Montag, 2. Oktober 2017

Wiederhergestelltes Menschenbild

Ich stamme aus dem Memelland und wuchs als Flüchtlingskind im Meller Land in der Ortschaft Wellingholzhausen auf. Dort entspringen Hasefluss und Uhlebach. Die Hase mündet in die westlich gelegene Ems und das Uhlewasser fließt über Else und Werre in die östlich gelegene Weser ab. Der Ort liegt also auf einer Wasserscheide mit der weltweit seltenen Besonderheit, dass sich die Hase gabelt und dabei sagenumwoben die Else entsteht. Es ist sicherlich nicht schwer, im Hochland eine Wasserscheide zu erkennen, aber im Tiefland muss man schon genauer hinsehen.
1926-2009
Nach unserer Chronik sind Nabrotzky´s Menschen, die am Wasser entweder als Müller oder Fährleute ihren Lebensunterhalt verdienten. Das Buch von Truman G. Madsen "Woher kommt der Mensch? - Christus und mein geistiges Ich", LDS BOOKS Bad Reichenhall 1984 hat mich zu obigem Nachdenken angeregt und vielleicht dazu befähigt, ein wenig Fährmann zu spielen. -

Nach meinem Abitur bin ich damals noch mit dem Schiff nach Canada gereist, um dort meinen ältesten Bruder zu überzeugen, dass es falsch sei, seinen Glauben zu wechseln und sich einer Kirche anzuschließen, die ich als Sekte begriff. Ein halbes Jahr später hatte ich mich eines Besseren belehren lassen, wurde getauft und kehrte nach Deutschland zurück. Praktisch hatte ich mit der Taufe ein tragfähiges Lebenskonzept gefunden. Die geistige Dimension dieser Lebenswende war mir damals noch nicht bewusst. Diese lotet Madsen mit seinem ersten Essay in dem vorliegenden Band aus. Woher stamme ich eigentlich? Joseph Smith hat uns mit der Wiederherstellung der Kirche Jesu Christi offenbart, dass wir vor unserer irdischen Geburt als Geister existierten. Wir entstammen nicht dem Nichts, sondern haben eine ewige Identität, die sich durch Intelligenz, Geist und Körper auszeichnet. Madsen erklärt uns Laien mit seinem breitem philosophischen Wissen in möglichst einfachen, aber doch tiefgehenden Worten die Bedeutung der Wiederherstellung dieser Grundwahrheit. War für mich Religion zuvor hauptsächlich für das Seelenleben bedeutsam, wobei ich Seele und Geist als ein und dasselbe verstand, so lernte ich schon sehr bald, dass mit Seele die Verbindung von Geist und Körper zu verstehen ist. Dazu offenbart uns Joseph Smith, dass die Herrlichkeit Gottes Intelligenz ist. Welch eine nach Madsen revolutionäre Sichtweise für Theologie und Philosophie!
Intelligenz ist ein geistiger Urstoff aus dem sich Intelligenzen formen, die sich lebendig zunächst im Geist und dann im Körper freiwillig weiter entwickeln. Vergleichbar den irdischen Eltern, die uns den Körper gaben, zeugten himmlische Eltern die Intelligenzen als Geister. So sind wir buchstäblich geistige Kinder Gottes, die dem Evangelium Jesu Christi folgen. Nutzen wir das einführend gezeichnete Bild, dann könnte man Intelligenz mit dem Gefälle oder der Neigung eines Geländes vergleichen, das die Richtung bestimmt, in der lebensspendendes Wasser abfließt. Im AT "blies (Gott) den Odem des Lebens in (des Menschen) Nase" (AT, Genesis 2:7; https://www.bibleserver.com/text/LUT/1.Mose2). Im NT ist sie das Licht des Lebens, von dem Johannes spricht. (NT, Johannes 1:4; https://www.bibleserver.com/text/LUT/Johannes1) Im BM nimmt sie in der Person Christi geistige Gestalt an: "ich (wusste ), dass es der Geist des Herrn war." (BM, 1. Nephi 11:11; https://www.lds.org/scriptures/bofm/1-ne/11?lang=deu) In den neuzeitlichen Offenbarungen wird sie auf den Punkt gebracht: "Die Herrlichkeit Gottes ist Inteligenz." (LuB. 93:36; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/93?lang=deu. Abraham sieht dann die Intelligenzen, "die geformt wurden, ehe die Welt war." (KP, Abraham 3:22; https://www.lds.org/scriptures/pgp/abr/3?lang=deu). 
Das zweite Essay "Christus und mein geistiges Ich" wurde "in der Überzeugung verfasst ..., dass ... der Bedarf an seiner (Christi) Nahrung (für die  meisten Menschen) konstant und lebenswichtig ist." Noch im Vorwort finden wir, dass der Jehova des Alten der Christus des Neuen Testaments ist. Wir lernen also durch die beiden Testamente Christus sowohl in seiner geistigen als auch in seiner körperlichen Gestalt kennen. "Seine Flügel bringen Heil." Madsen folgert daraus, dass "wir Christus deswegen oft erst in unseren eigenen Extremsituationen wieder (entdecken)." - Seinen Einflussbereich machte ich mir an der Extremstelle (Flussgabelung) einer Wasserscheide bewusst - Das ist keine Gedankenspielerei, sondern existenziell bedeutsam. Er fragt: "Wie können wir in einer echten Krisensituation Christus so fest in unser Bewusstsein rufen, dass Schwachheit durch Kaft ersetzt wird?" und erinnert an den Propheten im Liberty-Gefängnis, den Christus dort mit der Verheißung stärkt: "Deine Herrschaft wird eine immerwährende Herrschaft sein, und ohne Nötigung wird sie dir zufließen für immer und immer." (LuB. 121:46; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/121?lang=deu) Im Mittelpunkt der Ausführungen befindet sich ein Katalog von zwanzig Fragen, die zeigen können, wie wenig intelligent es ist, nicht im Glauben auszuharren. 
Zusammenfassung aus dem Englischen: 
Im ersten Teilband erhalten wir Einblick in die Natur des vorirdischen Lebens und die Unsterblichkeit des Menschen. Diese grundlegenden Lehren werden im Zusammenhang mit philosophischen Themen wie Schöpfung, Leid und Freiheit erörtert.
Der zweite ebenso kenntnisreich geschriebene Teilband hilft uns, Christus besser zu verstehen. Er behandelt die Bedeutung seines Sühnopfers für unser tägliches Leben. Madsen lehrt uns, dass christliches Leben sowohl Opfer, Selbstverleugnung und -beherrschung als auch Erleben, Erfülung und Freude bedeutet. 
Beide Abhandlungen sind mehrfach aufgelegt worden und gehören bis heute zur Pflichtlektüre für geisteswissenschaftliche Studiengänge an kirchennahen Universitäten.  
Ich wünsche mir, dass dieses Buch in meinem Nachlass nicht verloren geht.




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