Montag, 11. Dezember 2017

Alles im Herzen bewahren

Die Weihnachtszeit erinnert uns mit ihrem Lichterglanz an das Licht Christi in einer dunklen Zeit. Für den heutigen Tag heißt es in einer Adventsaktion: "Jesus gab Erkenntnisse weiter. Das kannnst Du auch (http://www.kirche-jesu-christi.org/12-dezember-jesus-gab-erkennt-nisse-weiter---das-kannst-du-auch)!
So will ich daran erinnern, dass die Geburt des Heilands vom Propheten Jesaja schon etwa 700 Jahre vor Christi vorausgesagt, von mehreren Propheten bestätigt und deshalb vom jüdischen Volk ersehnt wurde. Allerdings erhoffte es sich die Befreiung von der römischen Besatzung(Jesaja 9:1-5; https://www.bibleserver.com/text/EU/Jesaja9).
Im 1. Kapitel des Lukasevangeliums lesen wir dann von Elisabet und ihrer Cousine Maria. Die Ehe von Elisabet und dem Priester Zacharias war kinderlos geblieben. Da erschien ihm im Tempel der Engel Gabriel und verkündete die Geburt eines Sohnes, dem er den Namen Johannes geben sollte. Dessen Auftrag würde es sein, mit der Kraft des Elija dem Herrn voranzugehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden. Mit dieser Schlüsselverheißung des Propheten Maleachi endet das Alten Testament (Maleachi 3: 24; https://www.bibleserver.com/text/EU/Maleachi3). Sie hat sich mit der Geburt und dem Wirken Johannes erfüllt sowie bei der Geburt des Gottessohns bestätigt.
Erzengel Gabriel bei Maria
Der gleiche Engel Gabriel wurde sechs Monate später zur Jungfrau Maria nach Nazaret gesandt. Sie war zu der Zeit mit Joseph verlobt, der aus dem königlichen Haus David stammte. Ihr verhieß der Engel einen Sohn, den sie den Namen Jesus geben sollte. Das Kind sollte auch heilig und Sohn Gottes genannt werden (Lukas 1:26-35; https://www.bibleserver.com/text/EU/Lukas1).
Maria besuchte daraufhin ihre Cousine Elisabet und fand deren Schwangerschaft bestätigt, so wie der Engel es ihr erzählt hatte. Voll Freude stimmte sie einen Lobgesang an, der lithurgisch als das Magnificat bekannt wurde. Darin pries sie Gott als den, der sich ihr und allen Geringen, Machtlosen und Hungernden zuwendet, um sie aufzurichten. Sie blieb noch bis zur Geburt des Johanes bei Elisabet.
Hat man dieses Hintergrundwissen, dann liest sich die Geschichte von der Christusgeburt, wie wir sie im 2. Kapitel des Lukasevangelium finden, neu. Solange ich im Elternhaus lebte, haben wir sie als Familie Jahr für Jahr vor der Bescherung unter dem Tannenbaum gelesen. Diese Lesung übernahmen wir auch in unsere eigene Familie. Wie wir sehen, war viel mehr geschehen als das, was in Bethlehems Stall und bei den Hirten auf dem Feld geschah. Wir haben mit Maria allen Grund, alles in unseren Herzen zu bewahren und darüber nachzudenken oder mit den Worten Maleachis das Herz der Väter(Mütter) wieder den Kindern zuzuwenden.

Sonntag, 3. Dezember 2017

Hingebungsvoll handeln

Fragt man mich nach meinem religiösen Selbstverständnis, dann vergleiche ich mich gerne mit einem pflügenden Ackergaul. Howard W. Hunter hat das Bild in angemessener Weise auf den Pflüger bezogen so erklärt: "Wer ein Jünger des Herrn wird und Hand an den Pflug anlegt ... erweist sich als würdiger Pflüger. Wer die alten verkrusteten Traditionen aufbricht, bereitet das Feld der Welt auf die Verbreitung des Christentums vor."
Die von Eleanor Knowles verfasste und bei DESERET BOOKS 1994 herausgegebene Biographie  "Howard W. Hunter" ist in dessen Todesjahr 1995 bei LDS BOOKS Bad Reichenhall erschienen. Sie interessierte mich schon beim ersten Lesen stark und ist eine kenntnisreich geschriebene sowie gut übersetzte Perle der HLT-Literatur.
Howard W. Hunter (1907-1995)
Wer hätte Howard W. Hunter vorhersagen können, einmal Präsident der Kirche und damit Prophet zu werden? Sein Vater, ein Lokomotivführer, stammte aus einer weniger aktiven Mitgliedsfamilie, war aber selbst in den Jugendjahren seines Sohnes kein Mitglied einer Kirche. So erhielt der Sohn erst mit 12 Jahren von ihm die Erlaubnis zur Taufe. Als Jugendlicher entdeckte er seine musikalischen Fähigkeiten und förderte sie im Selbstunterricht so weit, dass er mit dem Spiel verschiedener Instrumente einen Teil seines Lebensunterhalts verdienen konnte. Er gründete sogar eine eigene Band, mit der er auf einem Kreuzfahrtschiff bis nach China und Japan kam. Erst mit der Heirat beschloss er, seine Instrumente aus der Hand zu legen und sich voll auf sein berufliches Fortkommen zu konzentrieren. Schließlich entschied er sich zu einem Jurastudium, das er dann als einer der Jahrgangsbesten 1939 beendete.
Wer wissen will, was es bedeutet, aus einer guten Familie zu stammen, eine entsprechende Frau zu finden und mit ihr eine eigene starke Familie aufzubauen, wie man auch in schwierigsten Zeiten verantwortungsbewusst sein Leben gestaltet und bei höchsten Anforderungen erfolgreich die Aufgaben in Familie, Beruf und Kirchenberufungen bewältigt, wie man Tiefen des Lebens überwindet und Höhen dankbar einzuordnen weiß, wie man Freundschaften aufbaut und pflegt sowie sich letzlich als Führer einer rapide wachsenden internationalen Kirche bewährt, der lese diese Biographie eines stets wissbegierigen, entscheidungsfreudigen, hingebungsvollen, disziplinierten, beharrlichen und damit rundum gläubigen Mannes.
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In LDS NEWS habe ich folgende Anzeige des Verlags gelesen:
Durch die Solidargemeinschaft LDS BOOKS&NEWS ist es möglich hervorragende HLT-Literatur in Deutsch zu veröffentlichen und wöchentlich die LDS NEWS zu erstellen und per E-Mail zu versenden (52 Ausgaben pro Jahr mit mehr als 500 Artikeln mit aktuellen Inhalten zum Thema Mormonismus)

Bitte senden Sie die beigefügte Karte per E-Mail an Freunde, die sich für LDS BOOKS&NEWS interessieren könnten.
  
