut zu ihm. Sie sagte: "Ich habe das ganze Buch gelesen. Da stand nirgendwo etwas von Tabak und auch nichts vom Rauchen. Aber, ... weil ich dieses Buch gelesen habe, habe ich einen Einfluss in meinem Herzen verspürt, eine Kraft, die mir den Wunsch genommen hat, zu rauchen; und das ist wunderbar!“ >
Ähnliches ist auch aus meiner Lebensgeschichte zu berichten. Es war zunächst zwar nicht das Buch Mormon, das mich zur Änderung des  Lebenswegs bewog, sondern mehr der am Evangelium ausgerichtete und mir gefallende Lebenswandel, den ich in der Familie meines ältesten Bruders beobachten konnte. Ich schloss mich der Kirche an, obwohl ich ausgezogen war, meinen Bruder vor ihr zu warnen. Ohne die wachsende Wertschätzung des Buches Mormon wäre mein Konfessionswechsel wahrscheinlich ein Strohfeuer geblieben. Heute beglückt es mich, aufkommende Fragen mit den mir zur Verfügung stehenden Heiligen Schriften beantworten zu können und mich so im Glaubensgebäude zu Hause zu fühlen. Noch größeres Glück empfinde ich dadurch, dass auch die beiden nachfolgenden Generationen bisher diesem Weg ausnahmslos folgen.






Mittwoch, 16. August 2017

Ohrwurm: "Herrliches Zion, hehr erbaut"

Blavand dän. Nordseeküste
Atlantikwall am Strand von Blavand,
heute Woodrows originelle Maultiere

