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B. B. Campbell 1931-2017 |
Grundlegend für das theologisch Besondere ist, dass der Prophet der Wiederherstellung weder von Erbsünde noch Sündenfall spricht, sondern von der für den Fortschritt notwendigen mutigen Entscheidung im Garten Eden und dem sich daraus ergebenden Fall aus dem Garten ins irdische Leben. Als ich das jetzt wieder las, fielen mir Bilder ein, die im letzten Sommer entstanden, als sich eine junge mir bekannte Frau zum Geburtstag einen Fallschirmabsprung wünschte.
Was bedeutet ein Gebot, wenn man sich selbst entscheiden soll?
Ist Übertretung der Sünde gleichzusetzen?
Wurde Eva verflucht, unter Schmerzen Kinder zu gebären?
Warum erhielt Eva das Vorrecht, zuerst zu fallen?
Zu Antworten kommt sie unter anderem durch genaue Wortanalyse. Die Autorin fand heraus, dass "gebieten" und "Gebot" nicht den gleichen Wortstamm haben. Es ist ein Unterschied, ob ich einem Kind gebiete, nicht allein über die Straße zu laufen oder ob das Gebot gilt, nicht zu töten.
Campbell macht darauf aufmerksam, dass es für Genesis 2:7 eine inspirierte Übersetzung von Joseph Smith gibt, in der er einen Unterschied sieht zwischen dem, was Gott dem Adam und der Eva in die Nase blies. Während er dem geformten Adam "Lebensatem" gab, blies er Eva "die Leben" ein. Forscher haben viel später Mitochondrien oder Leben aktivierendes Genmaterial entdeckt, das nur die Frau vererben kann.
"Tsela" ist ein hebräisches Wort für Rippe, wird aber nur selten gebraucht, besonders dann, wenn Elemente eines heiligen Bauwerks benannt werden sollen. So steht in Genesis 2:22 "Rippe" symbolisch wohl für das höchste Maß an Nähe, Intimität und Übereinstimmung. Wenn Eva als eine Rippe des Adams beschrieben wird, dann könnte sie heute umgangssprachlich die "bessere Hälfte" des Ehemannes sein.
Auch für die Bedeutung von "nackt" bereichert Campbell unser Verständnis. Hier soll völlige Reinheit, Offenheit aber auch Verletzlichkeit oder Schutzlosigkeit beschrieben werden und nicht eine Nacktheit, für die sie sich hätten schämen müssen.
Campbell erinnert an große Frauen in Christi Leben: seine Mutter Maria, die Frau am Jakobsbrunnen, die Schwestern des Lazarus Maria und Marta sowie die Frau, die gegen den Willen der Jünger ihn vor seinem Opfergang salbte. Ihnen allen stellt sie Eva voran. Sie war es, die bei der Wahl zwischen dem Leben in Eden oder auf Erden sich für Letzteres entschied und damit großartig mithalf, den gewollten Plan des Lebens zu verwirklichen.
(1) Beverly Campbell, Eva und die Entscheidung in Eden, LDS Books Schubert & Roth OHG,
Bad Reichenhall, 2005, ISBN 3-93-4347-28-2 (vergriffen)
Eve and the Choice Made in Eden, Deseret Book, SLC 2003
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