Ich möchte als langjähriges Mitglied dieser Solidargemeinschaft dieser Bitte entsprechen und meine Freunde anregen, sich ihr zum Quartalspreis von 29,10 € anzuschließen. Auch das wäre meiner Ansicht nach hingebungsvolles Handeln:




Freitag, 24. November 2017

Rettungstaten hinzufügen

Über Glauben ist nicht zu streiten, aber ihm darf man hinzufügen. Dem traditionellen Totengedenken der Gläubigen am Ende des Kirchenjahrs sind eben Errettungstaten hinzuzufügen. -
Nach einer Trauerandacht in der letzten Woche kam mir der Gedanke, dass sich ein Angehöriger, der von weit her angereist war, selbst retten könnte. Er äußerte sich anerkennend über diese Trauerfeier. Wenn er jünger wäre, würde er sich einer Kirche gern anschließen, die solche Andachten gestalten könne. Wüßte er vom Rettungswunsch vieler Verstorbener, dann würde er sich wahrscheinlich auch noch im fortgeschrittenen Alter taufen lassen, eine Verordnung, die zur Rettung gehört. Maleachis letzte Worte im Alten Teatament verheißen Errettung: "Bevor aber der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija. Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht komme und das Land schlage mit Bann." (AT, Maleachi 3:23f; https://www.bibleserver.com/text/EU/Maleachi3)
Diese Verheißung erfüllte sich am Anfang des Lukasevangeliums erstmals, als der Hohepriester Zacharias vom Engel Gabriel erfuhr, dass seine betagte Frau Elisabeth Johannes den Täufer, Wegbereiter Christi, den Erretter der Welt, gebären sollte: "Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elija, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist." (NT, Lukas 1:17; https://www.bibleserver.com/text/EU/Lukas1) Man kann diese bedeutsame Schriftstelle weiterverfolgen durch alle Standardwerke.
W. Wooodruff (1807-1898)
J. F. Smith (1838-1918)
So glaube ich Wilford Woodruff, dem ersten Tempelpräsidenten in St. George, dass ihm die Gründungsväter der Vereinigten Staaten erschienen und ihn baten, das stellvertretende errettende Werk für sie zu tun. Unter seiner Amtszeit als Präsident der Kirche wurde 1894 die Genealogische Gesellschaft von Utah gegründet. Seither sind Familienforschung und Tempelarbeit zwei Seiten einer Medaille.
Ich glaube auch Präsident Joseph F. Smith, der kurz vor seinem Tod schwer erkrankte und in dieser Zeit den Erretter bei seinem Besuch in der Geisterwelt sah. Diese Vision bildet jetzt den 138. und damit letzten Abschnitt der Lehre und Bündnisse (LuB 138:25-27; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/138?lang=deu) und bezieht sich auf das 3. Kapitel des ersten Petrusbriefs, worin das Wirken Jesu in der Geisterwelt beschrieben wird (NT, 1. Petrus 3:19-22; https://www.bibleserver.com/text/EU/1.Petrus3).
G.B. Hinckley (1910-2008)
Meridian Idaho Tempel, Quelle: LDS NEWS
Wir werden dann in der Handreichung zum Unterricht (https://www.lds.org/manual/doctrine-and-covenants-and-church-history-class-member-study-guide/lesson-39?lang=deu) auf Präsident Gordon B. Hinckley hingewiesen, der die neue Entwicklung einleitete, den Tempel zu den Mitgliedern zu bringen. Als er 1995 Präsident der Kirche wurde, gab es 48 in Betrieb befindliche Tempel. Selbst weihte er 60 weitere.
Am 19. November 2017 wurde der 158. Tempel in Meridian, Idaho, USA geweiht. Weitere 30 sind angekündigt oder schon im Bau. Wie wird sich der beschleunigte Tempelbau auf uns auswirken? Rettungseinsätze sind mit denen der Feuerwehr vergleichbar. Sie müssen schnell erfolgen und setzen eine hohe Einsatzbereitschaft voraus. -
Im letzten Jahr haben wir vom Zentrum für Familiengeschichte in Dortmund FamilyNights in den Pfahlgemeinden angeregt und dadurch viele Mitglieder ansprechen können. Mehrfach hörte ich aber den Einwand, dass Familiengeschichte wohl nur dann interessant sei, wenn es um erfolgreiche Vorfahren gehe. Die Ahnentafel glänze erst dann richtig, wenn es berühmte Vorfahren gäbe. Der Kirche und ihrer familiengeschichtlichen Organisation FamilySearch geht es aber darum, einen Weltstammbaum aufzubauen, in dem jede Familie und damit alle Menschen, die je gelebt haben, platziert sind.
Eine der uns erzählten Geschichten soll dafür beispielhaft stehen: Eine Mutter hatte nach einer Schwangerschaftspsychose und nachdem ihr Mann sie mit zwei Söhnen allein gelassen hatte, diese zur Adoption freigegeben. Den einen, jetzt selbst schon verheirateten Sohn, beschäftigte im Innersten die Frage, ob seine Mutter ihn wohl geliebt habe. Seine Frau stellte Nachforschungen an und fand heraus, dass die Mutter an Krebs erkrankte und daran verstarb. Durch weitere eifrige und auf wundersame Weise erfolgreiche Nachforschungen fand sie eine Schwester der Verstorbenen, die diese bis zu ihrem Ende betreut hatte. Sie besaß ein Profilbild, auf dem die Mutter lächelnd in die Kamera schaut. Bis dahin existierte nur ein Bild mit abgewandtem Kopf. Das Wichtigste war aber der Bericht, dass die Mutter oft in Liebe an ihre Söhne gedacht und sich deren Erfolg im Leben gewünscht hatte. Für mich war zusätzlich bedeutsam, dass diese Nachforschungen auch die verstorbenen Großeltern mit einschloss und inzwischen für alle das Liebeswerk, das wir auch Erretung nennen können, stellvertretend im Tempel getan wurde.


Samstag, 18. November 2017

Mit Anderen helfen lernen

In unserer Priestertumstlektion (https://www.lds.org/manual/teachings-of-presidents-of-the-church-gordon-b-hinckley/chapter-20-fellowship-with-those-who-are-not-of-our-faith?lang=deu)
fand ich ein bedenkenswertes Gedicht:
 "Er zog einen Kreis und schloss mich aus:
wie einen Ketzer voller Graus.
Doch meine Liebe, sanft und rein,
zog einen Kreis, der schloss ihn ein."
Die ersten beiden Verse erinnern mich an meine Kindheit und frühe Jugend.
Als Vertriebene waren wir aufs Land gekommen und den Einheimischen fremd. Durch die damalige Konfessionsschule wurden wir noch mehr von den ortsansässigen und einer anderen Kirche angehörenden Kindern getrennt. -
Die letzten beiden könnten Leitgedanke für das Thema sein, fürsorgliches Lernen, das besonders in der Familie beginnt.
Symbol weltweiter Zusammenarbeit
Man ist immer geneigt, zuerst für sich und seine eigene Familie zu sorgen. Christlich ist aber, die Bedürfnisse der anderen mit zu sehen, alle als Kinder Gottes zu respektieren, um gemeinsam voranzukommen. Deshalb wollen wir mit allen Menschen guten Willens zusammenarbeiten und Hass, Fanatismus sowie Rassismus aus unseren Herzen verbannen.
Auf diesem Weg sind uns mindestens vier Aufgaben gestellt:
1. Zuhause lehren und vorleben, dass wir alle Kinder Gottes sind.
2. Schon den Kindern lehren, Andersgläubigen gegenüber tolerant und freundlich zu sein sowie möglichst nicht über Glaubensfragen zu streiten. Den Streitsegeln fehlt der Wind, wenn alle religiösen Wahrheiten ausgebreitet werden dürfen und dann gesehen wird, welche wir hinzufügen können.
3. Immer sollte es möglich sein, sich mit Andersgläubigen für eine gute Sache einzusetzen. Eine leise Stimme und tatkräftiger Einsatz sind dabei lärmendem Protest vorzuziehen.
4. Zusammenfassend sollten wir uns immer darum bemühen, das Menschenrecht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit zu wahren.
EU-Konferenzsprecherin
Hilfslieferung
Je internationaler die Kirche wird, desto mehr lernen wir als Mitglieder, über alle Konfessionsgrenzen hinweg  partnerschaftlich mit anderen freien Hilfsorganisationen zsammenzuarbeiten. Zählen wir an Mitgliederzahl weltweit noch nicht zu den großen Kirchen, so wird unsere Stimme doch schon weithin beachtet und werden die wirkungsvollen Hilfseinsätze hoch geschätzt.