Wir sind mit Freunden in Blavand an der dänischen Nordseeküste. Am letzten Sonntag durfte ich in unserer kleinen Sonntagsschule unterrichten. Wir sprachen über die Kirchengeschichte zum Thema:  "Das Reich Gottes wird in Nauvoo  aufgerichtet." (https://www.lds.org/manual/doctrine-and-covenants-and-church-history-class-member-study-guide/lesson-29-building-the-kingdom-of-god-in-nauvoo-illinois?lang=deu)
Um einen aktuellen Bezug herzustellen, erwähnte ich zuerst einen Kommentar zu meinem Posting "In alle Welt gehen ..." In der Kritik hieß es, dass die Kirche Jesu Christi (HLT) in Deutschland keineswegs so gute Zuwachsraten zu verzeichnen habe, wie sie in der weltweiten Statistik stehe. Was zu tun sei, wurde ich dort gefragt.
Dann berichtete ich von einem befreundeten Ehepaar, das kürzlich von einer Mission aus Nauvoo zurückgekehrt ist und dort unerträglichen Witterungsbedingungen vorfand, so dass es aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.
Die Heiligen waren aus Far West in Missouri vertrieben worden und nach Quincy in Illinois gekommen, von wo aus sie 50 km Strom aufwärts, am Ufer des Missisippis Nauvoo errichteten. Innerhalb von vier Jahren wurde die Ansiedlung zu einer der größten Städte in Illinois. Entscheidend scheint mir der Satz: "Sie fühlten sich sicher, weil ihr Prophet unter ihnen lebte und wirkte." Die Wirkung bestand darin, dass er über den Tellerrand hinausblickend viele auf Mission berief, Schriften der späteren Köstlichen Perle veröffentlichte, die Organisation der Kirche vervollständigte, indem er die Frauenhilfsvereinigung sowie Gemeinden und Pfähle gründete und die Heiligen aufforderte, erneut einen Tempel zu bauen. All das erforderte eine für uns kaum noch vorstellbare auf Glauben gegründete Opferbereitschaft. Die Missionare, die von Nauvoo ausgesandt worden waren, bekehrten Tausende Menschen. So auch Wilford Woodruff, der in England innerhalb von acht Monaten über achtzehnhundert Seelen in die Kirche brachte. Dieses Beispiel zeigt die Wichtigkeit, in Rechtschaffenheit bis zum Ende auszuharren und auf die Verheißungen Gottes zu vertrauen.
Wir haben dann gemeinsam vier Schriftstellen gelesen. In Matthäus 6:33 heißt es im Zusammenhang von falscher und rechter Sorge: "Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben." (https://www.bibleserver.com/text/EU/Matth%C3%A4us6) Im Buch Mormon steht dann konkreter: "Und nachdem ihr in Christus Hoffnung erlangt habt, werdet ihr Reichtümer erlangen, wenn ihr danach trachtet; und ihr werdet danach trachten zu dem Zweck, Gutes zu tun—die Nackten zu kleiden und die Hungrigen zu speisen und die Gefangenen freizusetzen und den Kranken und den Bedrängten Hilfe zuteil werden zu lassen." (BM, Jakob 2:19; https://www.lds.org/scriptures/bofm/jacob/2?lang=deu) In Lehre und Bündnisse lesen wir letztlich, wozu das alles nutzt: "damit die Reiche dieser Welt dazu gedrängt werden anzuerkennen, dass das Reich Zion tatsächlich das Reich unseres Gottes und seines Christus ist." (LuB 105:32; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/105?lang=deu)
Das Reich Gottes ist also Zion. Eins unserer Kirchenlieder kam mir sogleich in den Sinn und begleitet mich seitdem wie ein Ohrwurm: "Herrliches Zion, hehr erbaut ..." (https://www.youtube.com/watch?v=6XP9FFmQiz4) Das Hehre umschreibt die erbrachten Opfer. Im Schlussvers heißt es dann: "Dort zieht´s mich hin mit aller Macht, dort wo der ewige Friede lacht. Zion, Zion, liebliches Zion, herrliches Zion, Zion, unseres Gottes Stadt." Wirklich, so ist es, dort zieht es uns hin!
p.s. Eine Schlüsselstelle des mich selbst inspirierenden Unterrichts war die Lesung  des Abschnitts am Anfang der Missionsreise aus "Unsere Geschichte", S. 56: "Brigham Young war so krank, dass er selbst kurze Wege nicht ohne fremde Hilfe gehen konnte, und seinem Mitarbeiter Heber C. Kimball ging es nicht besser. Auch ihre Frauen und Kinder lagen krank im Bett. Als die beiden Apostel in einem Wagen liegend einen Höhenzug unweit ihrer Häuser erreichten, hatten sie das Gefühl, dass sie es nicht ertragen konnten, ihre Familien in einem so elenden Zustand zurückzulassen. Auf Hebers Vorschlag richteten sich beide auf, winkten mit dem Hut und riefen dreimal laut: < Hurra, hurra für Israel >. Ihre Frauen, Mary Ann und Vilate, standen unter Aufbietung all ihrer Kräfte auf. Sie lehnten beide im Türrahmen und riefen zurück: < Auf Wiedersehen, Gott segne euch >." -
Hier dachten wir darüber nach, wie es möglich ist, dass aus äußerster Schwäche sehr erfolgreiche Missionsarbeit erwuchs.
Flagge der Cook-Inseln
p.s. Der Autor des Liedtextes George Hill war kein Heiliger der Letzten Tage, sondern englischer Missionar auf Mangaia, einer der südpazifischen Cook-Inseln.
Barrow in Furness
Der Komponist Joseph G. Fones war Laienmusiker. Kurz nach seiner Bekehrung in Barrow in Furness, Nordwest-England, organisierte er einen Chor, der durch seinen Gesang große Menschenmengen anzog. Die Melodie wurde mit dem Text erstmals 1864 im Sonntagsschul-Gesangbuch der Kirche veröffentlicht. Lit.: Karen L. Davidson, Die Lieder der Heilgen, LDS Books, 2005





