Donnerstag, 15. Dezember 2016

Weihnachtlicher Frieden/Peace of Christmas

An einem der Adventssonntage  wünschte sich ein Bruder, den wir als Heimlehrer betreuen, einen Krankensegen. Als ich mich zu Hause auf diesen Heimlehrbesuch vorbereitete, las ich die Dezember-Botschaft der Ersten Präsidentschaft von Henry B. Eyring (https://www.lds.org/liahona/2016/12/peace-in-this-life?lang=deu)
Henry B. Eyring
Trotz Bedrängnis können wir Frieden in uns haben. Dieser lässt uns gelassen sein. -
Ich erinnere mich an Begegnungen kurz nach dem Krieg mit einer Freundin meiner Mutter, die schon seit ihrer Jugend an Knochen-Tb litt und ans Bett gefesselt war.  Wenn wir als Kinder sie besuchten, um ihr etwas zu bringen, dann hörten wir keine Klagen, sondern genossen ihre Aufmerksamkeit und den Frieden, der sie umgab. Sie besaß einen Kanarienvogel, der sehr schön singen konnte und so zu der heiteren Grundstimmung beitrug.
Präsident Eyring verweist uns auf das Abendmahl, das wir jede Woche zu uns nehmen und dabei Ruhe in unserer Seele finden können, wenn wir an unseren Erlöser denken und bereit sind, seinen Geboten zu folgen. Entsprechend wird uns auch der innere Friede in zweifacher Hinsicht zu Teil. Wir erfahren durch den Geist, dass Sündenlast abfällt und Hoffnung auf ewiges Leben an deren Stelle tritt. Paulus beschreibt diesem Zusammenhang in seinem Brief an die Galater: "Lasst euch vom Geist leiten, dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen ... Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz ... Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem widerspricht das Gesetz nicht." (Galater 5:16-23)
Präsident Eyring begreift diese Paulusworte auch als Weihnachtsbotschaft > Himmlische Boten verkündeten die Geburt des Erretters mit den Worten: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede.“ (Lukas 2:14) <
Er legt "Zeugnis ab für Jesus Christus und dafür, dass der Vater und sein geliebter Sohn uns den Heiligen Geist senden können, damit wir in diesem Leben Frieden finden können – ganz gleich, welche Prüfungen uns oder einen geliebten Menschen ereilen mögen."
  Gemeinsam mit meinem Heimlehrpartner sind wir zu dem Bruder nach Hause gefahren, um ihm  den gewünschten Krankensegen zu geben und ihm den Frieden zu spenden, nach dem seine bedrängte Seele verlangte. Auf der Fahrt zu ihm vereinbarten wir den Ablauf beim Krankensegen, der aus zwei Teilen besteht: der Salbung mit dem geweihten Öl und dem darauf folgenden Segen. Da ich bei einem früheren Gelegenheit den zweiten Teil übernommen hatte, bat ich ihn, diesmal den ersten Teil, die Salbung durchführen zu dürfen. Er meinte, dass ich eloquenter sei, doch das schien mir unbedeutend. Es ginge doch bei einem Segen vielmehr um die priesterliche Vollmacht, ihn spenden zu dürfen und die hätten wir beide vollkommen gleichberechtigt. So geschah es dann auch. Ich salbte und er segnete den Kranken. Am Sonntag drauf erfuhren wir dann, wie dieser Segen gewirkt hatte. Alle Sorgen waren verflogen. Die Ärzte hatten Entwarnung gegeben und der Friede war in das bedrängte Herz zurückgekehrt. Welche Freude und Dankbarkeit verspürten auch wir! Wir erlebten hier persönlich weihnachtlichen Frieden. 
Die Weihnachtsaktion der Kirche (https://www.mormon.org/deu/weihnachten) stand unter dem Leitgedanken: Jesus Christus ist das Licht der Welt. Wir haben die wunderbare Gelegenheit, sein Licht weiterzugeben. Entschließen wir uns dazu, das zu tun, was Christus getan hat. Am 5. Dezember (http://www.kirche-jesu-christi.org/5-dezember-jesus-heilte-kranke9 hieß es: " Jesus heilte Kranke - das kannst Du auch (... auch, wenn Du Dir Deiner sprachlichen   Schwäche bewusst bist)." Wir haben es dankbar erleben dürfen. 