Dazu Einsicht vermittelnde Schriftstellen:
KP, GA 13: Wir glauben, daß es recht ist, ... allen Menschen Gutes zu tun (https://www.lds.org/scriptures/pgp/a-of-f/1?lang=deu).
LuB 121:45: Laß dein Inneres ... erfüllt sein von Nächstenliebe zu allen Menschen (https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/121?lang=deu).
BM, Mormon 3:20: Darum schreibe ich an euch alle. Und ich schreibe euch aus dem Grund, damit ihr wißt, daß ihr alle vor dem Richterstuhl Christi stehen müßt, ja, jede Seele, die zur ganzen menschlichen Familie Adams gehört (https://www.lds.org/scriptures/bofm/morm/3?lang=deu).
NT, Apostelgeschichte 10:22: Der Hauptmann Kornelius (ein Heide), ... der beim ganzen Volk der Juden in gutem Ruf steht, hat von einem heiligen Engel die Weisung erhalten, dich (Petrus, das Oberhaupt der Judenchristen) in sein Haus holen zu lassen und zu hören, was du ihm zu sagen hast (https://www.bibleserver.com/text/LUT/Apostelgeschichte10).
AT, Jesaja 42:6: Ich, der HERR ... mache dich zum Bund mit dem Volk, zum Licht der Nationen (https://www.bibleserver.com/text/LUT/Jesaja42).



Sonntag, 5. November 2017

Freiheit im Eid und Bund


Mit meinen Gedanken war ich noch lange bei Beverly Campbell und der zweiten Frage unserer Besuchergruppe, welche Rolle die Frau in unserer Kirche spielt (siehe vorausgehendes Posting). Um es zu erklären, ist mir spontan eine Muschel eingefallen. Die Frau bildet das Innenleben, der Mann bietet Schutz durch den Muschelmantel, den die Schalen bilden. Im Zusammenhang mit dem gestellten Thema passt die Jakobsmuschel als Modell besonders gut. Ihr Merkmal ist die längs verlaufende Rippengliederung und ihr Name erinnert an Jakobus, den Bruder des Herrn. Sie kennzeichnet einen Pilgerweg, der in Nordspanien an die Grenze des Kontinents in die Kathedrale von Santiago de Compostela d.h. aus der Sicht der Gläubigen in die Nähe des Himmels führt. Wanderer wollen Freiheit genießen, Pilger ihrem Gott näher kommen. Wie lassen sich diese beiden Zielsetzungen vereinen? Jakobus war ein Judenchrist, für den Glaube ohne Werke nutzlos schien (NT, Jakobus 2:20). Können uns aber die Werke allein zum Ziel führen? Der Heidenapostel Paulus hatte am eigenen Leib erfahren, dass letztlich nur die Gnade Gottes entscheidend weiterführt.
Titelseite der Schrift (1520)
Ob Werke oder Gnade selig machen, war für Luther eine entscheidende Glaubensfrage, als er vor 500 Jahren mit dem Thesenanschlag in Wittenberg die Reformation auslöste. Auch für die Wiederherstellung der Kirche Jesu Christi ist dieses historische Ereignis sehr wichtig. Die Antwort gab Luther in seiner Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen" und tendierte darin mehr zu der paulinischen Ansicht. Aus dem Buch Mormon wissen wir durch Nephi, dass die Errettung letztlich durch Gnade kommt, wenn wir aber zuvor alles getan haben, was wir selbst tun können. (BM, 2. Nephi 25:23; https://www.lds.org/scriptures/bofm/2-ne/25?lang=deu)
Der ZEIT-Autor Robert Leicht hat Luthers fürsorgliche und sicher auch für uns mögliche und verpflichtende Dimension eines evangelischen Freiheitsverständnisses so beschrieben: "Unsere Freiheit findet nicht etwa ihre Grenze an der Freiheit, sondern erst ihren Sinn in der Freiheit des anderen."  
Was vielen Christen heute wohl schwer fiele zu akzeptieren, diese Freiheit an einen Eid und Bund zu koppeln. Wir sprechen von einem stillen Eid und Bund, der auf Abraham zurückgeht (KP, Abraham 2:11; https://www.lds.org/scriptures/pgp/abr/2?lang=deu) und bei Erfüllung verheißt: "Wer bis ans Ende treu ist und alles tut, was Gott von seinem Priestertum fordert, der wird alles empfangen, was der Vater hat." (LuB 84:33-44; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/84?lang=deu) Alles empfangen meint auch und besonders die Freiheit als entscheidendes Element göttlichen Handelns.
Das jetzt laufende Schriftstudium im Buch Mormon hat meine Frau und mich einen Abschnitt lesen lassen, in dem Korihor, ein Antichrist, die Glaubwürdigkeit des Hohenpriesters Alma anzweifelte. Dieser antwortete ihm:  
"Und nun, wenn wir für unsere Arbeit in der Kirche nichts empfangen, was nützt es uns dann, in der Kirche zu arbeiten, außer dass wir die Wahrheit verkünden, damit wir uns an der Freude unserer Brüder freuen?" (BM, Alma 30:34; https://www.lds.org/scriptures/bofm/alma/30?lang=deu) Ein Kennzeichen der Kirche Jesu Christi ist wie vor alters der priesterliche Dienst ohne Bezahlung. Hier komme ich auf das Muschelbeispiel zurück. So wie die Frau für ihren Dienst als Mutter nicht entlohnt wird, so sollte es dem sie beschützenden und für den Unterhalt sorgenden Mann als Priester auch geschehen. Es ist ein Dienst im Eid und Bund, der Frau wie Mann, fürsorglicher Mutter wie väterlichem Priester, gläubiger Familie wie offenherzigem Volk Wohlergehen und Freiheit schenkt.