Montag, 7. August 2017

Bestimmte Menschen

In der allgemeinen Schwesternversammlung vor der Frühjahrsgeneralkonferenz 2017 sprach die scheidende Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung Linda K. Burton über "bestimmte Frauen"(https://www.lds.org/general-conference/2017/04/certain-women?lang=deu).
Beim Nachlesen dieser Ansprache dachte ich über bestimmte Menschen in meinem Leben nach. 
elterliche Familie etwa 1950
Da sind meine Eltern und Geschwister. Brüder und Schwestern kann man sich nicht so wie Freunde wählen, aber immer bleiben sie für mich bestimmt. -
Einmal erfuhr ich, dass meine linke Körperhälfte mehr mütterlich und die rechte stärker väterlich geprägt sei. So stammt wohl die vom Herzen getragene Glaubensstärke eher von meiner Mutter, der es zum Beispiel sehr darum ging, dass ihre Kinder getauft wurden, was in den Memelländer Dörfern, wie mein Geburtsort Sokaiten, nicht zu jeder Jahreszeit einfach zu organisieren war. Ihre Stärke bewährte sich im Zusammenhalt der Familie besonders in den Wirren der Flucht.
wir im Sommer 2015
Dann aber ist es besonders meine Frau, die bestimmt Einfluss auf mich gewonnen hat. Wir lernten uns in der Kirche kennen und  wollten auch unsere Kinder in ihr erziehen. Eine gute Freundin stellte bald fest, dass ich in Heike einen idealen Ehepartner gefunden hatte, weil durch sie meine himmelwärts fliegenden Gedanken immer wieder in die Wirklichkeit zurückgeführt wurden, was wesentlich zum gedeihlich Familienleben beitrug.
Bestimmte Frauen bei Schwester Burton sind zur Zeit Christi "Jüngerinnen, die auf den Erretter Jesus Christus ausgerichtet sind." Zu ihnen gehört auch Marta, wie ich erfreut feststelle, denn in ihrer an der praktischen Arbeit orientierten Glaubenshaltung entdecke ich meine Frau wieder. Schwester Burton merkt an, dass Bestimmtheit als Charaktereigenschaft Gewissheit, Selbstvertrauen und Treue an den Tag bringt. Nicht nur zur Anfangszeit der Wiederherstellung gesellte sich beeindruckende Opferbereitschaft dazu.
In der heutigen vom zunehmenden Egoismus geprägten Zeit, sollte die Kirche durch Menschen belebt werden, die ihren Dienst am Nächsten freudig leisten. Auch hierzu liefert Schwester Burton ein schlichtes, aber für mich sehr inspirierendes Bild.
Es zeigt die Leitung der Frauenhilfsgemeinschaft einer Gemeinde vereint um ihre Leiterin, die an Leukämie erkrankt ist und durch die Chemotherapie ihr Haar verloren hat. Alle lassen sie sich mit einer lustig aussehenden Kopfbedeckung abbilden, von der sie gerade auch eine der Kranken aufgesetzt haben. Eine ganz einfache Geste der Bereitschaft, mit unverzagtem Herzen auch schwere Last mitzutragen. Die Kapitelüberschrift inspiriert zu weitergehenden Gedanken: "Bestimmte Frauen in der heutigen Zeit denken an den Herrn und bereiten sich darauf vor, seine Wiederkehr zu feiern." Er wird kommen, um endgültig seine Herrschaft aufzurichten. Diese ist mit dem Begriff des Neues Jerusalems oder Zions umschrieben, zu dem ich heute nur Hinweise geben kann.
KP, Mose 7:18 (https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/7?lang=deu);  
AT, Jesaja 59:20 (https://www.bibleserver.com/text/EU/Jesaja59);
NT, Offenbarung 21:2 (https://www.bibleserver.com/text/EU/Offenbarung21);  
BM, 1. Nephi 13:37(https://www.lds.org/scriptures/bofm/1-ne/13?lang=deu);  
LuB 6:6 (https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/6?lang=deu)