On one of the last Sundays a brother who I home-teach asked for a blessing. In preparation of the blessing I read the December-message for home teachers "Peace of Christmas"  by President Eyring. He says that even if we are under great pressure we can have peace in our heart and this can keep us calm. I can testify of that, too. When I was a boy just 6 years old I often had to visit a lady, who was a friend of my mother in her childhood. This lady suffered from bone-tuberculosis and was tied to the bed since her youth. When we visited her to bring her something she needed, we never heard any lamentation but got her full attention and felt the peace which surrounded  her. She had a canary, which sang so sweet that there was always a special atmosphere in her home, similar to the one we like to have around christmas time.

President Eyring refers to the Sacrament we take every week. It can create the same calm feeling within us in two different ways. The first way is that our sins are forgiven if we worthily partake of the sacrament. The second way ist he companionship of the Holy Ghost. We can feel free from the bonds of sins and more hope for an eternal life is filling the place of sin instead. Apostel Paul describes this connection in the letter he wrote to the Galatians: 

"This I say then, Walk in the Spirit, and ye shall not fulfil the lust of the flesh. … But if ye be led of the Spirit, ye are not under the law. But the fruit of the Spirit is love, joy, peace, longsuffering, gentleness, goodness, faith … Meekness, temperance: against such there is no law." Gal. 5:16-23

President Eyring thinks this epistle belongs to Christmas, too. Messengers from heaven proclaim the message of the Saviors birth with following words:
"Glory to God in the highest, and on earth peace, good will toward men." Luke 2:14
He gives us his testimony of Jesus Christ. Our father in heaven and his son can send us the Holy Ghost so that we can find peace in our life even for beloved people who suffer from heavy burdens. 
Together with my home-teaching companion we were on the way visiting our brother and his wife to give him the blessing he had asked for and to give him the peace he longed for. On our way we spoke about how we should give him the blessing. As we know there are two parts, first to anoint then to confirm and speak the blessing the Holy Ghost gives us in our mind. Because I took the second part during an earlier visit I asked him to give the blessing this time. He feared to not to be so eloquent with his words, but I told him that it wouldn’t matter. Both of us bear the same priesthood and only this power would be necessary. He agreed and so we blessed our brother in the way we had decided on before.
The following Sunday we met a glad and relieved brother. The doctor told him all is well. The signs of a dangerous development of his health decreased. Peace came back in his mind. Relieved he was full of joy and gratefulness. What a great and thankful feeling we had, too. Personally we felt that kind of peace that is promised to us in this time in which we celebrate Christmas.
  The Christmas Message
(https://www.mormon.org/eng) this year is: Light the World - Follow the example of Jesus Christ. Share His light and serve as he served. On the fifth of December we saw this video-spot: Jesus heals sick persons - that you can do, too (... even, if you feel weakness in speaking). With a thankful heart we made this experience.




Sonntag, 11. Dezember 2016

Postfaktisch - das Wort des Jahres 2016 oder was ich dagegen glaube -

Das Wort "postfaktisch" gehörte bisher nicht zu meinem Wortschatz, hat sich mir jetzt aber schon fest eingeprägt, weil es eine Verhaltensweise beschreibt, die mich zunehmend innerlich bewegt oder beunruhigt. Was soll nach dem Brexit aus Europa werden? Wie wird sich die politische Weltlage nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA entwickeln? -