Freitag, 27. Oktober 2017

Wahlentscheidung für den Fall

Kürzlich besuchten uns in der Gemeinde eine Gruppe von Senioren. Einer kommentierte die für ihn allzu harmonisch wirkenden Videoclips, die zuvor gezeigt wurden, dass sie ihn nicht vom Hocker reißen würden. Eine ältere Dame fragte nach der Rolle der Frau in der Kirche, insbesondere nach weiblicher Priesterschaft. Gerne hätte ich ihn vom Hocker gerissen und ihr eine Vision vom möglichen Selbstverständnis der Frau gegeben, wie es Beverly Campbell aufgrund ihres Studiums des wiederhergestellten Evangeliums in "Eva und die Entscheidung in Eden"(1) entwickelt.
B. B. Campbell 1931-2017
Als LDS BOOKs diesen 2003 erschienen Bestseller 2005 in deutscher Sprache veröffentlichte, habe ich das Buch auch den Familien meiner Kinder geschenkt. Es sollte im Bücherbord aller drei Familien stehen. Gäbe es einen Religions-Nobelpreis, dann hätte ihn meiner Meinung nach Beverly Campbell verdient. Sie hatte der Kirche in Washington D.C. und am Sitz der UN in New York quasi als Botschafterin von 1985 an 12 Jahre gedient und daran mitgewirkt, dass die Kirche statt wie bis dahin in 95 dann in 160 Ländern vertreten war. Sie wollte als sehr erfolgreiche Frau zunächst allgemein über die Herausforderungen und Wahlmöglichkeiten von Frauen schreiben, wurde dann aber dazu inspiriert, Mutter Eva zu thematisieren. Was sie schreibt, öffnete mir wirklich die Augen und riss mich begeistert vom Hocker. Sie bestätigt mit dem Ergebniss ihrer Untersuchung meine Hochachtung vor den Leistungen meiner eigenen Mutter, aber auch darüber hinaus die vieler mir bekannter Frauen.
Grundlegend für das theologisch Besondere ist, dass der Prophet der Wiederherstellung weder von Erbsünde noch Sündenfall spricht, sondern von der für den Fortschritt notwendigen mutigen Entscheidung im Garten Eden und dem sich daraus ergebenden Fall aus dem Garten ins irdische Leben. Als ich das jetzt wieder las, fielen mir Bilder ein, die im letzten Sommer entstanden, als sich eine junge mir bekannte Frau zum Geburtstag einen Fallschirmabsprung wünschte.
Was muss das für ein Erlebnis gewesen sein und welchen Auftrieb hat es der Frau gegeben, diesen Sprung gewagt zu haben! - Antworten auf 20 Fragen will Campbell uns geben, von denen ich hier vier ausgewählt habe:
Was bedeutet ein Gebot, wenn man sich selbst entscheiden soll?
Ist Übertretung der Sünde gleichzusetzen?
Wurde Eva verflucht, unter Schmerzen Kinder zu gebären?
Warum erhielt Eva das Vorrecht, zuerst zu fallen?
Zu Antworten kommt sie unter anderem durch genaue Wortanalyse. Die Autorin fand heraus, dass "gebieten" und "Gebot" nicht den gleichen Wortstamm haben. Es ist ein Unterschied, ob ich einem Kind gebiete, nicht allein über die Straße zu laufen oder ob das Gebot gilt, nicht zu töten.
Campbell macht darauf aufmerksam, dass es für  Genesis 2:7 eine inspirierte Übersetzung von Joseph Smith gibt, in der er einen Unterschied sieht zwischen dem, was Gott dem Adam und der Eva in die Nase blies. Während er dem geformten Adam "Lebensatem" gab, blies er Eva "die Leben" ein. Forscher haben viel später Mitochondrien oder Leben aktivierendes Genmaterial entdeckt, das nur die Frau vererben kann.
"Tsela" ist ein hebräisches Wort für Rippe, wird aber nur selten gebraucht, besonders dann, wenn  Elemente eines heiligen Bauwerks benannt werden sollen. So steht in Genesis 2:22 "Rippe" symbolisch wohl für das höchste Maß an Nähe, Intimität und Übereinstimmung. Wenn Eva als eine Rippe des Adams beschrieben wird, dann könnte sie heute umgangssprachlich die "bessere Hälfte" des Ehemannes sein.
Auch für die Bedeutung von "nackt" bereichert Campbell unser Verständnis. Hier soll völlige Reinheit, Offenheit aber auch Verletzlichkeit oder Schutzlosigkeit beschrieben werden und nicht eine Nacktheit, für die sie sich hätten schämen müssen.
Campbell erinnert an große Frauen in Christi Leben: seine Mutter Maria, die Frau am Jakobsbrunnen, die Schwestern des Lazarus Maria und Marta sowie die Frau, die gegen den Willen der Jünger ihn vor seinem Opfergang salbte. Ihnen allen stellt sie Eva voran. Sie war es, die bei der Wahl zwischen dem Leben in Eden oder auf Erden sich für Letzteres entschied und damit großartig mithalf, den gewollten Plan des Lebens zu verwirklichen.

(1)  Beverly Campbell, Eva und die Entscheidung in Eden, LDS Books Schubert & Roth OHG, 
       Bad Reichenhall, 2005, ISBN 3-93-4347-28-2 (vergriffen)
       Eve and the Choice Made in Eden, Deseret Book, SLC 2003



Samstag, 21. Oktober 2017

Die Sprache des Bundes

Christian Albrecht Universität
- unserer zweiten Enkelin, die in der letzten Woche ihr sprachwissenschaftliches Studium in Kiel begonnen hat, gewidmet -
(siehe auch Leserbrief an die ZEIT vom 2.4.2027)
die Abiturientin
In der Abi-Zeitung fand ich damals drei persönliche Widmungen: Du denkst richtig! Auch wenn Du manchmal keinen Bock auf meine Probleme hattest, warst Du immer für mich da und das bedeutet mir unglaublich viel. Wow älteste Freundin! Ich bin super stolz auf Dich. Mit Dir kann man super reden, ernste Themen, verrückte Dinge.
Siebziger Valeri V. Cordón
Diese Einträge spiegeln, jugendlich ausgedrückt, viel von den Inhalten wider, die in einer Konferenzansprache von Elder Cordón im Frühjahr 2017 anklangen. (https://www.lds.org/liahona/2017/05/saturday-afternoon-session/the-language-of-the-gospel?lang=deu) Darin beschreibt er die Gefahr des Sprachverlustes für Familien, die in ein fremdes Land ziehen. Ähnlich sieht er heute die Gefahr für die Sprache des Evangeliums Jesu Christi. Er geht auf drei Möglichkeiten ein, diese ewige Sprache zu bewahren: zu Hause eifriger und besorgter sein, in der Familie ein gutes Beispiel sein sowie Traditionen des sozialen Umfelds an den Kirchenstandards messen. Dabei ist mir dann der Gedanke gekommen, dass sich auch die Sprache des Evangeliums in dreifacher Weise darstellt.
Im Kopf denkst du richtig (wie der himmlische Vater auch oder wie ein Kind Gottes).
Du warst immer für mich da (stets christlich die Hand reichend oder richtig handelnd).
Man kann mit dir super reden (richtig von Herz zu Herz wie aus einem Geist).
Diese Sprache hast du offenbar gelernt und im Umgang mit deinen Freundinnen geübt.
Folgen wir ihrer Spur in den Standardwerken:
"Sie hatten eine Sprache, die rein und unverdorben war."
(KP, Mose 6:6; https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/6?lang=deu)
"Der HERR (hat) daselbst verwirrt ... aller Welt Sprache."
(AT, Genesis 1:9; https://www.bibleserver.com/text/EU/1.Mose11)
"Da er in der Sprache der Ägypter unterwiesen worden war, konnte er diese Gravierungen lesen und seine Kinder darin unterweisen, ... um so die Gebote Gottes zu erfüllen."
(BM, Mosia 1:4; https://www.lds.org/scriptures/bofm/mosiah/1?lang=deu)
"(Er) wird ... einem jeden vergelten nach seinem Tun."
(NT, Matthäus 16:27; https://www.bibleserver.com/text/EU/Matth%C3%A4us16)
"Damit jedermann im Namen Gottes, des Herrn, ja, des Erretters der Welt, sprechen könne."
(LuB 1:20; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/1?lang=deu)
Kommen wir zum Studienbeginn an der CAU Kiel zurück. Aus vielen Bildern habe ich obiges Signet ausgewählt und für unseren Zusammenhang gedeutet:
Die "Möwe" steht für Entscheidungsfreiheit. Sie wäre ohne das Wissen von Gegensätzen sinnlos.
"350 Jahre" steht für Beständigkeit. Du hast ausdauerndes Arbeiten gelernt.
"Ganz weit oben" steht für erfolgreiches Streben nach Zielen, die dir am Herzen liegen. -
Befolge ewige Bündnisse, studiere fleißig und sei weiterhin eine verlässliche Freundin!
Kurz zusammengefasst: Spreche weiter die Sprache des Bundes! Diese ist ein vollkommenes Instrument, hat drei göttliche Quellen und wird deshalb ewig gelten. Mit dieser Sprache können wir "super" all das bewahren, was uns lieb und teuer ist.


