Dienstag, 26. September 2017

Halt finden an der eisernen Stange

 Was hast Du gewählt, fragte mich meine neunjährige Enkelin Mia nach der Bundestagswahl. Ich habe das Licht gewählt, hätte ich ihr rätselhaft antworten können. Doch sagte ich spontan und direkt:  "Mit der Erststimme rot und mit der Zweitstimme grün." Dann versuchte ich  ihr zu erklären, was diese Farben im politischen Spektrum bedeuten. -
Innerlich bin ich aber mit meinen Gedanken noch bei der Darbietung der Kinder unserer Gemeinde in der Abendmahlsversammlung am Wahlsonntag zum Jahresthema "Wähle das Rechte". Ihr begeistert gesungene Lied vom Nephis Mut https://www.lds.org/music/library/childrens-songbook/nephis-courage?lang=deu ist mein neuer Ohrwurm und passt zu dem, was mich bewegt, seitdem wir als Ehepaar gemeinsam begonnen haben, wieder das Buch Mormon zu lesen. Nephi ist der Sohn des Propheten Lehi, der auf Gottes Geheiß 600 Jahre vor Christi mit seiner Familie Jerusalem verließ und später selbst als Prophet Gottes wirkte. Nach ihm sind die ersten beiden Bücher im Buch Mormon genannt. Auch das Buch Jakob, der ein Bruder Nephis war und ihm als Prophet folgte, haben wir seitdem gelesen. Beim Lesen ist mir diesmal bewusst geworden, dass anders als im Alten Testament im Buch Mormon die Auswirkungen des Gottesworts direkt auf die eigene Familie des Propheten geschildert werden. Dafür steht exemplarisch die Schiffbauszene, die Inhalt des Liedes ist. Nephi hatte den Mut, ein Schiff für die Meeresüberquerung zu bauen, obwohl ihn seine zwei älteren Brüder deshalb auslachten. Ähnliche Erfahrungen machte ich bei der Entscheidung zu konvertieren, was drei meiner Geschwister als Torheit ansahen und sich von mir distanzierten.
Aus den ersten drei Büchern im Buch Mormon, die wir gerade zu Hause gelesen haben, will ich zwei Inhalte hevorheben, die mich zu neuen Gedanken angeregt haben.
Eduards Traum
Zuerst ist es Lehis Traum vom Baum des Lebens. Zufällig fand ich, dass der Pfarrerssohn und Humorist Wilhelm Busch, dessen Bildergeschichten in meinem Elternhaus zur Standardlektüre gehörten (1), diesen wohl gekannt haben dürfte, als er 1891 seine Erzählung "Eduards Traum" schrieb. Darin ist es allerdings ein Pfad im Gebirge, der hoch hinauf zu einer herrlichen "Tempelstadt, ganz aus Edelsteinen erbaut," führte. Bemerkenswert ist, dass es an diesem Pfad kein Geländer gab, sodass die Wanderer nacheinander den Abhang hinunter ins "Wirtshaus zum lustigen Hinterfuß" rutschten. Lehi sah dagegen einen "engen und schmalen Pfad der an der eisenen Stange (am Fluss) entlangführte." Auf der anderen Seite des Flusses befand sich "ein großes und geräumiges Gebäude ... voll von Menschen .... Sie standen da in der Haltung des Spotts und zeigten mit Fingern auf diejenigen, (die durch die Finsternis des Nebels hindurch, an der eisernen Stange entlang den Baum des Lebens erreicht hatten) und von (dessen) Frucht aßen." (BM, 1. Nephi 8: 27, https://www.lds.org/scriptures/bofm/1-ne/8?lang=deu)
am 17. September 2017 in DO
Dann war es eine Fireside im Dortmunder Pfahlhaus mit der englischen Schauspielerin und Sängerin Savannah Stevenson,  der Maria-Darstellerin in den YouTube Bibel-Videos der Kirche.(http://mormonartist.net/interviews/savannah-stevenson/) Danach habe ich 14 Kapitel Jesaja im 2. Buch Nephi mit neu erwachtem Sinn gelesen. Früher hatte ich diese Kapitel überschlagen, weil sie ja schon im AT standen. Jetzt begriff ich, wie Inhalte tradiert und Grundlage zeitgerechter, klarerer Prophezeiungen werden. (AT, Jesaja 7:14, https://www.bibleserver.com/text/LUT/Jesaja7; BM, Nephi 25:26, https://www.lds.org/scriptures/bofm/2-ne/25?lang=deu; NT, Lukas 2:7, https://www.bibleserver.com/text/LUT/Lukas2) Auch Savannahs aufrichtiger Bericht über Krisen in ihrer künstlerischen Entwicklung sowie ihre halbjährige persönliche Vorbereitung auf den Bibelfilm und die Zeit der Filmaufnahmen selbst, berührten mein Herz. Sie wurde beim Gesang einfühlsam begleitet von dem jungen amerikanischen Pianisten Nathan Schaumann. https://mormonmusic.org/mormon-artists/nathan-schaumann
Obwohl die eiserne Stange in den drei vorherigen Abschnitten nur einmal direkt genannt wird, könnten doch alle drei Beispiele von ihr berichten. Die Kinder, die mit allen Sinnen begeistert vom Mut Nephis singen, haben die eiserne Stange ergriffen. Eduard auf seinem Traumpfad zur Tempelstadt vermisst sie. Nephi, der die Prophezeiungen Jesajas vom kommenden Christus seinen Brüdern vorliest, gibt sie weiter. Das Evangelium oder die frohe Botschaft Christi ist die eiserne Stange, die uns immer wieder Halt gibt und letzlich zu unserer himmlischen Heimat führen wird.