Spiegel online schreibt: "Das Kunstwort "postfaktisch", (sei) eine Übertragung des englischen Begriffes post truth, (und) verweise darauf, dass in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen heute zunehmend Emotionen wichtiger seien als Fakten." Nun könnte man meinen, dass postfaktisches dem religiösen Verhalten recht nahe kommt. Ein Unterricht, auf den wir uns heute vorbereiteten, hat mir dagegen gezeigt, wie wir uns mit christlichem Denken vor postfaktischem Verhalten schützen können.
H.W. Hunter (1907-1994)
Howard W. Hunter, knapp ein Jahr (5. Juni !994 bis 3. März 1995) Präsident der wiederhergestellten Kirche Jesu Christi (HLT), weist nach, dass stille und unbekannte Menschen, die  ihre Arbeit ohne viel Aufhebens verrichten, nicht weniger nützlich sind als jene, die im Rampenlicht stehen. (https://www.lds.org/manual/teachings-of-presidents-of-the-church-howard-w-hunter/chapter-23-no-less-serviceable?lang=deu)
In den Heiligen Schriften ist von vielen die Rede, die im Schatten anderer Wichtiges vollbracht haben. Welche Kraftquelle motivierte sie zu christlichem Handeln, dessen Kern die Nächstenliebe ist? Warum stelllten sie sich in den Dienst ihrer Mitmenschen?  Ging es ihnen um deren Lob? Hunter endet seine Betrachtungen mit der Ermahnung, sich solches Lob nicht zu Kopf steigen zu lassen.
Das Nachdenken über Grundsätze wie diesen, dass die Arbeit der fleißigen, stillen und unbekannten Menschen gleich großen Wert in den Augen Gottes hat wie die der Prominenten stärkt meinen Glauben.  Er ist ausgerichtet auf Gott, unseren ewigen Vater, den Quell aller Wahrheit, seinen Sohn Jesus Christus, der uns sein beispielhaftes Leben schenkte, und auf den Heiligen Geist, der uns zu aller Wahrheit führt. Warmherzige, aufbauende und stets allen Mitmenschen zugewandte Gefühle lassen ihn erkennen.
Jakobus, der  k l e i n e  Bruder des Herrn Jesus Christus, schrieb: "Denkt daran ... : Jeder Mensch soll schnell bereit sein zu hören, aber zurückhaltend im Reden und nicht schnell zum Zorn bereit; denn im Zorn tut der Mensch nicht das, was vor Gott recht ist. Darum legt alles Schmutzige und Böse ab, seid sanftmütig und nehmt euch das Wort zu Herzen, das in euch eingepflanzt worden ist und das die Macht hat, euch zu retten. ... Wer sich ... in das vollkommene Gesetz der Freiheit vertieft und an ihm festhält, wer es nicht nur hört, ... sondern danach handelt, der wird durch sein Tun selig sein.
Wer meint, er diene Gott, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, der betrügt sich selbst und sein Gottesdienst ist wertlos. Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater, besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren." (Jakobus 1: 19-27; http://www.bibleserver.com/text/EU/Jakobus1)


 

Sonntag, 4. Dezember 2016

Den Vater im Himmel ehren, das kannst Du auch!

Mich bewegen und erfreuen die Anregungen der Kirche, als Mitglieder in dieser Adventszeit der Welt ein Licht zu sein. Mit dem Weihnachtsvideo ist diese Aktion verbunden. In der schriftlichen Anmoderation heißt es:
"Die Weihnachtszeit erinnert uns daran, dass Jesus Christus das Licht der Welt ist. Dieses Jahr haben wir die wunderbare Gelegenheit, sein Licht weiterzugeben. Wir brauchen uns dazu nur entschließen, das zu tun, was Christus getan hat. Ab dem 1. Dezember befassen wir uns jeden Tag mit einer christlichen Eigenschaft und machen Vorschläge, wie man dem Beispiel Christi folgen könnte. Mach mit und verwende diese Vorschläge, um für die Advents- und Weihnachtszeit Aktivitäten zu planen."
Zum heutugen Sonntag, dem 4. Dezember, heißt es:
" Jesus ehrte seinen Vater im Himmel –
Das kannst Du auch!
Vorschläge:
·      Besuche einen Gottesdienst in Deiner Gegend!                                                                                Du bist natürlich auch herzlich zu einem Gottesdienst bei uns eingeladen.
·      Nimm Dir vor, im Dezember jeden Tag auf den Knien zum Vater im Himmel zu beten!
·      Hilf mit, ein Gemeindehaus sauberzumachen oder hilf dort bei Reparaturarbeiten mit!"
Gestern wollten die Missionare zu uns kommen, alle sechs. 
Wir fühlten uns zunächst ein wenig überfordert, doch dann erinnerte ich mich an den
zweiten Vorschlag, ging in mein Zimmer, kniete nieder und betete. 
Als die Missionare dann kamen, wir uns gemeinsam das Video ansahen und hörten, 
dass sie es unseren Nachbarn zeigen wollten, beteten wir erneut auf den Knien. 
Danach entschloss ich mich, ein Missionarspaar in die engere Nachbarschaft zu begleiten,
während die beiden anderen Paare die weitere Nachbarschaft besuchten. 
Von den acht möglichen Haushalten konnten wir vier besuchen. Wir wurden freundlich
hereingebeten, führten das Video vor, sprachen die Empfehlung aus, am 2. Advent
einen Gotttesdienst zu besuchen, auf den Knien zum Vater im Himmel zu beten oder
mitzuhelfen, das eigene Gotteshaus zu pflegen. 
Dann verabschiedeten wir uns wieder mit guten Wünschen zur Vorweihnachtszeit.
Die anderen beiden Paare hatten dagegen keinen sichtbaren Erfolg. Sie waren nicht in die
Wohnungen eingelassen worden und hatten somit auch keine Gelegenheit, eine
Adventsbotschaft weiterzugeben.
Mir wurde eindringlich bewusst, welche Brückenfunktion mir als einheimischem Mitglied
zukommt und wie ich Sein Licht weitergeben kann.
Auch in der weiteren Familie habe ich diese Botschaft per E-Mail verbreitet und noch einen
folgenden Videospot beigefügt, der jeweils zu einem Adventstag gehört: 