Samstag, 14. Oktober 2017

Wieder fröhlich werden


In der Frauenversammlung im Rahmen der Herbst-Generalkonferenz sprach Präsident Uchtdorf über die drei Schwestern Traurig, Ärgerlich und Fröhlich.
Heike und ich (1964)
Die ersten beiden haben einen Bruder. Der bin ich. -
Ein Missionar aus unserer Jugendzeit traf kürzlich unseren zweiten Sohn Christian, hörte den Namen Nabrotzky und erinnerte sich dabei an eine außergewöhnlich fröhliche Schwester. Sie wurde damals meine Frau und später Christians Mutter. Was für ein Segen! Ihre Fröhlichkeit hat sie vererbt, ein Balsam für unsere familiären Beziehungen, aber auch allgemein für die mitmenschliche Aufgeschlossenheit.

Halbmarathon am Phönixsee
So hat z.B. unser erster Sohn Andreas mit seinem Bekannten Dirk erfolgreich am Phönix-Halbmarathon teilgenommen. Der war für ihn nicht leicht und auf den Schlusskilometern ging ihm fast die Puste aus. Er postete aber anschließend fröhlich winkend: "Danke Dirk, dass du mich bis zum Schluss begleitet hast!!!" Dirk antwortete: "Ich habe auch viel Spaß gehabt."
Am gestrigen Freitag hatten wir den 13. Das Datum versprach nichts Gutes. Tatsächlich vergaß ich meine auf dem Autodach abgelegte Collegemappe, weil ich durch eine plötzlich notwendig werdende Hilfestellung beim Einsteigen eines körperlich behinderten Mitfahrers gedanklich abgelenkt wurde. Wahrscheinlich wehte später der Fahrtwind die Mappe samt Inhalt hinweg. Bisher konnte ich sie nicht wiederfinden. Das ist ärgerlich und der Verlust stimmte mich etwas traurig. Sollte mir dieses Missgeschick aber auch den heutigen Tag verhageln?
Wie schaffte ich es, wieder fröhlich zu werden? Ich stellte fest, dass die Collegemappe trotz intensiver Suche verloren ging. Es ist passiert und ich will daraus lernen, wie in Zukunft solch ein Verlust vermieden werden kann.
Um wieder fröhlich zu werden, trennte ich mich von dem Verlustgedanken und versuchte, an etwas Schönes und Aufbauendes zu denken. Das tägliche Lesen in der Schrift bietet mir solche Gedanken. Gestern lasen meine Frau und ich im Buch Mormon die Bekehrungsgeschichte des jüngeren Almas (BM, Mosia 27; https://www.lds.org/scriptures/bofm/mosiah/27?lang=deu), die der des Saulus zum Paulus im Neuen Testament ähnlich ist (NT, Apostelgeschichte 9:1-22; https://www.bibleserver.com/text/EU/Apostelgeschichte9). Bekehrung oder Neuanfang ist also immer möglich. Der Vater im Himmel hilft uns dabei. Schon oft habe ich mich gestärkt und wie neu geboren gefühlt. Letztens erinnerte ich mich daran, im Frühjahr durch eine Konferenzansprache von Präsident Monson motiviert worden zu sein. Jetzt schreibe ich wieder in wöchentlichem Rhythmus. Die Glut ist neu entfacht. Das Licht leuchtet wieder und macht mich wie ein Kind glücklich. Also setzte ich mich hin und schrieb diese mich befreienden Gedanken auf. Ich bin immer noch kein fröhlicher Mensch, aber doch froh und zuversichtlich.
 

Samstag, 7. Oktober 2017

Mißbraucht den Namen des Herrn nicht!

unbekannter Verfasser
Das Problem sind nicht die Feuerwaffen.
Es ist eine gottlose Gesellschaft.

Sehr geehrter Herr Giovanni di Lorenzo,
als Abonnent der Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur "DIE ZEIT" beschwere ich mich bei Ihnen, dem Chefredakteur, über den Aufmacher der letzten Ausgabe.
Im Bewusstsein des Blutbads in Las Vegas am letzten Sonntag, der sicherlich obige Gedanken auslöste, aber auch des islamistischen Terrors, unter dem besonders Frankreich bisher schon leiden musste, finde ich diesen Aufmacher leichtfertig. Er bezieht sich ja auf ein sorgenfreies und verschwenderisches Le(b)en, das man meint, in Frankreich genießen zu können.
Das zweite Gebot sollte auch für die ZEIT-Redaktion gelten:
"Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen."
(Exodus 20:7; https://www.bibleserver.com/text/LUT/2.Mose20)
In der Literaturbeilage kommentiert Thomas Assheuer die Neuerscheinung von Hans Joas, "Die Macht des Heiligen", unter dem Titel "Ende der Religion? Was für ein Irrtum!"
Was für ein Irrtum, zum Auftakt der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, die Zeit so aufzumachen!
Walter Nabrotzky

Antwort der Chef-Redaktion:
... Es tut mir leid, dass Ihnen die Titelzeile zur Buchmesse so missfallen hat, finde Ihre Einschätzung aber offen gestanden wirklich abwegig, wir hätten hier den Namen des Herrn missbraucht oder gar in irgendeiner Weise das Massaker in Las Vegas verherrlicht. Ich bin wirklich einer derjenigen, der in den Redaktionskonferenzen immer wieder den offenen Umgang mit Fehlern fordert, aber: „Leben wie Gott in Frankreich“ ist nun mal ein geflügeltes Wort, mit dem wir hier auf der Titelseite gespielt haben. Sollte das etwa schon sprachlich vermintes Gelände sein? Das kann ich nicht erkennen. Ich bin vielmehr fest davon überzeugt, dass wir in der ZEIT auch ab und an einen heiteren Ton treffen müssen.

Bitte nehmen Sie meinen Widerspruch als Zeichen für die Leidenschaft, mit der wir hier Zeitung machen!

Mit besten Grüßen bin ich

Ihr

Giovanni di Lorenzo

meine Rückantwort:

... Nehmen Sie auch meinen Leserbrief als Zeichen für die Glut in meinem Herzen, 
die gern Licht sein möchte in einer Zeit, die es für abwegig hält, darauf aufmerksam zu machen, den Namen Gottes möglichst nicht unnötig zu gebrauchen. 
Dabei ist das Feld weder sprachlich vermint noch verbarrikadiert.
Ein heiterer Ton ist mir persönlich sehr angenehm.

