Die ARD-Themenwoche "Woran glaubst Du?", die Anti-Terror-Demo "Nicht mit uns" und Fronleichnam ließen mich über sichtbaren Glauben nachdenken. Bemerkenswert ist, dass man zwar an Dinge glaubt, die man nicht sieht, aber dennoch ist der Glaube tot, wenn er keine Werke hervorbringt. Durch sie reift persönlicher Glaube heran und wird sichtbar.
Im Morgenecho (WDR 5) wurde vielfach missbrauchte Glaubensmacht aufgedeckt, wie sie besonders in der Verbindung von Staat und Kirche droht. Zur Anti Terror Demo der Muslime in Köln kamen unerwartet wenige Glaubensanhänger, weil die entsprechenden Verbände (Machtträger) ihre Unterstützung versagten. Auch Fronleichnamsprozessionen, wie ich sie als evangelisches Kind in katholischem Umfeld jährlich erlebte, scheinen mir gereiften Glauben kaum sichtbar zu machen. Er beruht besonders in kritischer Zeit auf beharrlichem Vertrauen: "Hört mir zu, Juda und ihr Einwohner Jerusalems! Vertraut auf den Herrn, euren Gott, dann werdet ihr bestehen." (
AT, 2. Chronik 20:20;
https://www.bibleserver.com/text/EU/2.Chronik20)
In der wiederhergestellten Kirche Jesu Christi lernte ich, dass es für uns Menschen zuerst um den Grundsatz gehen sollte, Glauben an Jesus Christus zu entwickeln. (vergleiche
KP, 4. Glaubensartikel;
https://www.lds.org/scriptures/pgp/a-of-f/1?lang=deu)
Johannes, wahrscheinlich ein Glaubenslehrer im ersten Jahrhundert nach Christi, vervollständigt diesen Grundsatz: "Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben." (
NT, 1. Joh. 3:23;
https://www.bibleserver.com/text/EU/1.Johannes3)
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mein Bruder Alfred (1935-2000) |
Meine Nichte Barb schrieb über ihren Vater Alfred, wie er den Glauben in sie einpflanzte und dadurch die hohe Wertschätzung seiner Tochter erwarb. Zunächst zitierte sie den amerikanischen Basketballstar Jim Valvano (1946-1993):
"Mein Vater gab mir das größte Geschenk, das man einem
Menschen geben kann, er glaubte an mich. "
Dann schreibt sie am amerikanischen Vatertag: "Mein Vater kam aus einem Umfeld, in dem Kindern nicht so oft gesagt wurde, dass man sie liebe. ... Er freute sich über meine
nie verlöschende Energie. Er sah sich mit mir gerne Aufführungen an und sagte
dann: Goldlocky, Du kannst es besser als alle die Mädchen und mein 10 jähriges
Herz glaubte es ihm. ... Papa, danke dass du derjenige
im Hintergrund warst, der uns alle anfeuerte."
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Süßkirschen im Hausgarten |
Wahrer Glauben baut demnach Vertrauen auf und schenkt Lebensmut.
Glauben an das Wort Gottes, denn das verstehe ich als wahr, kann man lernen. So erklärt es der Prophet Alma im Buch Mormon: "Nun wollen wir das Wort mit einem Samenkorn vergleichen. Wenn ihr nun Raum gebt, dass ein Samenkorn in euer Herz gepflanzt werden kann, siehe, ... so
wird es anfangen, in eurer Brust zu schwellen; und wenn ... das
Wort gut ist, dann ... fängt (es) an, meine Seele zu erweitern; ja, es fängt
an, mein Verständnis zu erleuchten; ja, es fängt an, mir köstlich zu sein." (
BM, Alma 32:28;
https://www.lds.org/scriptures/bofm/alma/32?lang=deu)
Was den zweiten Teil der Glaubensreifung angeht, sprechen mich die aufmunternden Worte von G.B. Hinckley (1910-2008) an, die ich in der letzten Unterrichtsvorbereitung las: "Dies ist die Zeit, denjenigen Freundlichkeit und Liebe
entgegenzubringen, die in Not sind oder die in Finsternis und Schmerz
umherirren. Es ist an der Zeit, einander in jeder Beziehung
rücksichtsvoll und gut, anständig und höflich zu begegnen. Mit anderen
Worten: Es ist an der Zeit, Christus ähnlicher zu werden." (Gehorsam: einfach nach dem Evangelium leben;
https://www.lds.org/manual/teachings-of-presidents-of-the-church-gordon-b-hinckley/chapter-12-obedience-simply-live-the-gospel?lang=deu)
Im gleichen Lehrtext findet sich ein Hinweis für die Redakteure des Morgenechos: "Das Evangelium ist keine Philosophie der Unterdrückung, wie so viele
meinen. Es ist ein Plan der Freiheit, der das Verlangen zügelt und das
Verhalten lenkt. Die Früchte des Plans sind süß und der Lohn ist großzügig. Zur Lebensbewältigung ist damit jeder für sich aufgefordert, den Schild des Glaubens aufzunehmen: "Und ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr fähig seid, alle feurigen Pfeile der Schlechten auszulöschen." (
LuB, 27:17;
https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/27?lang=deu)
Was ich glaube, erfüllt mich innerlich und ist grundlegend für mein mitmenschliches Verständnis. Entscheidend für den Wahrheitsgehalt dieses, wie ich es verstehe, christlichen Glaubens ist, dass er stets aufbauend sowie friedenstiftend, aber in keiner Weise zerstörend wirkt.