Sonntag, 20. November 2016

Das Evangelium lehren

Am gestrigen Sonntag (20.11.2016) habe ich einen Vertretungsunterricht zum obigen Thema gegeben. Aus den sechs dort gestellten Fragen wählte ich mir drei heraus und hinterlegte sie mit jeweils einer Empfehlung des Leitfadens und einer entsprechenden Schriftstelle. Solche Unterrichtsfragen sind ja zunächst auch an mich gestellt, die ich deshalb auch selbst beantworten will.
1. Welche Lebensfragen haben Dir die Heiligen Schriften beantwortet?
Eine hatte mir mein Konfirmationsspruch (1. Johannes 2:17) gestellt. Willst Du die Lust der Welt oder den Willen Gottes wählen? Präsident Hunter rät uns, die Antwort in den Heiligen Schriften zu suchen. Psalm 118:8 gibt eine solche: "Besser, sich zu bergen beim Herrn, als auf Menschen zu bauen." Der Empfehlung des Psalms zu folgen und den Weg des Herrn zu suchen, wurde zu einer Grundentscheidung meines Lebens.
2. Gott liebt Dich persönlich. Wobei hast Du das erfahren?
Präsident Hunter: "Ich hatte immer das Gefühl, dass der Herr sich auf persönliche Weise um jeden kümmert. ... viele der wichtigen Angelegenheiten – die wichtigsten – geschehen ganz individuell.
Jedes Baby bekommt seinen eigenen Segen ....
Jedes Kind wird für sich getauft und konfirmiert.
Wir nehmen das Abendmahl, werden zum Priestertum ordiniert
oder erhalten die heiligen Handlungen des Tempels immer als einzelne Person –
als jemand, der seine Beziehung mit unserem Vater im Himmel entwickelt."
Eine dazu passende Schriftstelle steht im Buch Mormon (3. Nephi 17), wo es im 21. Vers heißt:
" ... er nahm ihre kleinen Kinder, eines nach dem anderen, und segnete sie und betete für sie zum Vater."
Gerade in der letzten Woche erlebte ich, wie der Herr sich  auf persönliche Weise um jeden kümmert. Eltern eines gehörlosen Jugendlichen hatten an die Erste Präsidentschaft geschrieben und um Hilfe gebeten, den obigen Grundsatz in der Gemeinde umzusetzen.
Die Gebietspräsidentschaft in Frankfurt wurde beauftragt, sich um das Anliegen zu kümmern und schickte einen Gebietssiebziger nach Dortmund, um mit den Eltern und ihrem Sohn zu sprechen. und Lösungsmöglichkeiten zu finden. Es war eine bewegende Begegnung.
3. Wann hast Du einen wunderbaren Herzenswandel erlebt?
Wiederum im Buch Mormon und dort in Alma 5:14 lesen wir folgende selbstkritische Fragen:
"... seid ihr geistig aus Gott geboren? Habt ihr sein Abbild in euren Gesichtsausdruck aufgenommen? Habt ihr diese mächtige Wandlung in eurem Herzen erlebt?"
Als ich im Tempel an meine Frau Heike gesiegelt wurde, habe ich den wunderbaren Herzenswandel erlebt. Mir wurde der ewige Charakter dieser Heiligen Handlung sehr bewusst und erfüllte mein Herz mit Dankbarkeit und Freude. Hat sie auch meinen Gesichtsausdruck nachhaltig verändert? -
Wunderbar schien mir auch der Unterricht. Ich hatte Briefumschläge vorbereitet mit jeweils einem Dreierpack aus Frage, Schriftstelle und Leitfadenzitat. Es bildeten sich genau drei Dreiergruppen, die sich dann ihre Gedanken machten, sie vortrugen und mit der Klasse erörterten.