(1) Wilhelm Busch, Was beliebt ist auch erlaubt, Hrsg. Rolf Hochhuth, im Bertelsmann Lesering







Dienstag, 19. September 2017

"Das ist nicht zu glauben"

... so titelten die RuhrNachrichten ihren Bericht über ein Essener Amtsgerichtsurteil wegen unterlassener Hilfeleistung. Vier Bankautomatenkunden waren, wie es die Überwachungskamera aufnahm, nacheinander gleichgültig über einen alten Mann hinweggestiegen, der im Eingangsraum lag, um ihre Geldgeschäfte zu erledigen, bis der fünfte endlich mit dem Handy den Notarzt rief und bei dem Gestürzten auf den Rettungsdienst wartete. Zwei dieser Kunden sehen ihre Verurteilung zu Geldstrafen nicht ein und wollen in Berufung gehen.
bei der Rettung der Handkarrenpioniere
Das Thema am letzten Sonntag https://www.lds.org/manual/doctrine-and-covenants-and-church-history-gospel-doctrine-teachers-manual?lang=deu hätte aufrütteln können, um sich niemals wegen unterlassener Hilfeleistung schuldig zu machen. Drei Achtzehnjährige
C.A. Huntington,
G.W. Grant und
D.B. Kimball
stehen in der Pioniergeschichte für heroischen Dienst, weil sie bei der Rettungsmission für die Handkarrenabteilungen Martin und Willie ihr Leben ließen, um die in höchste Not Geratenen zu retten. Präsident Gordon B. Hinckley sagte: "Die Geschichten von ihrer Rettung müssen immer und immer wieder erzählt werden. Sie handeln vom Wesenskern des Evangeliums Jesu Christi." (Fettdruck hinzugefügt) Der damalige Präsident Brigham Young soll gesagt haben: "Das ist meine Religion; das gebietet mir der Heilige Geist, der mit mir ist. Wir müssen sie retten."
Einsatz der "Helping Hands" in der Karibik
Nachrichten über die Hilfseinsätze für die Hurrikanopfer zu Anfang des Monats zeign mir, dass dieser Geist noch nicht erloschen ist. LDS NEWS berichtete: "Am Samstag, 9. September und am Sonntag, 10. September 2017, waren mehr als 11.000 Mormon Helping Hands im ehrenamtlichen Einsatz. Ausgerüstet mit Atemschutzmasken, Handschuhen, Arbeitsanzügen und Werkzeugen gingen die <Gelben Engel>, wie sie liebevoll genannt werden, ans Werk. Eingeteilt in Teams von je 10 Personen, werden so 2 bis 4 Häuser an 2 Tagen geschafft. So konnten mehr als 3000 (!) Häuser sach - und fachgerecht bearbeitet werden." Ein Katastrophenopfer erklärte:"Ohne die Mormonen wäre mein Haus verschimmelt und hätte abgerissen werden müssen. Ich hatte ein Angebot über 16.000 Dollar. Das Geld habe ich aber nicht. Die "Mormon Helping Hands" haben das an zwei Tagen geschafft. Sie sind für mich wahre Engel." Am Sonntag hatten sie vor ihrem Einsatz, der um 8 Uhr morgens begann, verkürzte Kirchenversammlungen abgehalten.
Was können wir tun, um Menschen in Not zu retten? Wir sollten an den Wert der Seelen sowie auch immer an die Armen und Bedrängten denken, was letztlich Nächtenliebe heißt. (siehe LuB 14:10, https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/14?lang=deu und BM, 3. Nephi 18:31 f, https://www.lds.org/scriptures/bofm/3-ne/18?lang=deu). Welche Verhaltensweisen sollten wir üben? Fleißig die Sichel einschlagen, dabei lernen, alles zu erdulden und zu ertragen sowie zu glauben, zu hoffen und zu lieben (LuB 4:4 f., https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/4?lang=deu). Mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter erinnerte uns schon Lukas an diese unsere Christenpflicht (vgl. NT, Lukas 10: 30-35, https://www.bibleserver.com/text/LUT/Lukas10. Unter dem Stichwort "Liebe" fand ich im Schriftenführer Folgendes: "Die Liebe zu Gott schließt Hingabe, Anbetung, Ehrfurcht, Mitgefühl, Barmherzigkeit, Vergebung, Mitleid, Gnade, Dienen, Dankbarkeit und Freundlichkeit ein." Mit Hilfe dieses Stichworts konnte ich meine Hinweise ergänzen: 
AT, Sprüche 17:17, https://www.bibleserver.com/text/LUT/Spr%C3%BCche17 
sowie KP, Mose 7:33, https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/7.33?lang=deu#p32.
Schützen wir uns so vor Lieblosigkeit, von der wir am Anfang lasen!

