Dienstag, 5. September 2017

Meine Last ist leicht

Vorbemerkung: Den "Ohrwurm"-Beitrag gab ich auch der Geschäftsführung von LDS BOOKS zur Kenntnis, weil ich darin auf die Verlags-Publikation "Die Lieder der Heiligen" von K.L. Bennion verwiesen hatte. Darauf meldete sich der Verleger Erwin Roth und wir vereinbarten, dass ich von nun an monatlich einmal über einen Gedanken aus jeweils einem der Publikationen schreibe, der mich bewegt hat, um mit der Zeit einen Schatz zu heben, der in meinem Bücherregal schlummert.  Vielleicht regen diese Gedanken dazu an, die früheren Quartalsbände noch einmal in die Hand zu nehmen und selbst darin zu lesen oder die angesammelten Bände in einem Nachlass für die Familie weiter aufzubewahren
C.N. Okazaki (1926-2011)
Anfangen möchte ich mit "Nimm´s nicht so schwer!" von Chieko N. Okazaki, LDS BOOKS, Bad Reichenhall 1995. Diesen Band hatten unsere Freunde mit in den Urlaub gebracht und jeden Morgen haben wir mit einem Kapitel ihres geistigen Lichts in unseren Tag leuchten lassen. Schwester Okazaki stammte aus einfachsten Verhältnissen und wurde erste Asiatin auf der Führungsebene der Kirche. So kann man von ihr lernen, wie gesellschaftliche Schranken zu überwinden sind und die Vielfalt einer multikulturellen Lebensraums als Bereicherung erfahren wird. Sie hatte buddhistische Glaubenswurzeln und konnte im Regenbogen Christus nicht nur in Richtung des Bogens als Brückenbauer sondern auch quer dazu in den vielfältigen Spektralfarben als Vermittler erkennen. "Was ist ein Regenbogen? Ein Regenbogen ist eine besondere Erscheinungsform von Licht. Was hat Gott als erstes ... geschaffen? ... Licht ... Ich möchte dasselbe sagen: <Es werde Licht!> - Licht in allen Farben - Rot, Orange, Gelb, Grün Blau und Violett." (S. 11; vgl. AT, Genesis 1:3; https://www.bibleserver.com/text/EU/1.Mose1)
Das vorliegende Buch ist zuerst für Frauen geschrieben, denn es sind vor allem überarbeitete Ansprachen, die Chieko Okazaki auf Schwesternkonferenzen gehalten hat. Für Männer ist es ebenfalls lesenswert, weil sie das vorbildliche Verhalten ihres für sie zu früh verstorbenen Ehepartners Ed beschreibt: "Ed und mir wurden viele wunderbare Gelegenheiten zuteil, anderen zu dienen ... Ed war der erste Amerikaner japanischer Abstammung, der ... Verwaltungsdirektor der Heimhilfe des Roten Kreuzes in Salt Lake City wurde." (S. 96)
Schwester Okazaki war Grundschullehrerin. So konnte sie auch Kinder ansprechen. Eine kleine Begebenheit zu Schuljahrsanfang scheint kaum bemerkenswert. Sie ruft eine Erstkläßlerin auf und sagt, als diese zu ihr kommt: "Beth Benson - du hast deine Haarschleifen ja ganz besonders schön gebunden!" Beth sagte: "Mein Papa ist ein Apostel der Kirche." (S. 47) Erwähnenswert ist für mich diese Behgebenheit, weil ich Beth Benson als junge Frau bei der Vorbereitung einer Freudecho-Tagung in Frankfurt als Tochter des damaligen Gebiets- und späteren Präsidenten der Kirche persönlich kennenlernte. Sie war zuständig für die Choreografie der Volkstänze, die bis zur farblichen Abstimmung der Tanzkleider reichte.
Ich halte das Buch auch für Jugendliche lesenswert, weil es vielfältig ermutigende Orientierung gibt.
So empfiehlt die Autorin z.B., stete nach Gelegenheiten zum Dienen zu trachten. "Ich habe schon erzählt, wie ich .... für meine Mutter die Kohlenschaufel holte oder ihr beim Geschirrtrocknen half oder die Wäsche ausspülte, ehe sie sie auf dem Scheuerbrett scheuerte. Dadurch bekam ich einen Blick dafür, was noch getan werden musste, und ich lernte etwas zu tun, ohne dazu aufgefordert oder eingeladen worden zu sein." (S. 100)
Geradezu kostbar sind Okazakis Gedanken, die uns auffordern, Christus die Tür zu öffnen, denn nur so kann sich die Verheißung des Buchtitels erfüllen, dass die Last, die Christus uns aufgibt zu tragen, leicht ist. "Wenn wir Gott mit aller <Macht, ganzem Sinn und aller Kraft> lieben, dann steht uns die Tür offen. ... Jesus (sagt) noch etwas zu dieser Tür: <Ich stehe vor der Tür und klopfe an> ... und warte. Er wartet, bis wir seine Stimme hören und die Tür öffnen." (S. 149; vgl. NT, Offenbarung 3:20; https://www.bibleserver.com/text/EU/Offenbarung3)
Schwester Okazaki folgert daraus: "Anstatt unser religiöses Leben in ein Extrazimmer zu verbannen, sollten wir es als Farbe an den Wänden all unserer Zimmer betrachten. ... Unser geistiges Leben sollte unser Leben selbst sein, und nicht nur ein Teil unseres Lebens." (S. 152) Das Gebet ist das Mittel schlechthin, durch das man die Tür ... öffnet. ... Der Vater im Himmel (will) nicht nur schöne Gebete hören. Er möchte echte Gebete hören, echte und ehrliche Gebete." (S. 162)
In einem Nachwort beschreibt Schwester Okazaki, wie ihr Christus in der schwersten Lebensphase half, als Ed durch einen Herzinfarkt plötzlich von ihrer Seite und aus dem Leben gerissen wurde.
Ich lege dieses Buch dankbar ins Regal zurück und hoffe, dass ich jetzt öfter darauf zurückgreife sowie dass es spätestens in meinem Nachlass freudig wieder entdeckt wird.




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