Abschließend haben wir dann allgemein über den Untericht in der Kirche gesprochen, der uns die Freude am Lernen erhalten soll. Zu dieser Grafik heißt es:
"Jedes Mal, wenn wir die Heiligen Schriften erforschen, besser vorbereitet zum Unterricht kommen, uns am Unterrichtsgespräch beteiligen, Fragen stellen und heilge Eindrücke aufschreiben, werden wir Gott ähnlicher und damit fähiger, die Freude zu verspüren, die er verspürt." - wenn er uns lernen sieht (meine Ergänzung).
Wie können wir uns bei solchem Lernen gegenseitig unterstützen?




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Sonntag, 5. Juni 2016

Märchenhaft


Entwurf einer Taufansprache
Vor wenigen Wochen hat mich eine meiner Enkeltöchter angerufen.
Sie hat mich gebeten, bei ihrer Taufe zu sprechen.
Im Radio hatte ich gerade etwas Interessantes gehört: Märchen verdienen es nicht, Kinderkram genannt zu werden. Sage nicht einfach: „Na ja, ... es war einmal.“
Märchen sollten uns zu Herzen gehen. Sie können Lebensfragen beantworten.
Wie zum Beispiel: Warum soll ich getauft werden?
Schon Nikodemus hatte Jesus danach gefragt. Mit unseren Worten antwortete der Sohn Gottes, unser ältester Bruder: Die Taufe ist das Tor zum Reich Gottes. Wenn Du in Sein Reich willst, musst Du aus Wasser und Geist geboren werden.
Mit Wasser ist die Taufe gemeint und mit dem Geist die Spendung des Heiligen Geistes.
Ich sollte über das Wasser oder die Taufe sprechen. Da gibt es viele Fragen.
Mit dem Märchen „Frau Holle“ will ich versuchen, sie zu beantworten.
In ihm gibt es zwei Orte: Das Zuhause der beiden Mädchen mit ihrer Mutter, das oben ist,
sowie die Wiese mit dem Backofen, dem Apfelbaum und dem Haus der Frau Holle, die unten liegt. Am Anfang verbindet ein Brunnen das Oben und Unten. Am Ende führt der Weg von unten nach oben zurück durch ein Tor.
Die Taufe, so kann man annehmen, hat etwas mit dem Brunnen zu tun. Das arme Mädchen sprang in größter Not in das Brunnenwasser.
Unsere Kinder sind mit 8 Jahren nicht so verzweifelt. Sie wissen: In der Regel ist es mein Vater, der mich in das Wasser begleitet. Er vollzieht die Heilige Handlung der Taufe. Er taucht mich ganz unter das Wasser und hebt mich auch wieder aus ihm heraus.
Das Untertauchen soll zeigen: Das Wasser bedeckt mich vollständig. Es wäscht mich rein. Das Wasser ist aber auch mein Grab. In dieses werde ich symbolisch hineingelegt.
Neugeboren werde ich wieder herausgehoben und stehe dann, wie ich es mir nach dem Märchen vorstellen könnte, auf der Wiese. Die Mädchen im Märchen sind auch schon groß. Was sollten sie dann tun? Weitergehen!
Auch für jeden Täufling wird das Leben nach der Taufe weitergehen. Das Märchen zeigt, wie es geschehen kann, je nachdem ob man als Gold- oder als Pech-Marie ankommen will. Das Evangelium, die frohe Botschaft, will erreichen, dass wir als Gold-Mari empfangen werden. „Kikeriki, die Gold-Marie ist wieder hi!“
Was müssen wir dafür tun? Zu meiner Überraschung erzählt es das Märchen genauso
wie wir es in der Kirche lernen.
Zunächst ist da der Ofen. Die Brote darin sind fertig gebacken. Im „Vater Unser“ heißt es:
„Gib uns heute das Brot, das wir brauchen.“ Wir werden aufgefordert, unser tägliches Brot herauszuholen. In der Kirche sprechen wir vom Wohlfahrtsauftrag oder der Selbstständigkeitsinitiative der Mitglieder. Von dem fleißigen Mädchen im Märchen wird erzählt: „Da trat es herzu und holte alles (Brot) heraus.“ Genau so sollen wir unsere erste Aufgabe verstehen und keine Angst davor haben, uns dabei schmutzig zu machen, wie die Stiefschwester es hatte.