Donnerstag, 14. September 2017

Lernen und anwenden

Atommodell als Mobile
In Dänemark fand ich in einer Geschenkboutik ein mich anregendes Mobile, weil es die Elektronen eines Atoms in offenen Kreisbahnen darstellt. Ich war bisher von geschlossenen Elektronenbahnen ausgegangen, lernte nun aber, dass ein solches Modell auch mögliche Quantensprünge der Elektronen angemessen darstellt. Ich nenne  meinem Blog ja MOBILE und beschreibe in ihm mich bewegende Gedanken. Hin und wieder werde ich gefragt, warum ich überhaupt poste. Mit dem aktuellen Thema "Beständig lernen und sich weiterbilden" (https://www.lds.org/manual/teachings-of-presidents-of-the-church-gordon-b-hinckley/chapter-17-continue-in-the-great-process-of-learning?lang=deu) aus der Reihe "Lehren der Präsidenten der Kirche" kann ich erneut meine Absichten begründen.
Präsident Hinckley schildert, wie wichtig ihm für lebenslanges Lernen das Beispiel seiner Eltern war. Ich möchte meinen Kindern und Enkeln zeigen, dass es sich lohnt, soweit die Gesundheit es zulässt, bis ins hohe Alter hinein zu lernen. Als schwachem Menschen hilft mir jetzt freiwillige Verpflichtung anderen gegenüber, regelmäßig etwas Neues aufzunehmen (anfassen, hören, lesen oder sehen), mir darüber Gedanken zu machen und Gelegenheiten zu ergreifen, das Gelernte umzusetzen, indem ich darüber spreche, schreibe oder im praktischen Tun übe. Markiert habe ich mir die beiden Sätze: "Wir dürfen niemals aufhören zu lernen. Wir glauben an ewigen Fortschritt und dass dieses Leben ein Teil der Ewigkeit ist, das wir bis zum Ende lohnend verbringen sollen." Zusammenfassend empfiehlt uns neuzeitliche Offenbarung: "Trachtet nach Wissen, ja, durch Studium und auch durch Glauben."
(L.u.B. 88:118; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/88?lang=deu)
Wissen durch Studium erlangen, ist einsichtig, gelingt der Wissenserwerb aber auch durch Glauben? Präsident Hinckley zitiert Salomo: "Denn der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit und erwirb Einsicht mit allem, was du hast." (AT, Sprichwörter 4:7; https://www.bibleserver.com/text/LUT/Spr%C3%BCche4) Er fragt dann: "Welche Einsicht oder Erkenntnis?" und antwortet selbst: "Erkenntnis von uns selbst, vom Zweck des Lebens, von unserer Beziehung zu Gott, der unser Vater ist, von den großartigen Grundsätzen, die Gott uns gegeben hat und die seit Jahrhunderten dem Menschen die Stärke verliehen haben, wahren Fortschritt zu machen." https://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us11).
"Lernt von mir"
Diese Einsichten vermittelt uns das Evangelium Jesu Christi, das uns auffordert, von ihm zu lernen- (vergleiche NT, Matthäus 11:29; https://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us11)
Präsident Hinckley gibt uns zu bedenken, dass das Evangelium Christi "unsere weltliche Bildung bestens (ergänzt) und uns ... Charakter und eine Lebensfülle (verleiht), die auf keine andere Weise zustande kommen." Diese Lebensfülle scheine ich dankbar genießen zu dürfen. Das klänge egoistisch, wenn sich christliches Leben nicht in den zwei Gesetzen erfüllte, Gott und den nächsten genauso zu lieben wie sich selbst.
Sommerfest des Rolands


