Mittwoch, 25. Januar 2017

Kleines Glück


(Begrüßung der Gäste zur goldenen Hochzeit am 21. Januar 2017)
Liebe Familie hier und in Kitchener, liebe Geschwister, liebe Gäste,
überaus groß ist unsere Freude, dass Ihr alle der Einladung gefolgt seid,
mit uns goldene Hochzeit zu feiern.
Alle sind, wie wir annehmen, gerne gekommen, denn mannigfache Begegnungen und gemeinsame Erfahrungen haben Bindungen und Wertschätzungen geschaffen, die uns in Dankbarkeit miteinander feiern lassen.
Die weiteste Anreise hier in Deutschland hatten unsere Gäste aus Heidelberg, Mainz und Frankfurt aus dem Süden sowie Neumünster und Sandbostel aus dem Norden. Aber auch in Kitchener haben viele weite Anreisewege durch das winterliche Canada und die USA nicht gescheut, um bei diesem besonderen Anlass anwesend zu sein. Viola Nabrotzky Fong ist dorthin sogar von Californien aus eingeflogen (1).
Als wir die Einladung zum heutigen Fest entwarfen, rückte das „kleine Glück“ ins Blickfeld, das uns Lea auf dem Treffen der Familie im letzten Jahr skizzierte und das seitdem als Bild über meinem Schreibtisch hängt. Das kleine Glück ist darauf fünffach zu sehen, empfunden bei einem schönen Film, freundlichem Lächeln, kleiner Auszeit, guter Tat und leckerem Eis. 
Wir baten Lea, dieses Glück auf die Familie zu projizieren und so ist es nun zehnfach zu sehen, verkörpert durch ein jedes unserer Enkelkinder.
Pirkko und Tammo noch in Pampers, wobei Letzterer schon das kleine Glück erfährt, sich von ihnen zu befreien. Dann Mia, Emma sowie Okke: Mia ist die ruhigere, während Emma sich mit viel Temperament das Leben erobert. Okke hatte sich mit Harry Potter als Erstlektüre selbst das Lesen beigebracht. Ihnen folgen Lasse, unser Geograph, und Marie, die Gourmetköchin. Hannah spielt erfolgreich Basketball und ist allseits beliebt unter ihres Gleichen. Unsere ältesten Enkel sind Jule und Lea, die jetzt beide im Abitur stehen. Jule liebt Musik und zieht sich gerne auch mal in ihre Welt zurück. Lea ist unsere Künstlerin, muss sich aber mündlich in Mathematik prüfen lassen, sicherlich eine Extremstelle für sie.
Auf der Innenseite der Einladung konnten wir den Spruch lesen, welcher Lea inspirierte: „Kleines Glück ist immer da, man muss es nur ergreifen.“ Ursprünglich hatten wir in der Einladung auch die Fixpunkte größten Glücks mit beschreiben wollen, die großen T´s in unser beider Leben: die Taufe von Heike in Hamburg 1959 und meine 1962 in  Kitchener. Sie waren Voraussetzung für unser Zusammentreffen während meiner Hamburger Studienzeit, unserer standesamtlichen Trauung 1967 ebendort und der Tempeltrauung 1969 in der Schweiz. Auch kleines Glück kann man nicht erfahren, wenn nicht die Voraussetzungen dafür stimmen.
Ein Pastor hatte mir den Konfirmationsspruch mit auf den Lebensweg gegeben: Die Welt und ihre Begierde vergeht; Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit (1. Joh. 2:17). Die Tempeltrauung beseitigte in mir den letzten Zweifel daran, dass  dieser Spruch wahr ist. Entscheidend war es dann, den bei Taufe und Eheschließung gegebenen  Versprechen ein Leben lang, durch alle Klippen hindurch, treu zu bleiben. Wir empfinden es als  großes Glück für uns selbst und die nachfolgenden Generationen, es geschafft zu haben! Dafür sind wir sehr dankbar, denn es war und ist keineswegs selbstverständlich, so gesegnet zu werden.
Wir denken dabei vor allem an jene, denen dieses Glück nicht beschieden war. Noch kürzlich erfuhren wir vom Tod des ersten Dortmunder Pfahlpräsidenten Klaus Hasse, dessen Sohn Hartmut am Tag unseres Umzugs nach Aplerbeck bei einem Unfall auf der B 1 ums Leben kam. Wir haben auch in der eigenen Familie den Tod von Heikes Schwestern Ulla und Sybille sowie den aller meiner Geschwister verkraften müssen. –
Nur wenige Lebenswege führen zu einer goldenen Hochzeit. Diesen glücklichen Umstand wollen wir gemeinsam feiern. Zunächst mit einer kleinen Andacht, in der Geschwister Peter und Ilona Berkhahn zu uns sprechen werden,  die mit zu den engsten Jugendfreunden aus Hamburger Zeit in der Gemeinde Eppendorf gehören.
Das von unseren Kindern gestaltete Programm folgt. Es wird auch für uns eine Überraschung sein. Wir freuen uns sehr darauf.
Danach öffnet das Bufett, das unsere Gaumen erfreuen soll und Gelegenheit zu ungezwungenem Gedankenaustausch geben wird. Genießt mit uns diese gemeinsame Zeit. Wir sind sehr glücklich, mit Euch zusammen zu sein.
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Technikteam in DO: Ingo Werner und Andreas N.
Ed(mund) Nabrotzky
                                                               (1) Wir hatten erstmals ein virtuelles transatlantisches Familientreffen  via Skype zwischen den Pfahlhäusern in Dortmund und Kitchener, Ontario, Canada organisiert. So konnten die Canadier das Programm hier mit erleben und umgekehrt auch Grußworte an uns richten. In Canada hatte Neffe Edmund Nabrotzky zu der "reunion" eingeladen und dafür gesorgt, dass alles klappte. Deshalb danken wir ihm dafür ganz besonders.