         Dann ist da der Baum mit den reifen Äpfeln. Wissen wir noch, welche Bedeutung der Apfel im Evangelium hat? Eva, die Mutter aller Lebenden, musste sich entscheiden. Esse ich die Frucht oder nicht. Reife Früchte erinnern aber auch an eine häufig vorkommende Schriftstelle: „Das Feld ist schon reif zur Ernte.“
Damit ist ein Auftrag an uns Erntehelfer verbunden, als Zeugen für Christus aufzutreten
oder mit anderen Worten, uns zu unserem Glauben zu bekennen. Ich erfülle den Missionsauftrag nach über 50 Jahren Mitgliedschaft in der wiederhergestellten Kirche Jesu Christi immer noch gerne.
Im Märchen heißt es: „Da schüttelte es den Baum.“ Ihre Stiefschwester dagegen fand die Ausrede: „Da könnte mir ja einer (der Äpfel) auf den Kopf fallen.“
Nun kommt noch die dritte Aufgabe. Sie liegt am Ende des Weges, wo es heißt, die Betten zu schütteln, so dass die Federn fliegen. Auf der Erde soll es dann zur Freude der Kinder schneien. Auch die fliegenden Federn haben eine symbolische Bedeutung. Sie könnten die Geister (Seelen) der Menschen darstellen. Vielleicht wird uns jetzt schon bewusst, um welchen kirchlichen Auftrag es geht: Die Heiligen Handlungen sowohl für die Lebenden als auch für die Verstorbenen. Für sie gilt  die Verheißung: „Alles, was Ihr  auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein.“ Die Geister brauchen und sollen nicht fortfliegen.
Aber kehren wir zum Märchen zurück. Da heißt es: „Weil die Alte ihm so gut zusprach,
so fasste sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst."
Wir treffen uns als Familie immer um den Jahreswechsel herum im Hochsauerland. Unsere Kinder haben öfter um Schnee gebetet. Das fleißige Mädchen und Frau Holle (Jung und Alt) haben gut zusammengearbeitet. Fast immer bekamen wir den ersehnten Schnee. Wie haben wir uns darüber gefreut! - Aber der Stiefschwester wurde der Dienst schon bald zu viel. Sie wollte nur den Goldregen. Enttäuschte Kinder waren ihr egal.
Wir lernen aber: „Menschen sind, dass sie Freude haben können.“ Ausharren bis zum Ende charakterisiert deshalb christlichen Dienst. Ein Versprechen zu halten, verlangt dabei oft zusätzliche Willenskraft.
Nun rückt das Ende des Märchens in unser Blickfeld.
Da ist der Torbogen. Frau Holle geleitet das fleißige Mädchen dorthin.
„Das Tor ward aufgetan, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen und alles Gold blieb an ihm hängen.“ Das Gold ist wieder symbolisch zu verstehen. Es meint himmlische Herrlichkeit, ewiges Leben in der Gegenwart Gottes.
Ich wünsche uns allen einen solch goldigen Lohn und bezeuge, dass die Taufe die erste Heilige Handlung auf dem Weg dorthin ist.
Wir freuen uns über jeden Menschen, der sich zur Taufe entschließt. Diese werden, wenn sie zum Taufbecken gehen, sich mit den Menschen an den Wassern Mormons verbunden fühlen. Auch jene waren über den rechten Weg belehrt worden. Sie hatten dadurch den Wunsch, getauft zu werden. Ihr Lehrer Alma sagte zu ihnen: „Wenn das euer Herzenswunsch ist, was habt ihr dann dagegen, euch im Namen des Herrn taufen zu lassen, zum Zeugnis vor ihm, dass ihr mit ihm den Bund eingegangen seid, ihm zu dienen und seine Gebote zu halten, damit er seinen Geist reichlicher über euch ausgieße.“ (Buch Mormon, Mosia 18:10)
Ich bezeuge, dass die Heilige Handlung der Taufe notwendig ist als erster Schritt auf unserem irdischen Weg mit dem Ziel, einmal in unsere himmlische Heimat zurückkehren zu können. Wenn auch in heutiger Zeit schwer zu glauben, so kann doch das Märchen von der Frau Holle, wenn es uns zu Herzen geht, darauf aufmerksam machen, dass ewiges Leben ein alter Menschheitstraum ist, der sich wieder erfüllen kann.