Nun noch zur Anwendung: Seit vielen Jahren arbeite ich verantwortlich im Dortmunder Zentrum für Familiengeschichte mit, ebenso im genealogischen Verein Roland zu Dortmund e.V.. In dieser Woche feierten wir das Sommerfest des Vereins im Kultursaal unseres Gemeindehauses. Hatte es früher große Bedenken von Vereinsmitglieder gegeben, an einem solchen Ort mit Tischgebet und ohne Alkohol zu feiern, so war das größte Lob nach dem Fest eine Bitte, im nächsten Jahr den Sommer wieder in diesen schönen Räumen ausklingen zu lassen.
Das von Gott gewollte lebenslange Trachten nach Wissen will ich abschließend mit zwei weiteren Schriftstellen belegen: "Nachdem ihr von diesem Licht gekostet habt, ist euer Wissen vollkommen? Siehe, ich sage euch: Nein ..." (BM, Alma 32:35: https://www.lds.org/scriptures/bofm/alma/32.34?lang=deu#p33)
"Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit—die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen."
(KP, Mose 1:39; https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/1.39?lang=deu#p38)
Immer werden wir zu lernen haben. Dabei ermöglicht uns irdisches Lernen, erworbenes Wissen anzuwenden.
Kartoffelernte 2017
Nachtrag zur Anwendung: Seit vielen Jahren versuchte ich, Kartoffeln für unseren jährlichen Bedarf auf einem Grabeland anzubauen, das mir ein Freund unterverpachtete. Im ersten Jahr begannen wir gemeinsam. Der Ertrag war so gering, dass er aufgab. Dann düngte ich das Feld mit Wurmkot, den ich durch Kompostierung von Küchenabfällen gewann. Der Ertrag stieg, doch die Wühlmäuse minderten den Ertrag erheblich. Ich lernte, dass Steckzwiebeln zwischen den Kartoffelpflanzen den Verlust durch Fraß wesentlich verminderte. Später musste ich den Wurmkot durch verrottetem Pferdemist ersetzen. Auf dem Bild sieht man vorne links im Topf die kleine Menge angefressener Kartoffeln und in der Mitte sowie rechts die klein gebliebenen, im Hintergrund aber die beiden Körbe mit großen Kartoffeln.