Sonntag, 8. Januar 2017

Verbindlichkeit

Zu meiner Überraschung habe ich in der Redezeit von WDR 5 ein Gespräch zwischen Thomas Koch und dem Philosophen Maximilioan Probst über sein Buch "Verbindlichkeit. Plädoayer für eine unzeitgemäße Tugend" verfolgen können (http://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/neugier-genuegt/redezeit-probst-100.html).
Im Vorspann hieß es: "Ein guter Vorsatz für das neue Jahr? Der Philosoph Maximilian Probst schlägt mehr Verbindlichkeit vor. Er denkt dabei an eine "neue" Verbindlichkeit – die ein Gegenpol sein könnte zur digitalen Dauerverfügbarkeit."
Was mich bei diesem Thema bewegt, ist die Einsicht, dass ohne Streben nach Verbindlichkeit mein Leben wie ein schwankendes Rohr und damit wahrscheinlich erfolglos geblieben wäre. Der Autor meint dabei eine neue Verbindlichkeit, die frei gewählt und nicht durch traditionelles Rollenverhalten vorgegeben ist. So neu kann sie jedoch nicht sein, denn schon vor 50 Jahren war mir diese Einsicht gekommen. Nach dem auch geistigen Zusammenbruch des Nationalsozialismus, den ich an meinem Vater erlebte, war zu fragen, nach welchen Werten sich mein eigenes und das Leben meiner zukünftigen Familie richten sollte. Letzlich waren es christliche Werte, die ich in der wiederhergestellten Kirche Jesu Christi fand. Die Taufe war für mich ein Versprechen, eine frei gewählte verbindliche Handlung, ein Bund mit dem Vater im Himmel. Sie forderte von mir ein rechtschaffenes Leben nach althergebrachten, bewährten Geboten. Für eine solche Lebensführung wurde mir die Begleitung durch den Heiligen Geist verheißen, einem Beistand, dem ich zu jener Zeit kaum Bedeutung zumessen konnte, weil mir noch das notwendige Vertrauen fehlte. Mit den Jahren habe ich den Trost erfahren, der mir gläubiges Vertrauen zurückgab. In gleicher Weise hat mich die Ehe stabilisiert. Die Verbindlichkeit des Ehebunds war die Voraussetzung für ein gedeihliches Familienleben.
Probst meint allerdings, dass eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte alte und damit nicht zeitgemäße Verbindlichkeit schaffe. Wenn die reformierten (wiederhergestellten) christlichen Werte zu den traditionellen gehören, dann habe ich die Erfahrung  gemacht, dass sie sehr wohl auch heute lebensbedeutsam sind. Er setzt dagegen mehr auf eine neue Verbindlichkeit, die gespeist wird aus dem bewahrenden Gestaltungswillen in einem zukünftigen globalen Lebenswelt. Wo z. B. zunächst unverbindliche Zielsetzungen Ergebnisse von Weltklimakonferenzen gewesen sind, werden heute verbindliche und kontollierbare Daten vereinbart.
Mein persönlicher Blick in die Zukunft ist auf ein ewiges und deshalb glückliches Leben in der Gegenwart Gottes gerichtet. Dieses setzt Verbindlichkeit oder Bündnistreue voraus. Ich freue mich, dass dieser Tugend wieder Aufmerksamkeit geschenkt wird.
In der Kirche studieren wir in diesem Jahr das Standardwerk "Lehre und Bündnisse", eine von fünf Heilgen Schriften der Kirche. Mir ist im Zusammenhang mit Verbindlichkeit aufgefallen, dass es nicht Lehren, d.h. einige unter vielen sind, mit denen wir uns beschäftigen werden, sondern dass es die verbindliche Lehre oder, wie wir auch sagen, das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi ist, auf dessen Grundlage die Bündnisse mit der Vollmacht des Priestertums geschlossen werden.