Montag, 2. Oktober 2017

Wiederhergestelltes Menschenbild

Ich stamme aus dem Memelland und wuchs als Flüchtlingskind im Meller Land in der Ortschaft Wellingholzhausen auf. Dort entspringen Hasefluss und Uhlebach. Die Hase mündet in die westlich gelegene Ems und das Uhlewasser fließt über Else und Werre in die östlich gelegene Weser ab. Der Ort liegt also auf einer Wasserscheide mit der weltweit seltenen Besonderheit, dass sich die Hase gabelt und dabei sagenumwoben die Else entsteht. Es ist sicherlich nicht schwer, im Hochland eine Wasserscheide zu erkennen, aber im Tiefland muss man schon genauer hinsehen.
1926-2009
Nach unserer Chronik sind Nabrotzky´s Menschen, die am Wasser entweder als Müller oder Fährleute ihren Lebensunterhalt verdienten. Das Buch von Truman G. Madsen "Woher kommt der Mensch? - Christus und mein geistiges Ich", LDS BOOKS Bad Reichenhall 1984 hat mich zu obigem Nachdenken angeregt und vielleicht dazu befähigt, ein wenig Fährmann zu spielen. -

Nach meinem Abitur bin ich damals noch mit dem Schiff nach Canada gereist, um dort meinen ältesten Bruder zu überzeugen, dass es falsch sei, seinen Glauben zu wechseln und sich einer Kirche anzuschließen, die ich als Sekte begriff. Ein halbes Jahr später hatte ich mich eines Besseren belehren lassen, wurde getauft und kehrte nach Deutschland zurück. Praktisch hatte ich mit der Taufe ein tragfähiges Lebenskonzept gefunden. Die geistige Dimension dieser Lebenswende war mir damals noch nicht bewusst. Diese lotet Madsen mit seinem ersten Essay in dem vorliegenden Band aus. Woher stamme ich eigentlich? Joseph Smith hat uns mit der Wiederherstellung der Kirche Jesu Christi offenbart, dass wir vor unserer irdischen Geburt als Geister existierten. Wir entstammen nicht dem Nichts, sondern haben eine ewige Identität, die sich durch Intelligenz, Geist und Körper auszeichnet. Madsen erklärt uns Laien mit seinem breitem philosophischen Wissen in möglichst einfachen, aber doch tiefgehenden Worten die Bedeutung der Wiederherstellung dieser Grundwahrheit. War für mich Religion zuvor hauptsächlich für das Seelenleben bedeutsam, wobei ich Seele und Geist als ein und dasselbe verstand, so lernte ich schon sehr bald, dass mit Seele die Verbindung von Geist und Körper zu verstehen ist. Dazu offenbart uns Joseph Smith, dass die Herrlichkeit Gottes Intelligenz ist. Welch eine nach Madsen revolutionäre Sichtweise für Theologie und Philosophie!
Intelligenz ist ein geistiger Urstoff aus dem sich Intelligenzen formen, die sich lebendig zunächst im Geist und dann im Körper freiwillig weiter entwickeln. Vergleichbar den irdischen Eltern, die uns den Körper gaben, zeugten himmlische Eltern die Intelligenzen als Geister. So sind wir buchstäblich geistige Kinder Gottes, die dem Evangelium Jesu Christi folgen. Nutzen wir das einführend gezeichnete Bild, dann könnte man Intelligenz mit dem Gefälle oder der Neigung eines Geländes vergleichen, das die Richtung bestimmt, in der lebensspendendes Wasser abfließt. Im AT "blies (Gott) den Odem des Lebens in (des Menschen) Nase" (AT, Genesis 2:7; https://www.bibleserver.com/text/LUT/1.Mose2). Im NT ist sie das Licht des Lebens, von dem Johannes spricht. (NT, Johannes 1:4; https://www.bibleserver.com/text/LUT/Johannes1) Im BM nimmt sie in der Person Christi geistige Gestalt an: "ich (wusste ), dass es der Geist des Herrn war." (BM, 1. Nephi 11:11; https://www.lds.org/scriptures/bofm/1-ne/11?lang=deu) In den neuzeitlichen Offenbarungen wird sie auf den Punkt gebracht: "Die Herrlichkeit Gottes ist Inteligenz." (LuB. 93:36; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/93?lang=deu. Abraham sieht dann die Intelligenzen, "die geformt wurden, ehe die Welt war." (KP, Abraham 3:22; https://www.lds.org/scriptures/pgp/abr/3?lang=deu). 
Das zweite Essay "Christus und mein geistiges Ich" wurde "in der Überzeugung verfasst ..., dass ... der Bedarf an seiner (Christi) Nahrung (für die  meisten Menschen) konstant und lebenswichtig ist." Noch im Vorwort finden wir, dass der Jehova des Alten der Christus des Neuen Testaments ist. Wir lernen also durch die beiden Testamente Christus sowohl in seiner geistigen als auch in seiner körperlichen Gestalt kennen. "Seine Flügel bringen Heil." Madsen folgert daraus, dass "wir Christus deswegen oft erst in unseren eigenen Extremsituationen wieder (entdecken)." - Seinen Einflussbereich machte ich mir an der Extremstelle (Flussgabelung) einer Wasserscheide bewusst - Das ist keine Gedankenspielerei, sondern existenziell bedeutsam. Er fragt: "Wie können wir in einer echten Krisensituation Christus so fest in unser Bewusstsein rufen, dass Schwachheit durch Kaft ersetzt wird?" und erinnert an den Propheten im Liberty-Gefängnis, den Christus dort mit der Verheißung stärkt: "Deine Herrschaft wird eine immerwährende Herrschaft sein, und ohne Nötigung wird sie dir zufließen für immer und immer." (LuB. 121:46; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/121?lang=deu) Im Mittelpunkt der Ausführungen befindet sich ein Katalog von zwanzig Fragen, die zeigen können, wie wenig intelligent es ist, nicht im Glauben auszuharren. 
Zusammenfassung aus dem Englischen: 
Im ersten Teilband erhalten wir Einblick in die Natur des vorirdischen Lebens und die Unsterblichkeit des Menschen. Diese grundlegenden Lehren werden im Zusammenhang mit philosophischen Themen wie Schöpfung, Leid und Freiheit erörtert.
Der zweite ebenso kenntnisreich geschriebene Teilband hilft uns, Christus besser zu verstehen. Er behandelt die Bedeutung seines Sühnopfers für unser tägliches Leben. Madsen lehrt uns, dass christliches Leben sowohl Opfer, Selbstverleugnung und -beherrschung als auch Erleben, Erfülung und Freude bedeutet. 
Beide Abhandlungen sind mehrfach aufgelegt worden und gehören bis heute zur Pflichtlektüre für geisteswissenschaftliche Studiengänge an kirchennahen Universitäten.  
Ich wünsche mir, dass dieses Buch in meinem Nachlass nicht verloren geht.