Dienstag, 5. September 2017

Meine Last ist leicht

Vorbemerkung: Den "Ohrwurm"-Beitrag gab ich auch der Geschäftsführung von LDS BOOKS zur Kenntnis, weil ich darin auf die Verlags-Publikation "Die Lieder der Heiligen" von K.L. Bennion verwiesen hatte. Darauf meldete sich der Verleger Erwin Roth und wir vereinbarten, dass ich von nun an monatlich einmal über einen Gedanken aus jeweils einem der Publikationen schreibe, der mich bewegt hat, um mit der Zeit einen Schatz zu heben, der in meinem Bücherregal schlummert.  Vielleicht regen diese Gedanken dazu an, die früheren Quartalsbände noch einmal in die Hand zu nehmen und selbst darin zu lesen oder die angesammelten Bände in einem Nachlass für die Familie weiter aufzubewahren
C.N. Okazaki (1926-2011)
Anfangen möchte ich mit "Nimm´s nicht so schwer!" von Chieko N. Okazaki, LDS BOOKS, Bad Reichenhall 1995. Diesen Band hatten unsere Freunde mit in den Urlaub gebracht und jeden Morgen haben wir mit einem Kapitel ihres geistigen Lichts in unseren Tag leuchten lassen. Schwester Okazaki stammte aus einfachsten Verhältnissen und wurde erste Asiatin auf der Führungsebene der Kirche. So kann man von ihr lernen, wie gesellschaftliche Schranken zu überwinden sind und die Vielfalt einer multikulturellen Lebensraums als Bereicherung erfahren wird. Sie hatte buddhistische Glaubenswurzeln und konnte im Regenbogen Christus nicht nur in Richtung des Bogens als Brückenbauer sondern auch quer dazu in den vielfältigen Spektralfarben als Vermittler erkennen. "Was ist ein Regenbogen? Ein Regenbogen ist eine besondere Erscheinungsform von Licht. Was hat Gott als erstes ... geschaffen? ... Licht ... Ich möchte dasselbe sagen: <Es werde Licht!> - Licht in allen Farben - Rot, Orange, Gelb, Grün Blau und Violett." (S. 11; vgl. AT, Genesis 1:3; https://www.bibleserver.com/text/EU/1.Mose1)
Das vorliegende Buch ist zuerst für Frauen geschrieben, denn es sind vor allem überarbeitete Ansprachen, die Chieko Okazaki auf Schwesternkonferenzen gehalten hat. Für Männer ist es ebenfalls lesenswert, weil sie das vorbildliche Verhalten ihres für sie zu früh verstorbenen Ehepartners Ed beschreibt: "Ed und mir wurden viele wunderbare Gelegenheiten zuteil, anderen zu dienen ... Ed war der erste Amerikaner japanischer Abstammung, der ... Verwaltungsdirektor der Heimhilfe des Roten Kreuzes in Salt Lake City wurde." (S. 96)
Schwester Okazaki war Grundschullehrerin. So konnte sie auch Kinder ansprechen. Eine kleine Begebenheit zu Schuljahrsanfang scheint kaum bemerkenswert. Sie ruft eine Erstkläßlerin auf und sagt, als diese zu ihr kommt: "Beth Benson - du hast deine Haarschleifen ja ganz besonders schön gebunden!" Beth sagte: "Mein Papa ist ein Apostel der Kirche." (S. 47) Erwähnenswert ist für mich diese Behgebenheit, weil ich Beth Benson als junge Frau bei der Vorbereitung einer Freudecho-Tagung in Frankfurt als Tochter des damaligen Gebiets- und späteren Präsidenten der Kirche persönlich kennenlernte. Sie war zuständig für die Choreografie der Volkstänze, die bis zur farblichen Abstimmung der Tanzkleider reichte.
Ich halte das Buch auch für Jugendliche lesenswert, weil es vielfältig ermutigende Orientierung gibt.
So empfiehlt die Autorin z.B., stete nach Gelegenheiten zum Dienen zu trachten. "Ich habe schon erzählt, wie ich .... für meine Mutter die Kohlenschaufel holte oder ihr beim Geschirrtrocknen half oder die Wäsche ausspülte, ehe sie sie auf dem Scheuerbrett scheuerte. Dadurch bekam ich einen Blick dafür, was noch getan werden musste, und ich lernte etwas zu tun, ohne dazu aufgefordert oder eingeladen worden zu sein." (S. 100)
Geradezu kostbar sind Okazakis Gedanken, die uns auffordern, Christus die Tür zu öffnen, denn nur so kann sich die Verheißung des Buchtitels erfüllen, dass die Last, die Christus uns aufgibt zu tragen, leicht ist. "Wenn wir Gott mit aller <Macht, ganzem Sinn und aller Kraft> lieben, dann steht uns die Tür offen. ... Jesus (sagt) noch etwas zu dieser Tür: <Ich stehe vor der Tür und klopfe an> ... und warte. Er wartet, bis wir seine Stimme hören und die Tür öffnen." (S. 149; vgl. NT, Offenbarung 3:20; https://www.bibleserver.com/text/EU/Offenbarung3)
Schwester Okazaki folgert daraus: "Anstatt unser religiöses Leben in ein Extrazimmer zu verbannen, sollten wir es als Farbe an den Wänden all unserer Zimmer betrachten. ... Unser geistiges Leben sollte unser Leben selbst sein, und nicht nur ein Teil unseres Lebens." (S. 152) Das Gebet ist das Mittel schlechthin, durch das man die Tür ... öffnet. ... Der Vater im Himmel (will) nicht nur schöne Gebete hören. Er möchte echte Gebete hören, echte und ehrliche Gebete." (S. 162)
In einem Nachwort beschreibt Schwester Okazaki, wie ihr Christus in der schwersten Lebensphase half, als Ed durch einen Herzinfarkt plötzlich von ihrer Seite und aus dem Leben gerissen wurde.
Ich lege dieses Buch dankbar ins Regal zurück und hoffe, dass ich jetzt öfter darauf zurückgreife sowie dass es spätestens in meinem Nachlass freudig wieder entdeckt wird.