Dienstag, 26. September 2017

Halt finden an der eisernen Stange

 Was hast Du gewählt, fragte mich meine neunjährige Enkelin Mia nach der Bundestagswahl. Ich habe das Licht gewählt, hätte ich ihr rätselhaft antworten können. Doch sagte ich spontan und direkt:  "Mit der Erststimme rot und mit der Zweitstimme grün." Dann versuchte ich  ihr zu erklären, was diese Farben im politischen Spektrum bedeuten. -
Innerlich bin ich aber mit meinen Gedanken noch bei der Darbietung der Kinder unserer Gemeinde in der Abendmahlsversammlung am Wahlsonntag zum Jahresthema "Wähle das Rechte". Ihr begeistert gesungene Lied vom Nephis Mut https://www.lds.org/music/library/childrens-songbook/nephis-courage?lang=deu ist mein neuer Ohrwurm und passt zu dem, was mich bewegt, seitdem wir als Ehepaar gemeinsam begonnen haben, wieder das Buch Mormon zu lesen. Nephi ist der Sohn des Propheten Lehi, der auf Gottes Geheiß 600 Jahre vor Christi mit seiner Familie Jerusalem verließ und später selbst als Prophet Gottes wirkte. Nach ihm sind die ersten beiden Bücher im Buch Mormon genannt. Auch das Buch Jakob, der ein Bruder Nephis war und ihm als Prophet folgte, haben wir seitdem gelesen. Beim Lesen ist mir diesmal bewusst geworden, dass anders als im Alten Testament im Buch Mormon die Auswirkungen des Gottesworts direkt auf die eigene Familie des Propheten geschildert werden. Dafür steht exemplarisch die Schiffbauszene, die Inhalt des Liedes ist. Nephi hatte den Mut, ein Schiff für die Meeresüberquerung zu bauen, obwohl ihn seine zwei älteren Brüder deshalb auslachten. Ähnliche Erfahrungen machte ich bei der Entscheidung zu konvertieren, was drei meiner Geschwister als Torheit ansahen und sich von mir distanzierten.
Aus den ersten drei Büchern im Buch Mormon, die wir gerade zu Hause gelesen haben, will ich zwei Inhalte hevorheben, die mich zu neuen Gedanken angeregt haben.
Eduards Traum
Zuerst ist es Lehis Traum vom Baum des Lebens. Zufällig fand ich, dass der Pfarrerssohn und Humorist Wilhelm Busch, dessen Bildergeschichten in meinem Elternhaus zur Standardlektüre gehörten (1), diesen wohl gekannt haben dürfte, als er 1891 seine Erzählung "Eduards Traum" schrieb. Darin ist es allerdings ein Pfad im Gebirge, der hoch hinauf zu einer herrlichen "Tempelstadt, ganz aus Edelsteinen erbaut," führte. Bemerkenswert ist, dass es an diesem Pfad kein Geländer gab, sodass die Wanderer nacheinander den Abhang hinunter ins "Wirtshaus zum lustigen Hinterfuß" rutschten. Lehi sah dagegen einen "engen und schmalen Pfad der an der eisenen Stange (am Fluss) entlangführte." Auf der anderen Seite des Flusses befand sich "ein großes und geräumiges Gebäude ... voll von Menschen .... Sie standen da in der Haltung des Spotts und zeigten mit Fingern auf diejenigen, (die durch die Finsternis des Nebels hindurch, an der eisernen Stange entlang den Baum des Lebens erreicht hatten) und von (dessen) Frucht aßen." (BM, 1. Nephi 8: 27, https://www.lds.org/scriptures/bofm/1-ne/8?lang=deu)
am 17. September 2017 in DO
Dann war es eine Fireside im Dortmunder Pfahlhaus mit der englischen Schauspielerin und Sängerin Savannah Stevenson,  der Maria-Darstellerin in den YouTube Bibel-Videos der Kirche.(http://mormonartist.net/interviews/savannah-stevenson/) Danach habe ich 14 Kapitel Jesaja im 2. Buch Nephi mit neu erwachtem Sinn gelesen. Früher hatte ich diese Kapitel überschlagen, weil sie ja schon im AT standen. Jetzt begriff ich, wie Inhalte tradiert und Grundlage zeitgerechter, klarerer Prophezeiungen werden. (AT, Jesaja 7:14, https://www.bibleserver.com/text/LUT/Jesaja7; BM, Nephi 25:26, https://www.lds.org/scriptures/bofm/2-ne/25?lang=deu; NT, Lukas 2:7, https://www.bibleserver.com/text/LUT/Lukas2) Auch Savannahs aufrichtiger Bericht über Krisen in ihrer künstlerischen Entwicklung sowie ihre halbjährige persönliche Vorbereitung auf den Bibelfilm und die Zeit der Filmaufnahmen selbst, berührten mein Herz. Sie wurde beim Gesang einfühlsam begleitet von dem jungen amerikanischen Pianisten Nathan Schaumann. https://mormonmusic.org/mormon-artists/nathan-schaumann
Obwohl die eiserne Stange in den drei vorherigen Abschnitten nur einmal direkt genannt wird, könnten doch alle drei Beispiele von ihr berichten. Die Kinder, die mit allen Sinnen begeistert vom Mut Nephis singen, haben die eiserne Stange ergriffen. Eduard auf seinem Traumpfad zur Tempelstadt vermisst sie. Nephi, der die Prophezeiungen Jesajas vom kommenden Christus seinen Brüdern vorliest, gibt sie weiter. Das Evangelium oder die frohe Botschaft Christi ist die eiserne Stange, die uns immer wieder Halt gibt und letzlich zu unserer himmlischen Heimat führen wird.

(1) Wilhelm Busch, Was beliebt ist auch erlaubt, Hrsg. Rolf Hochhuth, im Bertelsmann Lesering







Dienstag, 19. September 2017

"Das ist nicht zu glauben"

... so titelten die RuhrNachrichten ihren Bericht über ein Essener Amtsgerichtsurteil wegen unterlassener Hilfeleistung. Vier Bankautomatenkunden waren, wie es die Überwachungskamera aufnahm, nacheinander gleichgültig über einen alten Mann hinweggestiegen, der im Eingangsraum lag, um ihre Geldgeschäfte zu erledigen, bis der fünfte endlich mit dem Handy den Notarzt rief und bei dem Gestürzten auf den Rettungsdienst wartete. Zwei dieser Kunden sehen ihre Verurteilung zu Geldstrafen nicht ein und wollen in Berufung gehen.
bei der Rettung der Handkarrenpioniere
Das Thema am letzten Sonntag https://www.lds.org/manual/doctrine-and-covenants-and-church-history-gospel-doctrine-teachers-manual?lang=deu hätte aufrütteln können, um sich niemals wegen unterlassener Hilfeleistung schuldig zu machen. Drei Achtzehnjährige
C.A. Huntington,
G.W. Grant und
D.B. Kimball
stehen in der Pioniergeschichte für heroischen Dienst, weil sie bei der Rettungsmission für die Handkarrenabteilungen Martin und Willie ihr Leben ließen, um die in höchste Not Geratenen zu retten. Präsident Gordon B. Hinckley sagte: "Die Geschichten von ihrer Rettung müssen immer und immer wieder erzählt werden. Sie handeln vom Wesenskern des Evangeliums Jesu Christi." (Fettdruck hinzugefügt) Der damalige Präsident Brigham Young soll gesagt haben: "Das ist meine Religion; das gebietet mir der Heilige Geist, der mit mir ist. Wir müssen sie retten."
Einsatz der "Helping Hands" in der Karibik
Nachrichten über die Hilfseinsätze für die Hurrikanopfer zu Anfang des Monats zeign mir, dass dieser Geist noch nicht erloschen ist. LDS NEWS berichtete: "Am Samstag, 9. September und am Sonntag, 10. September 2017, waren mehr als 11.000 Mormon Helping Hands im ehrenamtlichen Einsatz. Ausgerüstet mit Atemschutzmasken, Handschuhen, Arbeitsanzügen und Werkzeugen gingen die <Gelben Engel>, wie sie liebevoll genannt werden, ans Werk. Eingeteilt in Teams von je 10 Personen, werden so 2 bis 4 Häuser an 2 Tagen geschafft. So konnten mehr als 3000 (!) Häuser sach - und fachgerecht bearbeitet werden." Ein Katastrophenopfer erklärte:"Ohne die Mormonen wäre mein Haus verschimmelt und hätte abgerissen werden müssen. Ich hatte ein Angebot über 16.000 Dollar. Das Geld habe ich aber nicht. Die "Mormon Helping Hands" haben das an zwei Tagen geschafft. Sie sind für mich wahre Engel." Am Sonntag hatten sie vor ihrem Einsatz, der um 8 Uhr morgens begann, verkürzte Kirchenversammlungen abgehalten.
Was können wir tun, um Menschen in Not zu retten? Wir sollten an den Wert der Seelen sowie auch immer an die Armen und Bedrängten denken, was letztlich Nächtenliebe heißt. (siehe LuB 14:10, https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/14?lang=deu und BM, 3. Nephi 18:31 f, https://www.lds.org/scriptures/bofm/3-ne/18?lang=deu). Welche Verhaltensweisen sollten wir üben? Fleißig die Sichel einschlagen, dabei lernen, alles zu erdulden und zu ertragen sowie zu glauben, zu hoffen und zu lieben (LuB 4:4 f., https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/4?lang=deu). Mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter erinnerte uns schon Lukas an diese unsere Christenpflicht (vgl. NT, Lukas 10: 30-35, https://www.bibleserver.com/text/LUT/Lukas10. Unter dem Stichwort "Liebe" fand ich im Schriftenführer Folgendes: "Die Liebe zu Gott schließt Hingabe, Anbetung, Ehrfurcht, Mitgefühl, Barmherzigkeit, Vergebung, Mitleid, Gnade, Dienen, Dankbarkeit und Freundlichkeit ein." Mit Hilfe dieses Stichworts konnte ich meine Hinweise ergänzen: 
AT, Sprüche 17:17, https://www.bibleserver.com/text/LUT/Spr%C3%BCche17 
sowie KP, Mose 7:33, https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/7.33?lang=deu#p32.
Schützen wir uns so vor Lieblosigkeit, von der wir am Anfang lasen!

Donnerstag, 14. September 2017

Lernen und anwenden

Atommodell als Mobile
In Dänemark fand ich in einer Geschenkboutik ein mich anregendes Mobile, weil es die Elektronen eines Atoms in offenen Kreisbahnen darstellt. Ich war bisher von geschlossenen Elektronenbahnen ausgegangen, lernte nun aber, dass ein solches Modell auch mögliche Quantensprünge der Elektronen angemessen darstellt. Ich nenne  meinem Blog ja MOBILE und beschreibe in ihm mich bewegende Gedanken. Hin und wieder werde ich gefragt, warum ich überhaupt poste. Mit dem aktuellen Thema "Beständig lernen und sich weiterbilden" (https://www.lds.org/manual/teachings-of-presidents-of-the-church-gordon-b-hinckley/chapter-17-continue-in-the-great-process-of-learning?lang=deu) aus der Reihe "Lehren der Präsidenten der Kirche" kann ich erneut meine Absichten begründen.
Präsident Hinckley schildert, wie wichtig ihm für lebenslanges Lernen das Beispiel seiner Eltern war. Ich möchte meinen Kindern und Enkeln zeigen, dass es sich lohnt, soweit die Gesundheit es zulässt, bis ins hohe Alter hinein zu lernen. Als schwachem Menschen hilft mir jetzt freiwillige Verpflichtung anderen gegenüber, regelmäßig etwas Neues aufzunehmen (anfassen, hören, lesen oder sehen), mir darüber Gedanken zu machen und Gelegenheiten zu ergreifen, das Gelernte umzusetzen, indem ich darüber spreche, schreibe oder im praktischen Tun übe. Markiert habe ich mir die beiden Sätze: "Wir dürfen niemals aufhören zu lernen. Wir glauben an ewigen Fortschritt und dass dieses Leben ein Teil der Ewigkeit ist, das wir bis zum Ende lohnend verbringen sollen." Zusammenfassend empfiehlt uns neuzeitliche Offenbarung: "Trachtet nach Wissen, ja, durch Studium und auch durch Glauben."
(L.u.B. 88:118; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/88?lang=deu)
Wissen durch Studium erlangen, ist einsichtig, gelingt der Wissenserwerb aber auch durch Glauben? Präsident Hinckley zitiert Salomo: "Denn der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit und erwirb Einsicht mit allem, was du hast." (AT, Sprichwörter 4:7; https://www.bibleserver.com/text/LUT/Spr%C3%BCche4) Er fragt dann: "Welche Einsicht oder Erkenntnis?" und antwortet selbst: "Erkenntnis von uns selbst, vom Zweck des Lebens, von unserer Beziehung zu Gott, der unser Vater ist, von den großartigen Grundsätzen, die Gott uns gegeben hat und die seit Jahrhunderten dem Menschen die Stärke verliehen haben, wahren Fortschritt zu machen." https://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us11).
"Lernt von mir"
Diese Einsichten vermittelt uns das Evangelium Jesu Christi, das uns auffordert, von ihm zu lernen- (vergleiche NT, Matthäus 11:29; https://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us11)
Präsident Hinckley gibt uns zu bedenken, dass das Evangelium Christi "unsere weltliche Bildung bestens (ergänzt) und uns ... Charakter und eine Lebensfülle (verleiht), die auf keine andere Weise zustande kommen." Diese Lebensfülle scheine ich dankbar genießen zu dürfen. Das klänge egoistisch, wenn sich christliches Leben nicht in den zwei Gesetzen erfüllte, Gott und den nächsten genauso zu lieben wie sich selbst.
Sommerfest des Rolands


Nun noch zur Anwendung: Seit vielen Jahren arbeite ich verantwortlich im Dortmunder Zentrum für Familiengeschichte mit, ebenso im genealogischen Verein Roland zu Dortmund e.V.. In dieser Woche feierten wir das Sommerfest des Vereins im Kultursaal unseres Gemeindehauses. Hatte es früher große Bedenken von Vereinsmitglieder gegeben, an einem solchen Ort mit Tischgebet und ohne Alkohol zu feiern, so war das größte Lob nach dem Fest eine Bitte, im nächsten Jahr den Sommer wieder in diesen schönen Räumen ausklingen zu lassen.
Das von Gott gewollte lebenslange Trachten nach Wissen will ich abschließend mit zwei weiteren Schriftstellen belegen: "Nachdem ihr von diesem Licht gekostet habt, ist euer Wissen vollkommen? Siehe, ich sage euch: Nein ..." (BM, Alma 32:35: https://www.lds.org/scriptures/bofm/alma/32.34?lang=deu#p33)
"Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit—die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen."
(KP, Mose 1:39; https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/1.39?lang=deu#p38)
Immer werden wir zu lernen haben. Dabei ermöglicht uns irdisches Lernen, erworbenes Wissen anzuwenden.
Kartoffelernte 2017
Nachtrag zur Anwendung: Seit vielen Jahren versuchte ich, Kartoffeln für unseren jährlichen Bedarf auf einem Grabeland anzubauen, das mir ein Freund unterverpachtete. Im ersten Jahr begannen wir gemeinsam. Der Ertrag war so gering, dass er aufgab. Dann düngte ich das Feld mit Wurmkot, den ich durch Kompostierung von Küchenabfällen gewann. Der Ertrag stieg, doch die Wühlmäuse minderten den Ertrag erheblich. Ich lernte, dass Steckzwiebeln zwischen den Kartoffelpflanzen den Verlust durch Fraß wesentlich verminderte. Später musste ich den Wurmkot durch verrottetem Pferdemist ersetzen. Auf dem Bild sieht man vorne links im Topf die kleine Menge angefressener Kartoffeln und in der Mitte sowie rechts die klein gebliebenen, im Hintergrund aber die beiden Körbe mit großen Kartoffeln.